Die Außenseiter
aufrichtete. »Er ist ein pesadito, ein Niemand.«
»Gut.« Sein Kumpan gestikulierte mit dem Gewehr. »Das bedeutet, keiner wird ihn vermissen.« Der strenge, unnachgiebige Blick des Mannes wanderte an dem nervösen Cheelo vorbei zu dem Thranx. »Was machen wir mit der Riesenameise?« Er stieß Cheelo unsanft die Mündung in den Bauch. »Wo hast du die her, Mann, und was fängst du mit ihr an?«
»Genau«, fügte sein Kumpan hinzu. »Was macht so ein hässliches Viech überhaupt hier im Reservat? Spricht es Terranglo?«
Cheelo, der beide Gewehre im Auge behielt und nur auf einen günstigen Moment für einen Angriff lauerte, dachte schnell nach. »Nein, es spricht kein Terranglo. Etwas, das so aussieht, soll unsere Sprache können? Macht ihr Witze? Es versteht kein Wort von dem, was wir sagen.« Er drehte sich um und sah Desvendapur an. »Seine Spezies verständigt sich mit Gesten. Ich zeig's euch.« Er hob beide Hände und fuchtelte mit wedelnden Fingern in der Luft herum.
Verwirrt beobachtete der Dichter die hektischen Bewegungen seines Begleiters. Zwar war er sich nicht sicher, was die beiden Männer im Schilde führten, doch zeugte die Tatsache, dass sie Waffen auf Cheelo richteten, nicht gerade von friedlichen Absichten. Ihre Bemerkungen über sein Aussehen störten ihn nicht, aber ihre anderen Äußerungen, die er recht gut verstand (obwohl Cheelo überzeugend das Gegenteil behauptete), beunruhigten ihn sehr. Zwar konnte Des das menschliche Mienenspiel noch immer nicht deuten, doch begriff er sehr wohl, was sein Gefährte vorhatte: Er hielt es offenbar für nützlich, die beiden Männer glauben zu machen, dass Desvendapur sie nicht verstand. Also ging er auf Cheelos Finte ein und erwiderte dessen völlig sinnlose Bewegungen mit ausdrucksvollen Thranx-Gesten. Keiner der Menschen verstand auch nur ansatzweise, was Desvendapur sagte, doch darum ging es auch nicht. Es zählte nur eines: dass sie glaubten, Cheelo und Des würden sich unterhalten.
»Was hat das Viech gesagt?«, fragte der Wilderer, der näher bei Cheelo stand.
Cheelo wandte sich wieder zu den Männern um. »Es will wissen, was ihr vorhabt. Das wüsste ich auch gern.«
»Das können wir euch sagen«, erwiderte der andere Wilderer fast schon freundlich. »Zuerst legen wir dich um, dann das Viech und dann schmeißen wir euch in den Fluss.« Er richtete das Gewehr auf den stummen Dichter.
»Das würde ich euch nicht raten!« Cheelo bemühte sich sehr, mit fester Stimme zu sprechen. Er wollte noch nicht sterben; aber bisher hatte er noch nie jemanden um etwas gebeten, und das würde er auch jetzt nicht tun.
Der Wilderer, der näher bei ihm stand, warf seinem Kumpanen einen Blick zu und lächelte schief. »Hörst du, Hapec? Jetzt gibt er uns schon Ratschläge.« Das Gewehr in seinen Händen summte leise, bereit, einen tödlichen Energiestoß auszuspeien.
»Wir wissen selbst, was wir tun müssen, Mann.«
»Ich bin auf dem Weg nach Golfito, Costa Rica, um mich mit Rudolf Ehrenhardt zu treffen«, verkündete Cheelo hochmütig. »Er erwartet mich. Er hat etwas Wichtiges mit mir zu besprechen.«
»Zu dumm«, entgegnete der andere Wilderer finster. »Bis nach Golfito wirst du's wohl nicht mehr schaffen.«
Cheelo hatte untertauchen wollen und hatte es auch getan. Wenn diese ninlocos nicht wussten, wer Rudolf Ehrenhardt war, dann war er tatsächlich mitten im Nirgendwo gelandet. In jeder Stadt hätte man den Namen Ehrenhardt einzuordnen gewusst und wäre Cheelo wahrscheinlich mit mehr Respekt begegnet. Hier in den Weiten des Reservats war es nur ein Name. Natürlich scherte sich Ehrenhardt einen Dreck darum, ob ein faules Früchtchen wie Cheelo Montoya lebte oder starb. Das war Ehrenhardt gleichgültig. Er würde die heiß ersehnte Lizenz, die er Cheelo versprochen hatte, einfach jemand anderem geben. Aber da die beiden Wilderer den Namen Ehrenhardt ohnehin nicht kannten, spielte das keine Rolle mehr.
»Lasst uns gehen!«, forderte Cheelo. Inzwischen hatten beide Männer die Gewehre auf den Thranx gerichtet Cheelo bezweifelte, dass er einem von ihnen die Waffe würde abringen können, ehe der andere ihn, Cheelo Montoya, der sich schon zu sicher gefühlt hatte, erschießen würde. »Wir verraten niemandem, dass ihr hier seid. Was ihr hier macht interessiert uns nicht.« Bittend breitete er die Arme aus. »Ihr versteht das nicht. Ich muss diese Verabredung einhalten! Das bedeutet mir alles, Mann!«
»Klar!« Der Wilderer, der Cheelo gegenüberstand,
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