Die Außenseiter
spräche, die in seiner Abteilung arbeiteten. Selbst wenn sie nicht genug Schlaf bekäme, würde sie ihre Pflichten am nächsten Tag ordnungsgemäß, wenn nicht sogar lobenswert erfüllen, da war sie sich sicher.
Sie verbrachte den Tag bis zum Beginn der Nachtschicht damit, die fremde Sektion zu erkunden, die sich erwartungsgemäß als regelrechtes Duplikat ihrer eigenen erwies. Zum Schichtwechsel kehrte sie zum Küchenareal zurück und sprach wahllos die eintreffenden Arbeiter an. Keiner kannte einen Hilfsnahrungszubereiter namens Desvenbapur.
Als schließlich auch der letzte Arbeiter zum Dienst erschienen war, wuchs ihre Sorge. Was, wenn die Verlegung hierher zu anstrengend für Desvenbapur gewesen war? Vielleicht war er ja krank! Es dauerte nur einen Moment, die medizinischen Aufzeichnungen der gesamten Kolonie mit ihrem Sch'reiber zu überprüfen. Nirgends stand ein Desvenbapur auf den Krankenlisten.
Das ist sinnlos, sagte sie sich. Offenbar hatte ihr Freund heute eine Freiperiode genommen, eine Ruhezeit. Morgen würde er wieder zur Arbeit erscheinen. Und sie konnte nicht hier herumlungern und der eigenen Arbeit fernbleiben, nur um sich zu vergewissern, ob es ihm gut ging.
Aber warum hatte sie keinen einzigen Arbeiter gefunden, der sich an Desvenbapurs Namen erinnerte? Er war doch nun schon so lange in diesem Sektor, dass er, wenn er schon keine engen Freundschaften geschlossen hatte, doch zumindest einige Kollegen kennen gelernt haben musste, und sei es hur flüchtig. Nach allem, was Jhywinhuran über die Arbeit eines Nahrungszubereiters wusste, verrichtete er sie nicht in einem vakuumversiegelten Raum.
Verwirrt wartete sie, bis das Terminal wieder frei war, und rief erneut den Sektionsdienstplan der Abteilung für Nahrungszubereitung auf. Sein Name stand eindeutig auf der Liste. Da sie selbst nicht der Küchenabteilung zugeteilt war, hatte sie keinen Zugriff auf die einzelnen Schichtpläne. Allerdings konnte sie die Belegungspläne der Kabinen einsehen, in denen verzeichnet war, wo welcher Arbeiter wohnte.
Da stand es: Desvenbapur, Habitatebene drei, Zellenquadrant sechs, Kabine zweiundachtzig. Sie sah einen langen Moment auf den Schirm, unschlüssig, was sie tun solle. Dann richtete sie die Antennen entschlossen nach vorn und schritt in den angegebenen Korridor.
Es dauerte nicht lange, die gesuchte Kabine zu finden. Als sie mit ihrem Sch'reiber den Türcode scannte, zeigte das Gerät ihr an, dass ein gewisser Desvenbapur, Nahrungszubereiter, in der Kabine wohne. Seine Unterkunft hatte sie also gefunden - aber ging es ihm auch gut? Noch immer zögerte sie. Wenn sie an die Tür klopfen würde, gefährdete sie vielleicht ihr freundschaftliches Verhältnis. Wenn sie einfach fortginge, würde ihre Freundschaft zwar keinen Schaden davontragen, doch wäre Jhywinhuran höchst unzufrieden, weil sie eigens in diese Sektion gekommen und hier vergeblich so viel Zeit verbracht hatte.
Womöglich durchlitt sie ja gerade einen jener Anflüge von Unvernunft, die ihren Freund hin und wieder heimsuchten. Vielleicht war sie aber auch einfach nur stur. Was auch immer zutraf - sie beschloss, auf Desvenbapur zu warten.
Die Tageschicht des folgenden Tages verging, ohne dass er auftauchte. Mittlerweile hatte Jhywinhurans eigener Schichtleiter ihr Fehlen gewiss bemerkt und eine Routinesuche eingeleitet, um herauszufinden, wo sie sich aufhalte und ob sie gesund sei. Sie wusste, dass ihr unerlaubtes Fehlen in ihrer Dienstakte vermerkt werden würde, was ihre Chancen auf eine Belobigung oder Höherstufung verschlechtern würde. Das war ihr egal. Die zweite Nachtschicht begann, und noch immer blieb die Tür zu Kabine zweiundachtzig geschlossen.
Was, wenn Desvenbapur völlig geschwächt in der Kabine lag? Vielleicht hatte er eine doppelte Koronararrhythmie erlitten, was bedeutete, dass seine beiden Herzen nicht mehr im richtigen Rhythmus schlugen. Oder vielleicht litt er unter einem gefährlichen Darmverschluss. Jhywinhurans Neugier schlug in Sorge und schließlich in Angst um. Sie erhob sich aus der Ruhehaltung, in der sie mehr als einen Tag verbracht hatte, stelzte steifbeinig zum nächsten öffentlichen Terminal und gab den Rufcode eines Habitatverwalters ein.
Die Thranx-Frau, die für diesen Zellenquadranten zuständig war, meldete sich prompt, hörte sich Jhywinhurans Anliegen an und stimmte ihr zu, dass die Situation der Klärung bedürfe. Die Verwalterin besorgte sich die erforderliche Genehmigung, um Desvenbapurs
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