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Die Außenseiter

Die Außenseiter

Titel: Die Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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damit vergeuden, das Spielchen ›Wer weiß die Antwort?‹ zu spielen. Ich hab einen Zeitplan einzuhalten. Was willst du denn nun schon wieder wissen? Wie unsere ›Stöcke‹ organisiert sind? Was für Hobbys wir haben? Warum wir uns Haustiere halten? Eine detaillierte Beschreibung unserer Paarungsgewohnheiten?« Er setzte ein breites Grinsen auf. »He, genau, lass uns über Paarungsgewohnheiten reden! Nur werde ich dir diesmal, bei jeder Frage, die du stellst, ebenfalls eine stellen!«
    »Im Moment würde ich lieber nicht über solch intime Themen sprechen, obwohl du meine erste Frage vielleicht sogar in gewisser Weise noch persönlicher finden wirst.«
    Der Thranx starrte ihn an - das glaubte Cheelo zumindest. Bei den vielen Facetten seines Komplexauges konnte man nie wissen, wohin der Außerirdische blickte.
    »Und wie lautet sie?« Cheelo grinste noch immer. Es bereitete ihm diebisches Vergnügen, den Thranx mit seiner Direktheit aus der Fassung zu bringen.
    »Sie lautet: Warum hast du mich angelogen?«
    Cheelo erstarrte. Eigentlich hatte er dazu keinen Grund, nicht, solange das einzige andere intelligente Wesen im Umkreis von vielen Kilometern ein Außerirdischer war - noch dazu einer, der sich nur humpelnd fortbewegen konnte.
    »Dich angelogen? Wer hat dich angelogen? Ich nicht! Wie kommst du denn darauf?« Er beobachtete das insektenähnliche Wesen genau. »Was bist du - ein Telepath oder was?«
    »Nichts dergleichen. Telepathie gibt es nicht. Zumindest konnte man ihre Existenz noch nicht wissenschaftlich nachweisen. Ich brauche deine Gedanken nicht lesen zu können, Cheelo-Mensch, um zu wissen, dass du gelogen hast!«
    »Du hast vielleicht Nerven, Krabbeltier! Ich rette dir das Leben und verarzte dein Bein, und das Erste, was du danach zu mir sagst, ist nicht: ›Danke, Mann, dass du mir das Leben gerettet hast‹, sondern ›Warum hast du mich angelogen?‹!«
    »Wir Thranx sind sehr offen - und du bist meinen Fragen immer absichtlich ausgewichen.«
    Cheelo zuckte zaghaft die Schultern. »Ich hab nichts zu verbergen. Wenn ich also lüge, nenn mir bitte ein Beispiel dafür! Zeig mir doch, wo ich gelogen hab!« Schnaubend beugte er sich vor und machte mit beiden Händen eine einladende Geste. »Nur zu, Riesenauge! Nenn mir nur eine einzige Lüge, die ich dir angeblich erzählt hab!«
    »Also schön. Du bist kein Naturwissenschaftler.«
    Ruckartig sah Cheelo auf. Wieso vergeudete er seine Zeit mit diesem Unfug? »Du bist neu auf diesem Planeten. Ich bin der erste Einheimische, den du näher kennen lernst, und du willst jetzt schon erkennen können, wann ein Mensch die Wahrheit sagt und wann nicht? Tut mir Leid, aber ich glaub nicht, dass du so schlau bist!«
    »Ich habe nur alle beiläufigen Beobachtungen analysiert, die ich seit unserer Begegnung gemacht habe.« Desvendapur empfand die Art, wie der Mensch reagierte, nicht als beleidigend oder ärgerlich. »Wir sind nun schon seit ein paar Tagen gemeinsam unterwegs. In dieser Zeit habe nicht ein einziges Mal beobachtet, dass du dich wie ein Wissenschaftler verhältst - was deine Behauptung untermauert hätte. Du hast nichts untersucht, identifiziert oder gesammelt. Du hast die ganze ›Natur‹ um dich herum völlig ignoriert, außer, wenn sie dich am Vorankommen gehindert hat. Ich will zwar, ja, ich muss sogar einräumen, dass es zwischen unseren Kulturen bedeutende Unterschiede gibt, aber unsere wissenschaftlichen Forschungsmethoden unterscheiden sich gewiss nicht sonderlich stark voneinander. Köperbau, -größe und Sinnesorgane können sich unterscheiden, aber gewisse Dinge sind überall in der Galaxis gleich.
    So beispielsweise, dass alle Formen der Wissenschaft auf Beobachtung beruhen. In der Zeit, die ich in deiner Gesellschaft verbracht habe, hast du nichts beobachtet. Nicht ein einziges Mal! Und du hast dir weder Notizen noch visuelle Aufzeichnungen gemacht - und auch sonst nichts getan, was darauf hingedeutet hätte, dass du von Berufs wegen Informationen sammeln und analysieren würdest.«
    »Siehst du die hier? Das sind meine Kameras!« Mit Zeige- und Mittelfinger deutete Cheelo sich auf die Augen. »Und das hier sind meine Sch'reiber, meine Aufzeichnungsgeräte.« Er wies auf seine Ohren. »Ich habe ein gutes Gedächtnis und kann mich an alles erinnern, was ich sehe.«
    Desvendapur vollführte eine Geste des Verstehens, doch dann fiel ihm ein, dass sein Begleiter nur die entsprechende Menschengeste verstand, und nickte rasch mit dem Kopf.

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