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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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diese Städte die geeignetsten Orte dafür.
    »Lass uns ein paar Steine auf die Fahrbahn werfen«, schlage ich vor. »Wenn nichts explodiert, sollten wir unser Glück versuchen.«
    Tomas lacht und sieht sich nach passendem Material um. Er kann besser werfen als ich, und gemeinsam lassen wir ungefähr ein Dutzend kleinerer und größerer Brocken auf den Asphalt regnen. Als nichts geschieht, beschließen wir, es zu wagen.
    Nach der langen Fahrt über Äste, Zweige und Baumwurzeln ist es himmlisch, nun über eine solch glatte Oberfläche zu radeln. Das Entsetzen darüber, dass wir dieses namenlose Mädchen zu Grabe tragen mussten, hält mich noch immer fest im Griff, und ich bin so froh über den Wind und die Sonne auf meinem Gesicht und über das Gefühl der Freiheit, das mir das schnelle Fahren vermittelt. Trotz der beängstigenden Zahl der Meilen, die wir noch zurücklegen müssen, bin ich glücklich, am Leben zu sein.
    Als sich meine Anfangsfreude darüber, auf Asphalt fahren zu können, ein wenig legt, merke ich, dass unsere Ankunft auf der Straße nicht nur unsere Geschwindigkeit gesteigert hat. Sie hat auch dafür gesorgt, dass wir nun weithin sichtbar sind für jeden, der uns möglicherweise aus dem Dickicht der Bäume und aus den verlassenen Gebäuden rechts und links der Strecke beobachtet. Ich bete, dass der Armbrustschütze und jeder andere, der darauf aus ist, Konkurrenten auszuschalten, noch kein schnelleres Transportmittel ausfindig gemacht hat.
    Wir überqueren eine lange Brücke, die über einen breiten, trüben Fluss führt, und ich schlage vor, dass wir in dieser Nacht in der Nähe des Wassers kampieren. Es ist früher als gewöhnlich, dass wir uns nach einem Lagerplatz umsehen, aber ich bin schmutzig, mein Haar ist fettig und schweißverklebt, und immer wieder habe ich Krämpfe in den Beinen. Das Übermaß an Wasser bedeutet die Möglichkeit, sich zum ersten Mal seit Tagen wieder sauber zu fühlen. Es ist auch ein guter Ort, um unsere Essensvorräte aufzustocken und vielleicht sogar Tierfallen aufzustellen.
    Tomas ist nur allzu gerne bereit, es für heute gut sein zu lassen, vor allem nachdem er einen Blick auf Zeens Kommunikator geworfen und gesehen hat, dass wir an einem einzigen Tag mehr als fünfundvierzig Meilen bewältigt haben. Ein Siebtel der Strecke nach Tosu-Stadt liegt nun schon hinter uns. Zwar ist die Entfernung immer noch immens, aber unsere Fahrräder und die Straße, auf der wir unterwegs sind, lassen uns diesen Prüfungsteil etwas optimistischer betrachten.
    Der Fluss ist verpestet wie alle unbehandelten Wasservorkommen. Aber ein einziger Blick in das quirlige Wasser verrät uns, dass sich einige Fischarten der Vergiftung angepasst haben. Zwar macht die Kontamination es gefährlich, diese Fische roh zu verzehren, aber eine Pfanne und Feuer werden sie in eine gefahrlos essbare Mahlzeit verwandeln. Ich stromere am Flussufer herum und sammle Pflanzen fürs Abendessen, während Tomas einen Haken aus seinem Werkzeugvorrat nimmt und ihn an einem geflochtenen Streifen seines Lakens befestigt. Schließlich steckt er die allerletzten Bissen unserer Beutelratten als Köder auf die Spitze des Hakens und geht angeln.
    Als ich mit einem Topf voller Lauch, Hechtkraut und Rohrkolbenwurzeln zurückkomme, hat Tomas drei mittelgroße Fische gefangen und ausgenommen – zwei Welse und einen, der so ähnlich aussieht wie der breitmäulige Flussbarsch bei uns zu Hause. Wir kochen die Kräuter und die Wurzeln, braten den Fisch zusammen mit dem Lauch und haben einen richtigen Festschmaus.
    Da es noch mindestens eine Stunde oder sogar zwei dauern wird, ehe die Sonne untergeht, beschließe ich, mich zu waschen. Unsere Tests haben ergeben, dass die Verschmutzung des Wassers nur gering ist und auch bei direktem Kontakt nicht zu Hautirritationen führen wird. So ziehe ich mich bis auf die Unterwäsche aus und wate in das kühle Nass hinein. Die Strömung ist unerwartet stark. Ich bleibe nahe beim Ufer und schrubbe mir Dreck, Staub und Schweiß vom Körper und aus der Kleidung, in der ich nun schon seit Tagen stecke. Als ich wieder hinausklettere, lasse ich mir ein paar Minuten Zeit, mich vom Wind trocknen zu lassen, ehe ich in meine zweite Garnitur Kleidung schlüpfe und die frisch gewaschenen Sachen über einen Ast zum Trocknen hänge.
    Gerade will ich Tomas zurufen, dass ich mein Bad beendet habe, da sehe ich ihn regungslos hinter einigen dicht zusammenstehenden Büschen auf dem Abhang hocken, der sich hoch

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