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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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in mich aufsaugen.
    Wir kommen an einem großen Stadion vorbei, und nur Minuten später wird der Gleiter langsamer, bis er schließlich vor einem massiv gebauten, glänzenden Gebäude aus schwarzem Stahl und Glas zum Halten kommt. Es ist von üppigem Grün und Blumen umgeben, aber auch die Vegetation mildert nicht im Geringsten die Kälte der beeindruckenden Fassade. Ein kleines Bronzeschild am Eingang verrät uns, wo wir uns befinden: am Prüfungszentrum.
    Die Tür des Gleiters öffnet sich, und wir vier springen hinaus. Ich lasse meinen Blick an dem hohen Bauwerk hinaufwandern, dann bleibt er an der schweren stählernen Tür des Hauptgebäudes hängen, und mein Magen verkrampft sich. Plötzlich spüre ich eine warme Hand auf meiner Schulter. Tomas. Allein das Wissen, dass er neben mir steht, hilft mir dabei, die aufsteigende Panik in den Griff zu bekommen.
    »Hier.« Michal reicht mir die Tasche, an der mein Erkennungszeichen befestigt ist. »Achte darauf, dass du sie nicht aus den Augen lässt.« Als er das sagt, ist seine Stimme sehr leise und ruhig. Er sucht meinen Blick. Da ist keine Spur von einem Lächeln, das mich auf die Idee hätte bringen können, er habe einen Scherz gemacht. Seine Worte waren todernst gemeint. Ich soll meine wenigen Besitztümer immer bei mir behalten, egal was kommt.
    Dann ist der Moment vorbei. Michal dreht sich wieder um, und seine Stimme ist dröhnend und laut, als er sagt: »Sobald wir eingetreten sind, werden euch eure Schlafquartiere und eure Zimmergenossen zugeteilt. Die meisten anderen Kandidaten sind schon hier, denn ihre Gleiter hatten keine maschinellen Probleme. Die letzten Prüflinge werden irgendwann im Laufe des Abends eintreffen.« Er strahlt uns an und fragt: »Seid ihr bereit hineinzugehen?«
    Darauf gibt es nur eine richtige Antwort: »Ja«, antworten wir alle einmütig.
    Michal nickt und drückt sechs Knöpfe auf einer kleinen Tastatur neben dem Eingang. Ein Klicken ertönt, dann schwingt die Tür auf, und wir folgen Michal ins Innere des Prüfungszentrums. Tomas ist der Letzte, der die Schwelle überschreitet, und praktisch im selben Augenblick fällt die Tür hinter ihm wieder zu. Das Schließgeräusch mischt sich in unsere ersten Eindrücke vom Ort der Auslese, welcher, um ganz ehrlich zu sein, eine ziemliche Enttäuschung ist. Der Eingangsbereich ist nur schwach beleuchtet; ich sehe weiße Wände und einen schäbigen, tristen Fußboden. Zwei graue Holzstühle befinden sich in einer Ecke, und sie stehen sich so gegenüber, dass der Eindruck eines Rückzugsortes für entspannte Gespräche entsteht. Allerdings sehen die Stühle so aus, als ob sie noch nie benutzt worden wären, und auch wir ändern daran im Augenblick nichts, denn Michal führt uns einen langen hellgrauen Flur hinunter zu einer ganzen Reihe von Aufzügen. Ich habe noch nie einen benutzt, aber ich habe darüber gelesen und mich mit ihrer Konstruktion beschäftigt.
    Kaum dass Michal den entsprechenden Knopf gedrückt hat, öffnen sich auch schon die Türen, und wir schieben uns alle in die Kabine. Wutsch . Innerhalb von Sekunden huschen die Ziffern von eins bis fünf vorüber. Es gibt ein kurzes klingelndes Geräusch, dann schieben sich die Türen wieder auf und geben den Blick frei auf eine große, elektrisch beleuchtete Lobby mit glänzenden weißen Fliesen. Die Wände ringsum sind blau gestrichen, aber die gegenüberliegende Wand besteht vollständig aus Glas, sodass wir einen ersten Eindruck von dem großen Raum dahinter gewinnen, in dem sich jede Menge Tische, Stühle und Menschen drängeln. Menschen in unserem Alter. Mein Magen zieht sich zusammen. Dutzende und Aberdutzende von weiteren Prüfungskandidaten.
    Ein Räuspern lenkt meine Aufmerksamkeit auf eine ausgesprochen große Frau mit langen weißen Locken und einer Brille mit runden goldgeränderten Gläsern. Sie sitzt hinter einem großen Holzschreibtisch, lächelt uns entgegen und steht auf. Als sie das Wort ergreift, lässt meine Anspannung schlagartig nach. Ihre Stimme ist warm und freundlich, als sie uns in Tosu-Stadt willkommen heißt und uns dazu gratuliert, dass wir für die Auslese ausgewählt wurden. »Die meisten der übrigen Kandidaten sind bereits gestern oder früher am heutigen Tage eingetroffen. Das Abendessen wird im Saal hinter mir serviert. Ihr könnt euch frisch machen und eure Sachen in eurem Zimmer abstellen, oder aber ihr gesellt euch gleich zu den anderen.«
    »Ich möchte sofort zum Essen gehen«, sage ich schnell.

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