Die Außenseiter
interstellaren Reise aus dem Shuttle stieg und sich gleich an die Arbeit machte. Falls das alles hier nur eine Kulisse war, die ihn und die anderen davon überzeugen sollte, dass sie sich auf der Erde befänden, während sie in Wirklichkeit ihre Welt nie verlassen hatten, wies sie einen Detailreichtum auf, den Desvendapur nur bewundern konnte. Doch mit jedem verstreichenden Zeitteil war er mehr und mehr davon überzeugt, dass er wirklich eine Interstellarreise hinter sich gebracht hatte und dass sie wirklich in einer geheimen Kolonie angekommen waren, die sich auf der heiligsten aller Menschenwelten verbarg.
Er hatte gehofft, dass er einigen Zweifüßern begegnen würde, doch beim Nachtmahl waren nur Thranx anwesend. Einige von ihnen hatten stark nach draußen gerochen, nach feuchtem, stechendem, fremdartigem Draußen, um genau zu sein. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass er vermutlich morgen oder übermorgen Gelegenheit dazu bekäme, mit Menschen zu interagieren. Schließlich hatte er ja bei seiner Ankunft zwei von ihnen in Gesellschaft dreier Thranx gesehen, oder nicht? Er war bis jetzt geduldig gewesen, da konnte er auch noch ein bisschen länger warten.
Doch während die Tage verstrichen, ohne dass er auch nur einen einzigen Menschen zu Gesicht bekam, wurde er unruhig. Er war nicht den ganzen Weg mit gefälschter Identität hierher gereist, um sich für den Rest seines Lebens mit der Zubereitung von Nahrung abzuplagen. Obwohl er die begrenzten Anforderungen seines neuen Berufs gemeistert hatte, konnte er es kaum erwarten, ihn abzulegen und wieder in den Mantel eines Vollzeit-Dichters zu schlüpfen. Damit er dies tun könnte, musste er in dem Quell frischer Inspiration versinken, den er hier zu finden hoffte. Doch war dieser Quell hier für ihn ebenso schwer zu erreichen wie auf Willow-Wane.
Wo sind die Menschen? Mit Ausnahme der beiden, an denen er bei seiner Ankunft vorbeigefahren war, hatten die Zweifüßer nur durch Abwesenheit geglänzt. Der Gedanke, dass Desvendapur hier auf der Mutterwelt der Zweifüßer noch weniger Kontakt zu ihnen haben sollte als auf Willow-Wane, war absurd. Und eingedenk der Tatsache, wie oft er ihnen bislang begegnet war, hätte er genauso gut auf Willow-Wane bleiben können. Seine Frustration lieferte ihm Material für einige kernige, beißende Strophen, doch obwohl sie kunstvoll gedichtet und originell waren, bargen sie nicht die Glut der Entdeckungen, die er so verzweifelt machen wollte. Jeder Versuch, näher zu den Menschen vorzudringen, erforderte äußerste Vorsicht. Ein Hilfsnahrungszubereiter, der hartnäckig und wissbegierig Informationen suchte, die nichts mit seinen offiziellen Pflichten zu tun hatten, konnte rasch ungewollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Desvendapur musste jede Frage vorsichtig und in beiläufiger, nahezu gleichgültiger Weise stellen. Doch wussten seine Kollegen in der Nahrungszubereitung bemerkenswert wenig über die Kolonie.
Auch Jhywinhuran war ihm keine echte Hilfe. Obwohl er sich vorgenommen hatte, ihr distanziert zu begegnen, fühlte er sich zu ihr hingezogen. Zwar war ihr Stockrang nicht niedriger als der seine, doch offensichtlich betrachtete sie ihn als intellektuell überlegen und schaute in allen Dingen, die nichts mit ihren jeweiligen Fachgebieten zu tun hatten, zu ihm auf. Nicht, dass sie ihm aus niederen Beweggründen schmeicheln wollte oder verborgene Absichten verfolgte. Ihre Aufmerksamkeit und Bewunderung für ihn war aufrichtig. In ihrer Gegenwart entspannte Desvendapur sich weit mehr, als ihm lieb war. Ständig auf der Hut, immer darauf vorbereitet, enttarnt zu werden, genoss er die Gesellschaft einer Artgenossin, die ihn unverhohlen gern hatte, ganz gleich, wie geheimnisvoll seine Herkunft war oder wie zugeknöpft er sich gab, wenn bestimmte Themen zur Sprache kamen.
Als er sie fragte, ob sie schon Menschen gesehen habe, antwortete sie, ja, schon zwei Mal, aber nur von weitem. Sie habe keinen direkten Kontakt mit ihnen gehabt. Angesichts ihres Ranges gab es dazu auch keinen Grund. Zweifellos hatten die Menschen sich mit ihren Thranx-Freunden getroffen, um über Dinge zu sprechen, die weit über die Grenzen der Kolonie hinausreichten. In Fragen hinsichtlich Jhywinhurans Fachgebiet, der Müllentsorgung, brauchte die Kolonie sicher Rat und Hilfe von außen, solange sie noch kein komplett abgeschlossenes System war. Ein solches System zu schaffen war zwar möglich, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Offenbar arbeitete man
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