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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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bis zur Straße erstreckt. Seine Muskeln sind angespannt. Seine Hand umklammert den Griff seines Messers. Irgendetwas hat ihn aufgeschreckt.
    Ich hole die Pistole aus meiner Tasche und schleiche mich zu ihm, wobei ich Kieselsteine und Zweige sorgsam meide und mich stattdessen auf den Grasnarben halte, die meine Schritte abdämpfen. Tomas zuckt zusammen, als ich ihm die Hand auf die Schulter lege, dann zeigt er schweigend in Richtung der Straße, die uns hergeführt hat.
    Drei Menschen. Aus dieser Entfernung ist es schwer zu sagen, ob sie männlich oder weiblich sind. Aber ihr schleppender Gang verrät uns, dass sie müde und hungrig und vermutlich auch vom Durst erschöpft sind. Selbst bei ihrem langsamen Tempo werden sie uns noch vor Einbruch der Dunkelheit erreicht haben.
    »Was meinst du, sollen wir unsere Sachen packen und uns ein Stück von der Straße zurückziehen, oder wollen wir einfach abwarten, ob sie uns bemerken?«, fragt Tomas.
    »Was denkst du denn?«
    Tomas runzelt die Stirn. »Ich finde, sie sehen ziemlich erschöpft aus. Wenn ich nicht wüsste, dass da draußen unser Freund mit der Armbrust frei herumläuft, würde ich sagen, wir passen sie ab und sehen, ob wir ihnen helfen können. Sie werden wohl nicht erwarten, dass wir uns mit ihnen zusammentun, da sie zu Fuß unterwegs sind und wir Fahrräder haben. Aber trotzdem …«
    Ich kann seine Gedanken zu Ende führen. Es gibt Kandidaten, die bereit sind zu schießen. Zu töten. Die um jeden Preis einen Platz an der Universität haben wollen. Wir jedoch sind nicht wie sie. Als ob ich mir das beweisen müsste, schlage ich vor: »Warum versuchst du nicht, noch ein paar Fische zu fangen, für den Fall, dass es diese Leute bis zum Anbruch der Nacht hierher schaffen. Sie werden hungrig sein.«
    Tomas’ Augen verengen sich, als er das Trio noch einmal mustert. Aber schließlich stimmt er zu.
    Fünf Fische braten über der Glut, als die drei Kandidaten die Brücke überqueren und schließlich auf unserer Seite des Flusses ankommen. Alle drei sehen vage vertraut aus: ein schlaksiger, sommersprossiger Junge und zwei Mädchen. Eines davon ist groß, und seine Haut ist olivenfarben getönt, seine dunklen Haare sind kurz. Das andere hat aschblondes Haar und ist ein ganzes Stück kleiner. Alle drei sehen aus, als könnten sie vor Erschöpfung im Stehen einschlafen.
    »Habt ihr Hunger?«, frage ich und komme aus meinem Versteck. Tomas bleibt hinter den Büschen, sein Messer fest umklammert. Wir haben uns überlegt, dass das Trio eher zu Aggressionen neigen könnte, wenn wir ihnen gemeinsam gegenübertreten. Ich hoffe, dass ein Mädchen wie ich, klein gewachsen und ganz allein, sie dazu bringen wird nachzudenken, ehe sie überreagieren. Die drei wirken nicht sehr überrascht von meinem Auftauchen. Ich schätze, der Geruch unseres Essens hat ihnen bereits verraten, dass ein anderes menschliches Wesen in der Nähe ist. Aber alle drei reißen entsetzt die Augen auf, als sie die Pistole in meiner Hand sehen. Ich fühle mich schlecht, lasse die Waffe aber dennoch nicht sinken. Schließlich bin ich nicht naiv. »Ihr seht aus, als ob ihr hungrig und müde seid. Ich habe Fische gebraten und Wasser vom Fluss geholt. Vielleicht wollt ihr ja auch hier euer Lager aufschlagen.«
    Der große rothaarige Junge spricht als Erster: »Warum solltest du uns helfen wollen?«
    Ich gebe ihm die einzige Antwort, die ich darauf habe: »Weil ich so erzogen worden bin.«
    Ich weiß nicht, ob sie meinen Worten Glauben schenken oder ob ihr Hunger einfach so übermächtig ist, dass sie dem Geruch der gebratenen Fische nicht widerstehen können. Auf jeden Fall folgen sie mir von der Straße weg zum Lagerfeuer. Ich warne sie vor, dass ich nicht allein reise. Das kleinere der beiden Mädchen wirkt verschreckt, als es Tomas und sein Messer entdeckt, die anderen kümmern sich gar nicht darum. Vor allem nicht, da ihr Blick nun auf das Essen und das Wasser fällt, das nur auf sie wartet. Sie lassen sich auf den Boden sinken, Taschen eng an den Körper gepresst. Das größere Mädchen fängt an zu weinen, als ich sage: »Bitte, bedient euch.«
    Als es sich wieder ein bisschen gefangen hat, erzählt es uns, den Mund voller Fisch, dass es Tracelyn heiße. Die beiden anderen seien Stacia und Vic. Wir erfahren, dass alle drei aus der Tulsa-Kolonie stammen. Als uns Dr. Barnes im Versammlungsraum die Karte für den vierten Teil der Auslese gezeigt hatte, hatten sie nebeneinandergesessen und ebenfalls einen

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