Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)
die Tüten mit Rosinen und die Brötchen wandern Stück für Stück in meine Tasche. Ich warte, bis meine Freunde satt sind, und verstaue ebenfalls alles bei mir, was sie übrig gelassen haben. Warum? Ich weiß es nicht. Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich gar nichts mehr weiß. Nur, dass es besser ist, auf alles vorbereitet zu sein, als ohne Vorsichtsmaßnahmen in die nächste Prüfung zu stolpern.
Ich merke, dass die meisten Kandidaten im Speisesaal bleiben, bis man uns auffordert zu gehen. Die gestrige Feier ist nichts als eine ferne Erinnerung.
Heute sind wir nur froh, dass wir immer noch am Leben sind.
Wir kehren in unsere Quartiere zurück. Ich schlafe mit brennendem Licht ein in der Hoffnung, dass Malachi und Boyd sich in meinen Träumen nicht zu Ryme und Gill gesellen. Aber Malachi kommt. Sie kommen alle. Nur dieses Mal gilt die schreckliche Angst in ihren Augen mir. Sie warnen mich, ich solle vorsichtig sein. Ryme schärft mir ein, niemandem zu trauen. Malachi singt mir ein Lied von zu Hause vor.
Die nächtliche Angst findet ihren Höhepunkt bei der morgendlichen Durchsage. Als es Zeit wird, sich zum Frühstück einzufinden, rede ich mir ein, dass ich für den Tag gewappnet bin, ganz gleich was er bringen mag.
Will wirft mir ein Lächeln zu, als ich an unserem Tisch Platz nehme. Seine Augen sind traurig, aber er sieht nicht mehr krank aus. Welche seltsame Pflanze auch immer er verspeist hat, sie hat seinen Körper wieder verlassen. Er flüstert mir einen leisen Dank zu und erzählt, dass sich Tomas’ Zimmerkamerad hat behandeln lassen. Er ist noch immer nicht wieder da.
Ich zwinge mich zu essen, und dieses Mal sehe ich, dass auch jemand anders Lebensmittel in seine Tasche steckt. Tomas sieht, was ich bemerkt habe, und nickt mir bestätigend zu, als der Lautsprecher zu knacken beginnt.
»Gratulation an alle Kandidaten, die die Teamphase der Auslese erreicht haben. Für diesen Prüfungsteil werdet ihr in Fünfergruppen eingeteilt. Aufgrund der Zahl der verbleibenden Kandidaten wird es eine Gruppe geben, die aus nur vier Mitgliedern besteht. Wenn ihr euren Namen hört, geht ihr bitte auf den Gang hinaus und schließt euch dort eurer Testgruppe an. Viel Glück euch allen.«
Wir sitzen zu fünft an unserem Tisch. Mir bleibt nicht einmal Zeit für die verrückte Hoffnung, dass wir alle in einer Gruppe landen könnten, denn schon wird Tomas zusammen mit vier anderen aufgerufen, deren Namen ich nicht kenne. Tomas streichelt mir kurz über den Arm, als er sich seine Tasche über die Schulter streift und aufbricht. Einige Minuten vergehen, ehe das nächste Team verkündet wird. Will und Zandri versprechen mir, dass wir uns später wiedersehen werden, und verschwinden durch die Tür.
Nicolette und ich starren einander an, während Gruppe für Gruppe den Saal verlässt. Schließlich wird Nicolettes Name zusammen mit vier anderen verlesen. Sie und ich werden auch die nächste Prüfung nicht gemeinsam durchstehen. Ein plötzlicher Schreck durchfährt mich und lässt das Frühstück in meinem Magen verklumpen, als ich den Blick durch den Raum wandern lasse und sehe, dass der Junge mit dem struppigen Haar, der Malachi an unserem ersten Tag zum Stolpern gebracht hat, noch am Tisch sitzt. Sowohl er als auch ein großer, muskulöser blonder Junge und ein rothaariges Mädchen, an das ich mich vom schriftlichen Teil der Prüfungen her erinnere, werden bei dieser Testphase in meiner Gruppe sein. Wir bilden das einzige Team, das nur aus vier Kandidaten besteht.
»Warten wir darauf, dass wir aufgerufen werden, oder ersparen wir ihnen die Arbeit?«, fragt die Rothaarige.
Ich lächele sie an und stehe auf: »Wenn wir jetzt noch nicht wissen, wer in unserer Gruppe ist, gehören wir ganz bestimmt nicht hierher, oder?«
Die beiden Jungen bleiben sitzen, aber die Rothaarige steht auf. Gemeinsam gehen wir auf den Flur hinaus, wo sie mir ihre Hand entgegenstreckt. Auf ihrem Armband sehe ich einen Halbkreis, der vom achtzackigen Stern-Symbol umschlossen ist, das wir beide gemeinsam haben.
»Annalise Walker. Grand-Forks-Kolonie.«
»Cia Vale. Five Lakes.«
Sie grinst mich breit an. »Ich weiß. Alle, die aus meiner Kolonie hier sind, haben sich bislang für kein anderes Gesprächsthema als die Kandidaten aus Five Lakes interessiert.«
Ich zucke innerlich zusammen. »Was haben sie denn gesagt?«
»Die meisten waren der Meinung, ihr wärt keine ernst zu nehmende Konkurrenz. Sie setzen kleine Kolonien mit geistiger
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