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Die Außenseiter

Die Außenseiter

Titel: Die Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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»Wirklich? Gestern ist ein Schwarm höchst interessanter Vögel über uns hinweggeflogen. Wir haben sie durch eine Lücke im Blätterdach gesehen und uns kurz über sie unterhalten. Kannst du mir sagen, welche Farbe sie hatten?«
    Cheelo dachte angestrengt nach. »Blau!«, verkündete er schließlich. »Sie waren hellblau mit gelben Einsprengseln.« Triumphierend grinste er den vielgliedrigen Außerirdischen an. »Na, jetzt siehst du, was für ein Gedächtnis ein Naturwissenschaftler hat!«
    »Es ist immerhin so gut, dass du im Rang absinken würdest, wenn du ein Thranx wärst. Die Vögel waren grün, nicht blau, und ihre Schnäbel waren rot.«
    »Stimmt nicht!«, protestierte Cheelo energisch. »Blau mit gelben Einsprengseln, und du kannst mir nicht das Gegenteil beweisen!«
    »Doch, kann ich.« Desvendapur hielt seinen Sch'reiber hoch. »Ich zeichne nicht nur meine Dichtungen auf, sondern auch meine Inspirationsquellen, sofern das möglich ist. Möchtest du den fraglichen Vogelschwarm noch einmal sehen? Ich kann dir die Aufzeichnung vorspielen und dir auch meine Notizen zu den Strophen zeigen, die ich über ihren Flug verfasst habe.«
    Erwischt! Cheelo sah das kleine Aufzeichnungsgerät an und knurrte: »Also schön, ich kann mich also nicht an alles erinnern. Na und? Das beweist gar nichts.«
    »Es beweist, dass du entweder der außergewöhnlichste Naturwissenschaftler deiner Spezies bist oder der gleichgültigste. Jeder Thranx, der sich als Wissenschaftler bezeichnet, würde Geräte mit sich führen, mit denen er Messungen und Analysen durchführen und Aufzeichnungen machen kann. Ich habe nicht gesehen, dass du so ein Gerät benutzt hättest.« Mit der Echthand zeigte er auf den Rucksack des Menschen. »Zeig sie mir! Zeig mir auch nur eine Aufzeichnung! Jetzt!«
    Wieder ertappte Cheelo sich bei dem Gedanken, warum er den lästigen Außerirdischen in seiner Nähe duldete. Erschieß ihn, wirf seine Leiche in den Fluss und vergiss ihn!, dachte er. Dennoch konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass er mit dem Thranx Geld verdienen konnte, und zwar umso mehr, je unversehrter und lebendiger er wäre. Tot brächte der Außerirdische ihm nicht viel ein.
    Davon abgesehen, wie sollte der Thranx ihm schon schaden? Indem er zur nächsten Zweigstelle der Globalen Gesellschaft für wissenschaftlichen Fortschritt ging und Cheelo bloßstellte? Wenn der Thranx und seine vielgliedrigen Freunde ihre Forschungen hier im Dschungel unter dem Schutzmantel einer speziellen Genehmigung betrieben, konnte der Thranx sich wohl kaum über einen Menschen beschweren, der im Grunde das Gleiche zu tun behauptete.
    »Schön, herzlichen Glückwunsch! Du hast mich erwischt. Na und? Das bedeutet nichts.«
    »Im Gegenteil, das bedeutet sehr viel.«
    Jetzt war Cheelo sich ganz sicher, dass der Thranx ihn anstarrte.
    »Wenn du nämlich kein Naturwissenschaftler bist, wie du behauptet hast, dann musst du etwas anderes sein.« Unter Schmerzen rückte Desvendapur sich mit einer Fuß- und Echthand das verletzte Bein zurecht. »Also lautet die entscheidende Frage: Was bist du?«

18
    Für alle beteiligten Thranx war es aufregend, dass ihre Kolonie in vorderster Front dabei mitwirkte, die Beziehungen zwischen Menschen und Thranx zu verbessern, und das machte sie zu einem äußerst angenehmen Arbeitsplatz. Dass sie zugleich auch geheim war - ein Unterfangen, von dem nur sehr wenige Mitglieder der irdischen Regierung und einiger wissenschaftlichen Einrichtungen wussten -, machte die Arbeit nur umso aufregender. Wenn man sich für die tägliche Dienstschicht bereitmachte, konnte man nie wissen, ob die Kolonie an diesem Tag entdeckt werden würde. Jeder Kolonist war vor Antritt der Reise zur Erde so umfassend wie möglich über die Menschheit, ihre Besonderheiten und Schwächen unterrichtet worden, und man hatte jedem von ihnen eingeschärft, dass alle Menschen von Natur aus zur Unvernunft neigten. Falls unversehens etwas schief lief und die Kolonie entdeckt werden würde, konnte man nicht wissen, wie der Großteil der Menschheit darauf reagierte, dass auf ihrer Welt eine geheime Thranx-Kolonie gegründet worden war. Aus diesem Grunde mussten die Kolonisten stets wachsam und auf alles gefasst sein, selbst bei den einfachsten, alltäglichsten Arbeiten.
    Doch während die Wochen und Monate vergingen, ohne dass die Menschen die Kolonie entdeckten, breitete sich ein zurückhaltendes Gefühl der Sicherheit unter den Thranx aus. Und da sich selbst die

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