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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)
Autoren: Joelle Charbonneau
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besorgte Mutter für diesen Termin verantwortlich ist. Hat sie Kontakt zu Magistratin Owens aufgenommen und sie gebeten, mir zu helfen, oder ist es auch für andere offensichtlich gewesen, dass ich keine Ahnung habe, welchen Karriereweg ich einschlagen soll? Die Vorstellung, dass meine Enttäuschung auch außerhalb der Familie zu spüren gewesen ist, lässt mir die Schamesröte ins Gesicht steigen.
    Ich bereite mich innerlich auf einen Vortrag vor, fahre mir mit den Händen durch die Haare und streiche meine weiße, kurzärmlige Tunika und die graue Hose glatt, ehe ich an die Vordertür der Magistratin klopfe.
    »Oh, gut. Du hast es also noch geschafft.« Magistratin Owens schenkt mir ein Lächeln, das ihre Augen aber nicht erreicht. »Komm doch herein, Cia. Alle anderen sind schon da.«
    Alle anderen?
    Magistratin Owens führt mich in ein großes, mit Teppichen ausgelegtes Wohnzimmer, und vier Gesichter wenden sich mir zu, um mich zu mustern. Die drei jungen Leute, die dort sitzen, sind mir vertraut. Da ist der gut aussehende Tomas Endress mit den grauen Augen. Der schüchterne, aber süße Malachi Rourke. Die wunderhübsche, künstlerisch begabte Zandri Hicks. Sie alle haben mit mir gemeinsam die Abschlussklasse besucht. Es sind Menschen, die ich schon beinahe mein ganzes Leben lang kenne. Die vierte Person hingegen habe ich noch nie gesehen.
    Tomas bedeutet mir mit einer Geste, neben ihm Platz zu nehmen, und wirft mir ein Lächeln zu, das Grübchen auf sein Gesicht zaubert. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dieses Lächeln nicht zu erwidern. Magistratin Owens durchquert den Raum, stellt sich neben den Fremden und sagt: »Danke, dass ihr alle so kurzfristig kommen konntet. Ich möchte mich entschuldigen, dass ich euch aus den Feierlichkeiten in euren Familien herausreiße, aber das ließ sich leider nicht vermeiden.« Ihre Blicke wandern durch den Raum und ruhen einen Moment lang auf jedem Einzelnen von uns. »Dies ist Michal Gallen, Offizieller aus Tosu-Stadt. Er wollte eigentlich schon gestern zur Abschlussfeier anreisen, aber aufgrund eines technischen Problems hat er sich verspätet.«
    Tosu-Stadt.
    Mein Magen verkrampft sich, als Michal Gallen einen Schritt auf uns zu macht und ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus seiner Tasche zieht. Er ist älter als wir, aber nicht viel. Er mag ungefähr Zeens Jahrgang sein, hat struppiges braunes Haar und wirkt unbeholfen schlaksig, was in seltsamem Widerspruch zu der Autorität steht, die er aus Tosu mitbringt.
    Seine dunklen Augen sind ernst, als er auf sein Papier blickt und liest: »Jedes Jahr begutachtet das Vereinigte Commonwealth die Ergebnisse der Abschlussklassen in allen achtzehn Kolonien. Die besten Schüler aus der Gruppe der Abgänger werden für die Auslese nach Tosu-Stadt gebracht, um zu prüfen, ob sie zur Universität zugelassen werden. Es ist eine Ehre, ausgewählt zu werden. Auf den Absolventen der Universität ruhen all unsere Hoffnungen; wir vertrauen auf ihre Hilfe dabei, den Erdboden wieder fruchtbar zu machen und unser aller Lebensqualität zu verbessern. Sie sind die zukünftigen Wissenschaftler, Ärzte, Lehrer und Verwaltungsbeamten der Regierung.« Er lässt das Papier wieder sinken und lächelt uns an. »Ihr vier seid ausgesucht worden, an der Auslese teilzunehmen.«
    Eine Welle der Erleichterung rollt über mich hinweg. Ich schaue mich um, um mich zu vergewissern, dass ich alles richtig verstanden habe. Tomas’ Gesicht strahlt. Er war der Klügste in unserer Klasse gewesen, und so ist es wenig verwunderlich, dass er ausgewählt wurde. Und den Worten dieses Offiziellen aus Tosu-Stadt nach zu urteilen bin ich es auch. Gleich vier von uns sind dabei. Es ist wirklich wahr. Nun werde ich doch nicht mein Leben lang Traktoren reparieren müssen. Ich bin für die Auslese vorgesehen. Ich habe es geschafft!
    »Morgen werdet ihr abreisen.«
    Mein überschwängliches Glücksgefühl verebbt, als ich die Worte des Abgesandten richtig zu begreifen beginne. Morgen schon soll ich aufbrechen.
    »Warum denn bereits morgen?«, fragt Magistratin Owens. »Wenn ich mich recht entsinne, lag doch immer weitaus mehr Zeit zwischen der Auswahl und der Auslese.«
    »Die Dinge haben sich verändert, seitdem Ihre Kolonie das letzte Mal einen Prüfling gestellt hat«, antwortet Gallen. Seine Stimme ist tief, und es schwingt eine Spur Ungeduld mit. »Die Kandidaten werden noch in dieser Woche mit dem Prüfungsprozess beginnen. Ich denke, Sie werden mir zustimmen, dass
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