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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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dass wir auf andere Weise überwacht werden. Vielleicht nicht die ganze Zeit über, aber hin und wieder. Auf jeden Fall häufig genug, damit die Prüfer ihr Urteil auf dieser Basis fällen können.
    Als wir von der Straße abbiegen in der Hoffnung, auf einem verlassenen Bauernhof in der Nähe unser Lager aufschlagen zu können, bin ich mir ganz sicher, dass die Offiziellen unsere Handlungen irgendwie verfolgen. Aber um meine Theorie zu überprüfen, muss ich abwarten, bis wir uns zum Schlafen fertig machen. Habe ich recht, dann würde es den Prüfern nicht entgehen, wenn ich von der Routine abweichen würde, die Tomas und ich uns seit Beginn der Reise angewöhnt haben.
    Im Westen sammeln sich Wolken, die Sturm zu bringen drohen, und weder Tomas noch ich haben Lust, im strömenden Regen im Freien zu übernachten. Eine verwitterte graue Holzscheune, die sich ein wenig nach links neigt, erregt unsere Aufmerksamkeit. Trotz der schiefen Wände scheint sie noch ganz stabil zu sein.
    Wir gehen hinein und scheuchen eine Gruppe wilder Hühner auf. Vier Pistolenschüsse später liegen drei von ihnen zu unseren Füßen und warten darauf, gerupft und gebraten zu werden. In ihren Nestern finden wir vier hellbraune Eier, die wir uns fürs morgige Frühstück aufheben wollen. Während wir das Abendbrot zubereiten und essen, versuche ich nach Kräften, so zu tun, als wenn alles ganz normal wäre. Mehr als einmal jedoch wirft Tomas mir einen fragenden Blick zu. Schließlich haben wir unsere Mahlzeit beendet. Ich verstaue die Überreste in meiner Tasche und nutze die Gelegenheit dazu, nach etwas anderem zu suchen. In dem Augenblick, als sich meine Finger um das schließen, was mich so brennend interessiert, macht mein Herz einen erwartungsvollen Satz. Rasch ziehe ich meine Hand wieder heraus. In ihr verschlossen befindet sich das Erkennungsarmband, das ich dem toten Mädchen abgenommen habe, ehe wir es bestatteten.
    Jeder Prüfungskandidat hat so eines – eigentlich sogar zwei, da eine kleinere Ausgabe davon mit unserem Symbol darauf an unseren Taschen befestigt ist. Man hat uns gesagt, wir müssten es Tag und Nacht tragen. Da die Verschlüsse schwer zu entdecken sind, bin ich mir sicher, dass sich die meisten Kandidaten an die Vorschrift gehalten haben. Die Armbänder dienen uns als Erkennungszeichen. Aber könnten sie auch eine unsichtbare Verbindung sein, die den Prüfern verrät, wo wir uns gerade befinden und was wir tun?
    Das Armband ist weniger als einen Zentimeter dick und aus silberfarbenem Metall. Auf eine kleine Platte, die auf der Außenseite befestigt ist, hat man das Symbol des jeweiligen Kandidaten eingraviert, und hinten …
    Da. In der Mitte, unmittelbar hinter der Gravur sehe ich drei Löcher, ganz winzig, wie von einer Nadel gestochen. Sie sind so klein, dass sie mir niemals aufgefallen wären, wenn ich nicht nach etwas Derartigem gesucht hätte. Aber sie verraten mir alles, was ich wissen will.
    Irgendjemand belauscht uns.

Kapitel 14
    Ein tiefes Gefühl der Befriedigung durchströmt mich, so wie früher, wenn ich in der Schule einen Test bestanden hatte. Doch ebenso schnell, wie die freudige Erregung gekommen ist, ist sie auch schon wieder verschwunden und wird durch das bittere Gefühl der blanken Angst ersetzt.
    Haben die Prüfer jedes einzelne Wort aufgezeichnet, das wir gesprochen haben? Haben sie auch meine Gespräche belauscht, ehe ich nach Tosu-Stadt gekommen bin? Oder haben sie sich die Mühe gar nicht erst gemacht, weil praktisch jede meiner Bewegungen von ihren kleinen Kameras eingefangen wurde? Ich kann nichts anderes tun, als um Letzteres zu beten. Ansonsten würden die Offiziellen jetzt alles wissen. Sie würden die Wahrheit über meinen Vater kennen. Sie hätten von seinen Albträumen erfahren. Er hat mir immer eingeschärft, ich solle niemandem trauen, aber ich habe nicht auf ihn hören wollen. Ich habe geglaubt, ich wüsste es besser. Ich habe Tomas vertraut und ihm alles erzählt, und dadurch habe ich vielleicht das Leben meines Vaters aufs Spiel gesetzt. Diese Regierung hat tatenlos zugesehen, wie sich eine Kandidatin bei der Auslese selbst tötete und ein anderer Prüfling giftige Pflanzen zu sich nahm, weil er sich bei ihrer Bestimmung geirrt hatte. Sie wird ganz sicher nicht davor zurückschrecken, einen Mann umzubringen, den sie für eine Bedrohung hält. Und dann sind da noch Magistratin Owens, Dr. Flint, unsere alte Lehrerin. Alle, die so viel darangesetzt haben, die Schüler der

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