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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)
Autoren: Joelle Charbonneau
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für sie abgesperrt ist. Als sich alle Klassen neben dem Podium aufgebaut haben, spricht Magistratin Owens über das neue Eisenbahnsystem, das zwischen Tosu-Stadt und zehn der übrigen Kolonien eingerichtet worden ist. Es gibt Pläne, das Schienennetz weiter auszubauen, bis alle Kolonien mit der Bahn zu erreichen sind. Von meinem Platz auf dem Podest aus kann ich sehen, wie aufgeregt die Leute angesichts dieser Nachricht sind. Als Magistratin Owens damit fertig ist, Mitteilungen vom Vereinigten Commonwealth zu übermitteln, fordert sie unsere Projektleiter für Wasser, Strom, Ackerbau und andere Kultivierungsprogramme auf, weitere Ankündigungen zu machen. Das Ganze dauert über eine Stunde und reicht von Ermahnungen zum sparsamen Gebrauch von Wasser bis zu der Suche nach Freiwilligen für den Bau von neuen Unterkünften für frisch verheiratete Paare. Selbst mein Vater berichtet von einer neuen, schmackhafteren Kartoffelsorte, die sein Team entwickelt hat.
    Ich blinzele und versuche, mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Nicht darüber, dass es eine neue Kartoffelsorte gibt, denn das wusste ich bereits. Die bisherige Züchtung hat eine harte Schale von über einem halben Zentimeter, und sie verfärbt sich schwarz, sobald sie mit der Luft in Berührung kommt. Das hat irgendetwas mit der genetischen Veränderung zu tun, für die Dad verantwortlich war und mit der er dafür gesorgt hat, dass überhaupt Kartoffeln in dem verseuchten Boden gedeihen konnten. Eigentlich schert sich niemand um die schwarze Schale. Wenn man sie erst mal weggeschnitten hat, dann kann man die Kartoffel gefahrlos essen. Zeen jedoch hat sich an einer neuen Variante versucht und ist überaus erfolgreich gewesen. Also nein, es ist nicht so, dass die Kartoffel mich verblüfft. Es sind Dads Worte, mit denen er sie ankündigt. Erst am vergangenen Abend hat er uns erzählt, dass der Ruhm für diese Entwicklung Zeen allein gebührt.
    Doch davon ist heute nichts zu hören. Zeens Name wird überhaupt nicht erwähnt.
    Ich recke den Hals und versuche, Zeen in der Menge ausfindig zu machen. Sieht er enttäuscht aus? Dies hätte ein Triumph für ihn werden sollen. Ob er ebenso verwirrt ist wie ich? Ich entdecke ihn, an einen Baum gelehnt, inmitten der applaudierenden Menge. Etliche Leute schlagen ihm anerkennend auf den Rücken, weil er ein Mitarbeiter in Dads Team ist. Aber ich lasse mich von seinem Lächeln nicht täuschen. Seine zusammengebissenen Zähne und seine schmalen Augen verraten mir mehr als Worte, dass er gekränkt ist.
    Unter weiterem Beifall verlässt Dad die Bühne, und unsere Lehrerin übernimmt seinen Platz. Mein Magen verkrampft sich, und mein Atem geht schneller. Jetzt ist der Moment gekommen. Gleich werde ich aus der Schule verabschiedet.
    Miss Jorghen dreht sich mit einem Lächeln zu uns um, dann spricht sie ins Mikrofon: »Ich bin sehr stolz darauf, die Namen derjenigen zu verkünden, die heute ihre Schulzeit hinter sich lassen und ins Erwachsenenalter übergehen.«
    Dann liest sie die Namen der Reihe nach vor. Einer nach dem anderen marschieren meine Klassenkameraden in die Mitte der Bühne, schütteln Magistratin Owens die Hand und kehren dann auf ihren Platz zurück. Wir werden alphabetisch aufgerufen, also bin ich erst ganz am Ende dran.
    »Malencia Vale.«
    Meine Beine sind wackelig vor Aufregung und steif vom langen Herumstehen. Ich laufe nach vorn und gebe Miss Jorghen und der Magistratin die Hand, während die Menge klatscht. Daileens Hochrufe übertönen alle anderen, und als ich ihr Lächeln sehe, lächele ich zurück. Mein Herz pocht wie verrückt. Ich bin jetzt offiziell erwachsen. Ich habe es geschafft.
    Noch immer mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht kehre ich an meinen Platz inmitten meiner Klassenkameraden zurück, während Magistratin Owens wieder ans Mikrofon tritt. Die Menge wird still, und mein Magen krampft sich vor Aufregung zusammen. Ich balle meine Hände zu Fäusten und lockere sie wieder, um die gespannte Erwartung in den Griff zu bekommen. Falls irgendein Schüler für die Prüfung ausgewählt worden ist, dann ist dies der Moment für die Verkündung. Ich recke meinen Hals und versuche, ein unbekanntes Gesicht in der Menge auszumachen, das zu dem angeblich anwesenden Abgesandten aus Tosu-Stadt gehören könnte.
    Aber es gibt keinen offiziellen Vertreter aus Tosu. Magistratin Owens wirft uns ein strahlendes Lächeln zu und sagt: »Meine Glückwünsche gehen an alle Schüler und ganz besonders
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