Die Außenseiter
Mundwerkzeuge mit der Rückseite eines Blattes ab, das es von einer Pflanze abgerissen hatte. »Ihre Anspielung hat eine höchst unangenehme Vorstellung in mir geweckt. Thranx essen keine .« - seine Stimme zitterte - »essen keine ... anderen Lebewesen.«
»Ach - Vegetarier, ja?«, brummte Cheelo. »Gut, du bist also so eine Art Koch. Das erklärt aber immer noch nicht, was du ganz alleine hier draußen machst.«
Desvendapur entschied, aufs Ganze zu gehen. Jetzt hatte er nichts mehr zu verlieren, erst recht nicht, indem er sich dem Repräsentanten einer anderen Spezies offenbarte. »Ich bin nicht nur Nahrungszubereiter, sondern auch Hobbydichter. Ich habe meine Eindrücke von dieser fremdartigen Umgebung in Gedichte gekleidet.«
»Ohne Scheiß? Sag bloß!«
Desvendapur war sich nicht sicher, ob er den Menschen richtig verstanden hatte. »Und ob ich das sage«, erwiderte er hoffnungsvoll.
Ein Dichter! Etwas Unbedrohlicheres hätte Cheelo sich nicht vorstellen können. »Und als du eben in dieses Aufnahmegerät gesprochen hast, hast du ein Gedicht verfasst?«
»Ja, eine Strophe. Die künstlerische Wirkung des Gedichts wird sehr stark durch die Art und Weise bestimmt, in der es vorgetragen wird. Ihr Menschen setzt Gesten zur Ergänzung der Sprache ein. Für uns Thranx gehören unsere Bewegungen ebenso sehr zur Kommunikation wie unsere Worte und deren Betonung.«
Cheelo nickte langsam. »Das verstehe ich. Wenn ich vier Arme hätte, wäre es für mich vielleicht auch doppelt so wichtig, mit ihnen herumzufuchteln.« Obwohl er dem Au- ßerirdi schen noch immer nicht traute, wirkte das Wesen nicht mehr so bedrohlich auf ihn wie anfangs. Dennoch: Ein Rieseninsekt war ein Rieseninsekt, selbst wenn es unter taxonomischen Gesichtspunkten gar nicht als Insekt bezeichnet werden konnte. Er legte die Pistole nicht aus der Hand, als er sich aus der Hocke erhob und am Baumstamm hinabkletterte.
Desvendapur beobachtete ihn voller Staunen. Ein Thranx konnte sich geschickt über felsige Hänge oder schmale Vorsprünge bewegen, doch steile Hindernisse wie etwa ein Baum bereiteten ihm enorme Schwierigkeiten.
Um so ein Hindernis zu erklimmen, brauchte man eine gewisse Beweglichkeit, die einem Thranx aufgrund seines unbiegsamen Ektoskeletts verwehrt war. In den Augen eines Thranx wirkten die Bewegungen eines kletternden Menschen ebenso flüssig wie die einer Schlange.
Als Cheelo nur noch einen Meter über dem Boden war, ließ er sich fallen und trat schließlich vor den fremden Besucher. Wie der Thranx so auf den vier Hinterbeinen vor ihm stand, leicht zurückgeneigt, Thorax, Hals und Kopf so weit wie möglich emporgereckt, befand sich das Gesicht des Wesens ungefähr auf der Höhe von Cheelos Brust. Cheelo schätzte, dass der Thranx etwa fünfzig Kilo wiegen mochte, vielleicht etwas weniger. Zählte man die aufgerichteten Antennen mit, war er noch einmal dreißig Zentimeter größer.
»Also«, fuhr Cheelo fort, »diese Expedition, die du hier durchführst . haben die Behörden sie genehmigt? Ich dachte, alle Außerirdischen müssten auf den Orbitalstationen bleiben, bis auf wenige hochrangige Diplomaten, denen man erlaubt, die Erde zu betreten.«
Desvendapur beeilte sich, ihm zu widersprechen: »Meiner Gruppe wurde eine Sondergenehmigung erteilt. Wir werden von Repräsentanten unserer eigenen Spezies beaufsichtigt.« Die jahrelange Übung hatte aus Desvendapur einen gewandten, einfallsreichen Lügner gemacht.
»Dann schließt du dich deiner Gruppe bald wieder an?«
Wie sollte Des diese Frage beantworten, ohne den Zweifüßer misstrauisch zu machen oder dessen Verteidigungsinstinkte zu wecken? »Nein. Sie werden mit ihrer Arbeit noch ...«, mit welchem Wort drückten die Menschen doch gleich diese Zeitspanne aus? ». noch für die Dauer eines Monats fortfahren.«
»Hm-m.« Der Kopf des Menschen wackelte mehrmals auf und ab. Dank seiner Studien erkannte Desvendapur die Geste als ›Nicken‹: ein Zeichen genereller Übereinstimmung. Diese Geste konnte er leicht imitieren. Obwohl er normalerweise seine Echthände verwendet hätte, um Übereinstimmung auszudrücken, ahmte der Dichter die Bewegung so natürlich und entspannt nach, dass der Zweifüßer sie für eine Thranx-Geste hielt und nicht für eine Imitation.
Für einen angeblichen Wissenschaftler, sann Desvendapur, stellt dieser Mensch aber recht unwissenschaftliche Fragen.
»Also diese besondere Gruppe, der du angehörst, hält sich heimlich hier auf, damit sie hier in
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