Die Außenseiter
lachte böse. »Wir vertrauen euch einfach. In den letzten zehn Jahren sind Hapec und ich prima über die Runden gekommen, weil wir anderen vertraut haben. Hapec ist ein bisschen stürmisch und würde dich jetzt am liebsten einfach erschießen. Aber ich, ich bin eher so eine Art Traditionalist. Daher erlaube ich dir noch ein paar letzte Worte.« Er schielte an Cheelo vorbei, während er mit der Hand eine Dasselfliege verscheuchte. »Und du kannst die Ameise da fragen, ob sie noch ein paar letzte Gesten machen will.«
»Ihr könnt mich nicht umbringen!«, protestierte Cheelo.
»Wenn ihr es tut, schaffe ich es nicht zu meiner Verabredung!«
»Junge, das ist natürlich hart. Ich bin zutiefst gerührt.« Mit dem Finger legte der Mann einen Hebel am Gewehr um, das sogleich lauter summte.
Cheelo dachte verzweifelt nach. »Außerdem wisst ihr nicht, wie ihr mit dem Thranx kommunizieren sollt.«
Der Wilderer zuckte die Achseln. »Wieso sollte ich mich mit der Leiche eines Außerirdischen unterhalten?«
»Weil ... weil er wertvoll ist. Tot vielleicht auch, aber lebendig bringt er viel mehr ein.«
Die beiden drahtigen Waldplünderer tauschten einen Blick. »Also schön, cabron. Raus damit! Wieso sollte das Viech wertvoll sein?«
»Ihr Burschen verkauft eure Tiere doch auf dem Schwarzmarkt, oder?« Er zeigte mit dem Daumen in Desvendapurs Richtung. »Hier habt ihr ein Exemplar, das keiner hat, nicht einmal euer reichster, geheimster Kunde. Wenn eure Kunden einen gepunkteten Tapir oder einen schwarzen Jaguar kaufen, stellt euch erst mal vor, was sie für einen lebendigen Außerirdischen bezahlen würden!«
»He!«, rief der andere Wilderer, »Wir kennen ein paar Leute, die außerirdische Viecher in ihren Privatzoos halten, aber keins davon ist intelligent. Die wollen nichts Intelligentes, das wär ein bisschen zu heftig.«
»Woher willst du das wissen?«
Cheelo, der zum ersten Mal in seinem Leben dicht vor dem persönlichen und finanziellen Triumph stand, wollte sich jetzt keinesfalls abwimmeln lassen. Er argumentierte mit allem Geschick, dessen er fähig war. Irgendwie würde er es rechtzeitig nach Golfito schaffen, um Ehrenhardt das Geld zu präsentieren. Was den Thranx anbelangte, so betrachtete Cheelo ihn nicht länger als Person, als lebendes, intelligentes Wesen wie er selbst eines war. Der Thranx war jetzt eine Handelsware für ihn, nichts weiter. Und mit dieser Ware feilschte er um sein Leben.
»Das Krabbelviech kann nicht sprechen, also wird er sich auch nicht beschweren. Keiner wird ihn je wiedersehen, bis auf euren Kunden und die Leute, denen der vertraut. Der Thranx kann sich von irdischen Pflanzen ernähren, also ist das Futter schon mal kein Problem. Kommt schon, Jungs, ihr denkt nicht weit genug! Stellt euch vor, was eure Spitzenkunden für so ein Vieh bezahlen würden!«
Man sah dem Wilderer, der bei Cheelo stand, deutlich am Gesicht an, dass er erstmals über den ungeahnten finanziellen Profit nachdachte, den er aus dem Thranx schlagen könnte. Rasch lenkte Cheelo ihn ab, damit er den Gedanken nicht zu Ende verfolgen konnte.
»Und wenn keiner auf das Angebot anbeißt, könnt ihr uns immer noch umlegen.«
»Wir können dich jetzt gleich umlegen, Mann.« Der Wilderer richtete das Gewehr wieder auf Cheelo. »Wir verkaufen den da. Dich brauchen wir nicht.«
»Klar braucht ihr mich. Weil ich der Einzige bin, der mit dem Viech reden kann. Wenn ihr wollt, dass es friedlich mitkommt, braucht ihr mich, damit ich es dazu überreden kann. Ihr könntet natürlich versuchen, es mit einem Netz zu fangen und mit ihm zu kämpfen, aber dabei wird es vielleicht verletzt. Ist ein unverletztes Tier nicht immer wertvoller?«
»Du rührst dich nicht von der Stelle«, warnte der Wilderer ihn. »Wenn du dich bewegst, abhauen willst oder auch nur komisch die Augen verdrehst, bist du tot! Verstanden?« Die beiden Wilderer zogen sich ein Stück zurück und flüsterten miteinander. Cheelo versuchte, etwas zu verstehen - vergebens.
Als die beiden sich ausgiebig beraten hatten, trat der Wortführer wieder vor und richtete das Gewehr auf Cheelo. »Du hast uns noch immer nicht gesagt, was die Ameise hier macht.«
»Der Thranx ist Naturwissenschaftler«, erwiderte Cheelo, ohne zu zögern. »Er nimmt an einer kleinen Erkundungsund Forschungsmission teil. Einer ungenehmigten Mission. Wenn er verschwindet, können die anderen also nicht die Regierung um Hilfe bitten. Vermutlich suchen sie in diesem Moment schon nach ihm.«
Der
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