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Die Außenseiter

Die Außenseiter

Titel: Die Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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als ein Mensch und das Gewicht seines schlanken Körpers auf mindestens vier, maximal sechs Beine verteilen konnte, vermochte er deutlich schwerere Lasten zu tragen als selbst ein sehr starker Mensch. Da Desvendapur dies wusste, bot er dem Menschen an: »Soll ich das für Sie ... für dich tragen?« Wieso soll ich ihn siezen?, dachte Des. Schließlich siezt er mich auch nicht. »So, wie du den Sack trägst, drückt sein Gewicht sicher schmerzhaft auf deinen Oberkörper.«
    Cheelo beäugte das kleinere Wesen überrascht. »Was soll das denn? Hast du nicht schon selbst genug Gepäck?«
    »Ich kann das zusätzliche Gewicht mühelos tragen. Wenn wir zusammenbleiben, sollten wir unsere angeborenen Stärken nutzen. Ich könnte nicht ohne Hilfe auf diesen Baum da klettern, wie du es getan hast, aber ich kann beträchtliche Lasten schleppen. Deinen Rucksack zu tragen ist für mich kein Problem.«
    Cheelo grinste. »Das ist wirklich nett von dir.« Er griff an die Trageriemen, um den Rucksack abzustreifen. Plötzlich verschwand sein Lächeln. »Nein, wenn ich's mir genau überlege, behalt ich meine Sachen lieber noch 'ne Weile. Aber danke fürs Angebot.«
    Desvendapur antwortete ihm automatisch mit einer angemessenen Geste. Die schnellen Hand- und Fingerbewegungen sagten dem Menschen nichts. »Wie du willst.«
    Vielleicht ist sein Angebot aufrichtig gemeint, dachte Cheelo, als er sich umwandte und in den Regenwald schritt. Aber was wusste er schon über die Absichten von Außerirdischen? Angenommen, der Thranx handelte aus niederen Beweggründen. In einem günstigen Moment könnte er auf den Gedanken kommen, mit einem netten Rucksack voller terrestrischer Souvenirs abzuhauen, die ihm ein gutgläubiger, blöder Cheelo Montoya großzügigerweise überlassen hatte. Er wusste so gut wie nichts über die großen Insekten, auch nicht, wie schnell sie rennen konnten. Der Thranx hatte ihm zwar eingestanden, ein erbärmlicher Kletterer zu sein, doch wirkte er überhaupt nicht unbeholfen oder schwerfällig. Cheelo würde jede Wette darauf eingehen, dass der Thranx ein ordentliches Tempo vorlegen konnte, wenn er alle sechs Beine zum Laufen einsetzte.
    Der Gedanke, jemand anderem zu erlauben, sein Gepäck durch den heißen, dunstigen Regenwald zu schleppen, war verlockend. Cheelos Rücken und Beine hätten das Angebot sofort dankend angenommen, doch sein Verstand hatte gleich protestiert. Es war auch so schon schwer genug, im großen Regenwald zu überleben. Wenn er jetzt auch noch seine Decke, den elektrischen Insektenabweiser, die Vorräte, den Wasseraufbereiter und die anderen Sachen verlöre, wäre das Überleben nahezu unmöglich. Daher würde er wohl weiterleiden müssen. Er hatte noch genug Zeit, um herauszufinden, ob er einem Wesen mit acht Gliedern, Augen, die wie zerbrochene Spiegel aussahen, und zwei Antennen trauen konnte.
    Auf jeden Fall roch dieses Wesen gut.
    An diesem Abend konnte Cheelo nicht nur beobachten, wie ein Thranx aß, sondern auch, wie er schlief. Während der Außerirdische eine Flüssigkeit aus einem Gefäß mit schmalem Schnabel saugte und feste Nahrung mit seinen vier einander gegenüberliegenden Mundwerkzeugen zerkaute, fragte Cheelo sich, was das Wesen wohl von seinen Tischmanieren hielt. Die Tatsache, dass es in gebührendem Abstand zu ihm aß, ließ schon so manchen Schluss zu. Cheelo nahm eine Portion von dem Fisch, den er am Vortag gefangen hatte, aus dem Rucksack. Mit augenscheinlichem Interesse sah der Thranx zu, wie Cheelo den Fisch verspeiste, und plapperte und pfiff dabei ohne Unterlass in sein Aufnahmegerät.
    Schließlich hielt Cheelo es nicht länger aus. »Ich esse gerade zu Abend. Das ist nichts Besonderes. Daraus kann man doch kein Gedicht machen!«
    »Alles, was du tust, ist einen Vers wert, weil es fremd für mich ist. Momentan fesselt mich der Gegensatz zwischen deinem ausgesprochen zivilisierten Verhalten und deinem latenten Barbarismus.«
    »Wie bitte?« Cheelo zupfte mit den Fingern ein Stück von dem Fisch ab und entschuppte es mit den Fingernägeln, ehe er davon abbiss. Er kaute langsam.
    »Du benutzt zwar die Hilfsmittel und das Wissen einer fortschrittlichen Zivilisation, isst aber das Fleisch eines anderen Lebewesens.«
    »Ja, das stimmt. Seid ihr Thranx alle Vegetarier?« Er streckte dem Außerirdischen das Stück scharf riechenden Fischs entgegen. »Das ist bloß ein Fisch.«
    »Ein Tier, das im Wasser lebt. Es hat ein Herz, Lungen, ein Nervensystem. Ein Gehirn.«
    Cheelo

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