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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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dessen unmittelbare Umgebung gewesen war. Eine Ölraffinerie ist noch immer in Betrieb, und Vics Vater ist dort angestellt. Tracelyns Eltern arbeiten beide in einem Kraftwerk, dem größten aller Kolonien. Stacia scheint kein Interesse daran zu haben, irgendetwas über ihre Familie preiszugeben. Sie legt sich einfach auf den Boden und starrt hinauf in den Himmel, wo durch den Dunst hindurch die ersten Sterne zu erahnen sind. Ich frage mich, was sie denkt, als die Jungen ihre Waffen vergleichen. Die beiden Mädchen haben sich für Messer entschieden. Vic hat, wie ich, in der Ausrüstungskammer nach einer Handfeuerwaffe gegriffen. Ich bin froh, dass sie uns ehrlich zeigen, welche Waffen sie zur Selbstverteidigung dabeihaben, frage mich jedoch, wie ich heute Nacht Schlaf finden soll, jetzt, da ich weiß, dass Kandidaten, denen ich nicht richtig vertraue, gut bewaffnet neben mir liegen.
    Wir lassen das Feuer brennen und stellen Paare zusammen, die die Wache übernehmen, während die anderen sich ausruhen können: Vic und Tomas, mich und Tracelyn. Stacia fragt nicht einmal, warum sie keine Schicht zugeteilt bekommt, sondern rollt sich zu einem Ball zusammen und ist sofort eingeschlafen. Ich gebe Tomas meine Pistole, da er im ersten Team ist, und schließe meine Augen, während ich mich frage, ob diese Leute das bisschen Vertrauen, das wir zu ihnen haben, wirklich verdienen. Wenn nicht, werde ich morgen früh wohl nicht mehr aufwachen.
    Aber meine Sorge ist unbegründet. Nach einigen Stunden Tiefschlaf werden Tracelyn und ich geweckt und warten Seite an Seite darauf, dass die Sonne aufgeht, um einen neuen Tag zu begrüßen. In der friedlichen Stille erfahre ich, dass Tracelyn Lehrerin werden möchte, falls sie es an die Universität schafft. Außerdem liebt sie einen Jungen in der Tulsa-Kolonie und hatte eigentlich vor, ihn zu heiraten. Er ist jedoch nicht für die Auslese ausgewählt worden, was bedeutet, dass sie sich vermutlich niemals wiedersehen werden.
    »Du und dein Freund, ihr hattet großes Glück, dass die Wahl des Prüfungskomitees auf euch beide gefallen ist«, sagt sie in ihrer ruhigen, ernsten Art.
    »Tomas ist nicht mein Freund.« Ich merke, wie mir die Röte in die Wangen steigt.
    Sie lächelt mich breit an: »Du kannst mir viel erzählen. Er ist auf jeden Fall in dich verliebt.«
    »Er passt nur auf mich auf. Du weißt schon, weil wir aus derselben Kolonie stammen«, sage ich, aber ich konnte nicht verhindern, dass mir bei Tracelyns Worten ein freudiger Schauer über den Rücken gelaufen war. Tief im Innern hoffe ich, dass sie recht hat, denn mit jedem Tag, der vergeht, spüre ich deutlicher, dass ich dabei bin, mich in Tomas zu verlieben.
    Sie wechselt das Thema, und wir unterhalten uns über unsere Familien, die Tests, die wir bislang durchlaufen haben, und die Entfernung, die wir noch bewältigen müssen, um auch diesen Prüfungsteil zu bestehen. Tracelyn wirkt aufrichtig nett, vielleicht jedoch eine Spur zu vertrauensselig, und wenn ich das denke, will das schon was heißen. Ich erzähle ihr von unserer Erfahrung mit dem Teich und der tiefgrünen Oase, die uns am Ende um die Ohren geflogen ist. Ich weiß nicht, ob sie mir glaubt oder nicht, aber immerhin habe ich versucht, sie auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die da draußen lauern.
    Als der Tag anbricht, wachen auch unsere Begleiter auf. Stacia sitzt beim Frühstück abseits von uns. Zum Abschied würdigt sie Tomas und mich kaum eines Blickes und bricht eilig auf, ohne auf die anderen zu warten. Tomas und ich suchen das Dickicht, in dem wir unsere Fahrräder versteckt haben, tragen sie zur Straße und treten dann wieder in die Pedale. Meile um Meile legen wir zurück. Meine Gedanken bleiben bei den Kandidaten, die wir zurückgelassen haben, und ich frage mich, ob sie die Ziellinie überqueren werden. Stacia scheint fest entschlossen zu sein, und ich habe das Gefühl, dass sie es schaffen könnte. Doch irgendetwas an ihrem heimtückischen Lächeln und der Logik, die sie im Verhalten des Auslese-Prüfungskomitees sieht, lässt mich um ihre Begleiter bangen.
    Während unsere Räder Meile für Meile fressen, grübele ich darüber nach, wie uns das Prüfungskomitee wohl bewerten will, wenn wir erst mal nach Tosu-Stadt zurückgekehrt sind. Nach allem, was ich bislang gesehen habe, kann ich nicht glauben, Dr. Barnes und die anderen Offiziellen könnten sich damit zufriedengeben, dass die Kandidaten berichten, was unterwegs geschehen ist. Das bedeutet,

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