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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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auch schon auf und sagt: »Ich sehe euch dann nach der Prüfung.« Er drückt die Klinke an der Tür unter der grünen Lampe runter und geht hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Das Licht wird rot. Wir warten.
    Zuerst versuchen wir, uns zu unterhalten. Annalise fragt Brick, wo er herkomme, und er erzählt uns, dass er aus der Roswell-Kolonie stammt. Seine Eltern haben beide einen Universitätsabschluss. Sie arbeiten auf einer früheren Militärbasis, wo sie gemeinsam Waffen und Sicherheitsmaßnahmen für Kolonien entwickeln, die unter Angriffen von wilden Tieren leiden. Kein Wunder, dass er bei der Frage zu Atomwissenschaften keinerlei Probleme hatte.
    Die Minuten verstreichen, und unsere Konversation wird mühsamer. Immer größer werden die Zeiträume zwischen den einzelnen Fragen. Die Antworten fallen zunehmend kürzer aus, und schließlich verstummen wir ganz. Wir warten schweigend darauf, dass das Licht wieder umschaltet.
    Es gibt keine Uhr im Raum. Auch kein Fenster, sodass wir am Stand der Sonne die Tageszeit hätten abschätzen können. Es gibt keine Möglichkeit herauszufinden, ob die Zeit, die bereits vergangen ist, so lang ist, wie es sich anfühlt. Meine Schultermuskeln verkrampfen. Ich sehe, dass Annalise ihren Hals hin und her dreht, um eine Verspannung zu lockern. Brick ist der Einzige, dem die Warterei nichts auszumachen scheint.
    Er schließt die Augen.
    Annalise kaut an ihrem Daumennagel.
    Ich recke und strecke mich.
    Jede Minute fühlt sich an wie zehn. Keine Sekunde lasse ich das Licht aus den Augen.
    Und endlich springt es um. Annalise steht auf und lächelt. »Ich bin dran. Ich wette, ich kann meine beiden Aufgaben schneller lösen als Roman sein eines Problem.« »Überstürze nichts«, warne ich sie und merke, wie meine Wangen sich röten, als mir auffällt, dass es geklungen haben könnte, als wenn ich sie kritisieren wollte. »Es macht uns nichts aus zu warten«, füge ich hastig hinzu. »Lass dir so viel Zeit, wie du benötigst.«
    Annalises Lächeln versiegt, als sie meinen Blick auffängt. Tief in ihren Augen sehe ich die Nervosität und die Furcht, die hinter ihrer vorgespielten Forschheit lauern, die ich in der kurzen Zeit, die wir uns erst kennen, schon zu bewundern begonnen habe. Dann kehrt ihr Lächeln zurück, und sie nickt. »Ich verspreche euch, dass ich Aufgabe zwei und drei im Handumdrehen lösen werde. Der Rest liegt dann bei euch beiden.«
    Die Tür schließt sich hinter ihr. Das rote Licht flammt wieder auf. Und auch das Schweigen ist zurückgekehrt. Brick sitzt reglos da. Seine ruhige, gelassene Art hat den gegenteiligen Effekt auf mich. Ich stehe auf und tigere im Raum auf und ab. Plötzlich knurrt mein Magen. Ich bin mir ganz sicher, dass die Mittagszeit lange vorbei ist. Es ist offenkundig, dass wir bis zum Ende des Tests nichts zu essen bekommen werden. Vielleicht ist ja auch das ein Teil der Prüfung: zu sehen, ob die Kandidaten sich dann immer noch konzentrieren können, wenn sie hungrig sind.
    Meine Mutter hat stets darauf bestanden, dass ich morgens alles aufesse, was auf meinem Teller liegt, wenn an dem betreffenden Tag eine wichtige Prüfung anstand. Sie sagte immer, dass Gehirn und Körper Energie bräuchten, um Höchstleistungen vollbringen zu können. Ich krame in meiner Tasche nach meinen gehamsterten Vorräten und versuche, mich zwischen einem Rosinen-Nussbrötchen und einem Apfel zu entscheiden. Da sich das Brötchen leichter mit Brick teilen lässt, will ich es gerade herausnehmen, als mir auffällt, dass ich mich auch am ersten Abend der Auslese dafür entschieden hatte. Ich zähle die Tage zurück. Weniger als eine Woche ist vergangen, doch nichts ist mehr so, wie es an jenem Abend war, als wir vier aus Five Lakes ankamen und uns unseren Tisch suchten. Malachi lebt nicht mehr, und ich arbeite in einer Gruppe mit dem Jungen, der ihn hatte zu Fall bringen wollen. Hatte Roman sein Bein aus Bosheit ausgestreckt? Aus Spaß? Hat er vielleicht geglaubt, er würde Malachi so einschüchtern, dass der schlechter bei den Prüfungen abschneiden würde, als er eigentlich in der Lage wäre, wodurch sich Romans Chancen auf einen Universitätsplatz erhöhen könnten? Vielleicht. Allerdings: Roman hatte heute nur eine einzige Aufgabe richtig. Wie schlau kann er da schon sein? Seine Antwort auf die letzte Frage ist so unlogisch gewesen, dass ich es mir nur schwer erklären kann, wie er überhaupt so weit hat kommen können.
    Augenblick mal.
    Ich nehme das Heft mit dem

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