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Die Außenseiter

Die Außenseiter

Titel: Die Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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umsichtigen Menschen, die ihnen bei der Planung und beim Bau des geheimen Stocks geholfen hatten, ein wenig entspannten, beruhigten sich auch ihre thranxischen Freunde.
    Und so kam es, dass Jhywinhurans Gedanken um ganz andere Dinge kreisten, als sie am Ende ihrer Tagschicht im Chemiekomplex noch einmal ihre Messergebnisse überprüfte, bevor sie ihre Station an die Schichtablösung übergab. Anstatt sich auf ihre zugegebenermaßen eintönige Arbeit zu konzentrieren, dachte sie an die Zeit zurück, die sie in Gesellschaft eines ganz bestimmten männlichen Thranx verbracht hatte. Es ärgerte sie ein wenig, dass sie nun schon seit Tagen immer wieder an ihn denken musste.
    Warum sie einen Hilfsnahrungszubereiter so faszinierend fand, konnte sie sich nicht so recht erklären. Gewiss nicht wegen seines Berufs, der sogar noch prosaischer und nüchterner war als ihr eigener. In der geschäftigen Kolonie gab es viele unvermählte Männer, die Jhywinhuran attraktiv fanden und immer, wenn Jhy in der Nähe war, leise stridulierten, um mehr als nur ihre höfliche Aufmerksamkeit zu erregen. Mit einigen dieser Männer traf sie sich in ihrer Freizeit, plauderte und amüsierte sich mit ihnen, aber immer wieder kehrten ihre Gedanken zu einem ganz bestimmten Hilfsnahrungszubereiter zurück.
    Was hatte er nur an sich, dass sie ihn so außergewöhnlich fand? Doch ganz gleich, wie oft sie darüber nachdachte, sie wusste es nicht. Vielleicht lag es an seinem Betragen oder an seiner Ausdrucksweise - nicht lediglich an seinen Formulierungen, sondern auch an den zugehörigen Klick- und Pfeiflauten, die ebenso zur thranxischen Sprache gehörten wie Wortketten. Vielleicht lag es daran, dass er immer, wenn er aufgeregt war, wundervolle Wendungen in Hoch-Thranx in seine Äußerungen einbrachte; das war völlig untypisch für einen Hilfsnahrungszubereiter. Er unterschied sich noch in anderen Punkten von einem gewöhnlichen Arbeiter: durch die Art etwa, wie er über die fremde Welt oberhalb der Kolonie sprach, oder durch seine lebhaft zornigen Gesten, die er unbewusst vollzog, wenn sie den bestenfalls mäßigen Vortrag eines offiziellen Kolonie- Besänftigers besuchten; und durch die Gleichgültigkeit, mit der er sowohl Lob als auch Kritik über seine Arbeit in der Küche hinnahm.
    Irgendetwas stimmte nicht mit dem Nahrungszubereiter Desvenbapur, etwas, das ihn gleichermaßen unwiderstehlich wie abstoßend wirken ließ. Doch so sehr Jhywinhuran es auch versuchte, sie konnte ihn nicht aus ihren Gedanken verbannen. Sie erwog, eine ranghohe Matriarchin um Rat zu ersuchen, kam jedoch zu dem Schluss, dass das nicht nötig sei. Schließlich fand sie Desvenbapur lediglich anziehend und war noch nicht von ihm besessen. Erst wenn diese Grenze überschritten wäre, würde sie sich ernster mit ihren Gefühlen auseinander setzen müssen.
    Eine Möglichkeit, dies zu tun, bestand darin, das Objekt ihres seltsamen Verlangens aufzusuchen. Wie in jedem Stock teilte man den Kolonisten nicht nur Arbeiten, sondern auch eigene Unterkünfte und Sektoren zu. Obwohl die Koloniebewohner in ihrer Freizeit nicht auf den Sektor beschränkt waren, den man ihnen nach ihrer Ankunft zugewiesen hatte, sondern sich frei im Stock bewegen durften (von einigen gesperrten Sektionen abgesehen, die eine Zutrittserlaubnis erforderten), nutzten sie ihre Bewegungsfreiheit nur selten aus. Sie sahen keinen Sinn darin, das Kolonieareal jenseits des eigenen Sektors zu erforschen. Alles, was ein Kolonist brauchte, fand er in seinem Sektor. Dieses traditionelle System trug wesentlich zur Effizienz eines jeden Stocks bei, ob auf Hivehom, Willow-Wane oder der fremden Welt, der Erde, wie sie von der sie dominierenden Spezies genannt wurde.
    Die Kolonisten hatten gelernt, dass die Menschen im Gegensatz zu den Thranx weit unordentlicher waren. Oberflächlich betrachtet, wirkten sie zwar gut organisiert, gingen im Großen und Ganzen jedoch all ihre Unterfangen nachlässig an, da sie sich nicht ausreichend um die effiziente Organisation kümmerten. Das Leben in ihren Stöcken grenzte nicht selten an Anarchie. Doch irgendwie hatten sie es aus dieser Anarchie und dem daraus resultierenden Chaos heraus geschafft, eine Zivilisation aufzubauen.
    Jhywinhuran beschloss, den widersprüchlichen Gefühlen, die in ihr brodelten, auf den Grund zu gehen. Am nächsten Tag, gleich nach Schichtende, ermittelte sie, wo die zweite Küche auf dem Koloniegelände lag und ließ sich von ihrem Sch'reiber den Weg dorthin

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