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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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Treffpunkt vereinbart. Anders als wir hatten sie sich an der Grenzlinie unmittelbar südlich von ihrem Startpunkt aus verabredet. Zwei Tage hatten sie gebraucht, um sich endlich zu finden, und seitdem hatten sie sich in der Nähe der Straße gehalten, immer auf der Suche nach Nahrung und Wasser. Sie hatten nur wenig Essbares gefunden, doch sie wollten sich nicht zu weit ins Land hineinwagen, um nach einer vertrauteren Vegetation zu suchen. Die Straße hatte ihnen Schutz geboten, da sie Menschen schon von Weitem kommen sehen und sich, falls nötig, schnell verstecken konnten.
    »Wir haben uns in einem verlassenen Gebäude verkrochen, als ihr vorbeigeradelt seid«, gesteht Vic und nimmt sich noch ein Stück vom Fisch. »Ich dachte, ihr wärt uns schon Meilen voraus, sodass ich gar nicht auf die Idee gekommen bin, auf Radspuren neben der Fahrbahn zu achten. Ich hätte vorsichtiger sein sollen, aber der Geruch von Fisch hat mich abgelenkt. Ihr beiden scheint die Auslesetests fair anzugehen, aber das handhaben nicht alle so.«
    »Das wissen wir.« Tomas schaut Vic unverwandt in die Augen. Anscheinend versuchen die beiden, sich gegenseitig abzuschätzen.
    Vic wirft einen vielsagenden Blick auf die Messerscheide an Tomas’ Gürtel und die Pistole auf meinem Schoß, dann nickt er. »Jemand hat einige Male auf mich geschossen, als ich versuchte, die Stadt zu verlassen«, berichtet er.
    »Mit einer Pistole oder mit einer Armbrust?«
    Tracelyn reißt die Augen auf. »Jemand da draußen schießt mit einer Armbrust auf andere Leute? Wie kann man so etwas tun? Ich meine: Das Prüfungskomitee wird uns doch anhand der Entscheidungen beurteilen, die wir unterwegs getroffen haben. Es kann ja wohl unmöglich jemanden damit durchkommen lassen, dass er die Konkurrenten gewaltsam aus dem Weg räumt. Was für einen Anführer würde so eine Person denn später abgeben?«
    »Einen starken.« Es war Stacia, die sich eingemischt hat. Sie sitzt im Schneidersitz auf dem Boden und hält den Blick starr auf ihr Essen gerichtet. »Es hätte kein Viertes Stadium des Krieges gegeben, wenn der Präsident der Vereinigten Staaten die Asiatische Allianz angegriffen hätte. Stattdessen jedoch hat er sich um eine weltweite Koalition bemüht; sogar seine eigenen Berater hielten das für sinnlos. Er war Pazifist, obwohl sein Land damals eher einen aggressiven Anführer gebraucht hätte.«
    Tomas schüttelt den Kopf. »Hätte er als Erster angegriffen, hätte er damit auf jeden Fall einen Gegenschlag der Asiatischen Allianz provoziert. Er wusste, welche Schäden die ersten Drei Stadien des Krieges angerichtet hatten, und hat deshalb alles darangesetzt, die endgültige Zerstörung der Welt, die er voraussah, doch noch abzuwenden.«
    »Himmel, und wie erfolgreich er dabei war«, höhnt Stacia. »Wollen die Prüfer uns nicht genau das demonstrieren, wenn sie uns in die zerstörten Städte schicken? Sie suchen nach Kandidaten mit Killerinstinkt.«
    »Das glaube ich nicht«, entgegne ich. »Mein Vater hat die Auslese überstanden, und er ist ein friedliebender Mensch. Er will Dinge erschaffen, nicht zerstören.«
    Stacia zuckt mit den Schultern. »Tja, vielleicht hat er während der Evaluierung gelogen und dem Komitee erzählt, er hätte ein paar der Kandidaten auf dem Weg zurück in die Zivilisation umgelegt. Ich meine: Wie sollten sie je herausfinden, ob er gelogen hat? Es ist ja nicht so, dass sie sehen können, was wir unterwegs treiben, oder?«
    Können sie das tatsächlich nicht? Mir fällt wieder die Kamera im Gleiter ein. In der Hütte, in der wir zu Mittag aßen, hatte es gleich mehrere davon gegeben. Auch in unseren Schlafquartieren im Prüfungszentrum waren wir überwacht worden. Von Chicago aus ist die direkteste Route nach Tosu-Stadt rund siebenhundert Meilen lang. Tomas’ Schätzung nach liegen mindestens zwanzig oder dreißig Meilen Land zwischen den beiden seitlichen Grenzlinien. Auf keinen Fall können die Prüfer genug Kameras in der gesamten Gegend stationiert haben, um uns auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Aber was, wenn das gar nicht nötig wäre? Wenn es eine andere Möglichkeit gäbe, uns auf unserem Weg zu überwachen?
    Unser Gespräch dreht sich nicht mehr länger um die Auslese, sondern wir erzählen von zu Hause. Tomas, Vic und Tracelyn tauschen Informationen über ihre jeweiligen Heimatkolonien aus. Die Tulsa-Kolonie hat mehr als siebzigtausend Einwohner, die im südlichen Teil dessen wohnen, was früher mal Tulsa, Oklahoma, und

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