Die Außenseiter
Gesellschaft diese haben mochten. Je nach Charakter des Anführers einer solch illegalen Organisation könnte dieser, anstatt Cheelo einzuladen, bei seinen Leuten und ihm im Lager zu bleiben, ebenso gut auf den Gedanken kommen, Cheelo ein Loch in die Brust zu schießen und ihn im nächstbesten Fluss den Kaimanen und Piranhas vorzuwerfen, die seine Leiche beseitigen würden.
Er musste vorsichtig vorgehen. Vielleicht war er schon von versteckten Sensoren erfasst worden - diesen Schluss ließ der plötzlich aufgetauchte Gleiter durchaus zu. Falls Cheelo unbeabsichtigt eine Sicherheitsgrenze überschritten hatte, war es durchaus denkbar, dass er nun von Fallen umgeben war. Von jetzt an würde er sogar noch genauer darauf achten, wohin er seinen Fuß setzte. Aber vielleicht sind gar keine Piraten im Gleiter, dachte er. Wenn die Behörden eine geheime Regenwald-Operation zerschlagen wollen, würden sie sicher aus der Luft angreifen. Nun, er würde so oder so vorsichtig sein. Er wusste nicht, womit er es zu tun hatte, und bis er das herausgefunden hätte, würde er seinen Weg mit äußerster Vorsicht fortsetzen.
Einige Stunden später flog noch ein Gleiter über ihn hinweg und zwang ihn erneut, in Deckung zu gehen. An der Größe und am Umriss des Fahrzeugs erkannte Cheelo, dass es nicht dasselbe war wie zuvor. Das bestärkte ihn nur in der Vermutung, dass es keine Polizeigleiter sein konnten. Hätten nämlich Polizisten in den Gleitern gesessen, die den Verdacht hegten, dass ihr gesuchter Flüchtling zu Fuß in dieser Gegend unterwegs war, so hätten sie ihn über die Außenbordlautsprecher aufgefordert, sich zu ergeben. Und falls man nach dem unidentifizierten Besitzer des herrenlosen Bootes suchte, hätte man wohl kaum ein kostspieliges Tarnsystem eingesetzt, schließlich wäre niemandem damit geholfen, wenn der in Not Geratene seine Retter nicht bemerkte und umgekehrt.
Folglich musste Cheelos Verdacht zutreffen, dass hier irgendwo in den Tiefen des Regenwaldes eine kriminelle Organisation ihr Unwesen trieb, deren Angehörige ebenso sehr wie er darauf bedacht waren, nicht die Aufmerksamkeit der Behörden zu erregen. In diesem Fall handelte es sich um Menschen, die ihn ebenso gut willkommen heißen wie umbringen könnten, selbst wenn er Ehrenhardts Namen erwähnte. Angesichts dieser Lage fiel es ihm nicht gerade leicht, zu entscheiden, wie er nun vorgehen sollte. Er beschloss, sich versteckt zu halten, bis er mehr herausgefunden hätte. In der Zwischenzeit sollten sie ruhig nach ihm suchen! Er war erfolgreich vor den Behörden abgetaucht, den ganzen Weg von San Jose bis hierher ins Reservat hatte er geschafft. Da würde er sich doch jetzt nicht von irgendwelchen Herstellern illegaler Pharmazeutika aufspüren lassen!
Wer auch immer sie sind, dachte er bei sich, als er über einen umgestürzten, von Pilzen überwucherten Baumstamm trat, sie haben jede Menge Geld. Einen Gleiter zu tarnen war eine Sache, aber seinen Motor so zu modifizieren, dass er beinahe lautlos flog, erforderte den Einsatz kostspieliger Technik und das Wissen ebenso kostspieliger Fachleute. Diese Ecke des Regenwaldes wurde offenbar nicht von einer Hand voll Amateure in Strohhütten bewacht. Dass hier nicht nur ein, sondern gleich zwei getarnte Gleiter unterwegs waren, ließ auf eine Operation schließen, die so aufwendig vorbereitet worden war, wie Cheelo selbst es noch nie erlebt hatte.
Vielleicht schaffe ich hier im Wald ja noch mehr, als einfach nur zu überleben, überlegte er. Vielleicht kann ich einige Kontakte knüpfen - große, bedeutende Kontakte. Falls sich ihm die Gelegenheit böte, sich einer Verbrechergruppe mit guten Beziehungen zur Unterwelt anzuschließen, würde er sie nutzen. Oder er würde so viel wie möglich über sie herausfinden und sein Wissen dann der nächstbesten Polizeistation anbieten, sozusagen als Handel: Er würde ihnen alles über die verdeckte Operation verraten, wenn die Strafverfolgungsbehörden die gegen ihn erhobene Anklage wegen Mordes an dem Touristen fallen ließen. Das war schließlich ein Unfall gewesen. Niemand konnte ihm Mord vorwerfen. Wie auch immer, ihm boten sich mehrere Möglichkeiten. Das Beste war, unbemerkt so viele Informationen für die Polizei zu sammeln wie möglich.
Plötzlich kam ihm ein Gedanke: Die als Adler getarnte Sonde, die er gesehen hatte, gehörte womöglich ebenfalls den Verbrechern, und nicht, wie bislang angenommen, der Verwaltung des Naturparks. Die unauffällige Sonde hatte
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