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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Benway
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gesagt war ich, je länger ich darüber nachdachte, umso sicherer, dass es hier in Wirklichkeit gar nicht um Blake ging.
    Und ich hatte den Eindruck, June checkte das auch gerade. Sie sieht immer aus, als würde sie einen Film gucken, wenn sie die Gedanken von jemandem liest, und als sie jetzt Mariah so ansah, wirkte sie ganz traurig. »Es gibt gar kein Strandhaus in Cabo, stimmt’s?«
    Mariah schniefte lautstark, was total ekelhaft klang, sagte aber nichts.
    Das Auto wurde immer schneller, es bretterte über eine gelbe Ampel, und ich hoffte nur inständig, dass irgendwo ein Wachtmeister in der Nähe war, der uns rauswinkte und diesen Geisterzug zum Stehen brachte.
    Â»Hey«, sagte June. »Weißt du, das wird schon wieder, Mariah. Du hast ja immer noch deine Mom. Und Henry, der ist doch auch noch da. Er hat sich sogar heute bei der Party blicken lassen, das kann doch nur bedeuten, dass du ihm nicht völlig egal bist.«
    Â»Die können mich alle mal kreuzweise.«
    Â»Ooookay«, sagte June sehr langsam. »Vielleicht zählt das ja nicht. Aber ’ne Menge Leute haben dich gern, Mariah. Ist echt wahr, ich weiß das. Verstehst du?« Und als Mariah ihr einen ungläubigen Blick zuwarf, fügte June hinzu: »Ich weiß das zufällig ganz genau. Frag mich bitte nicht, woher oder wieso, aber es ist so.«
    Zwecklos. Mariah heulte weiter und heizte weiter in Richtung Mulholland Drive. Und wie sie getrunken hat, dachte ich. Ich hielt mich an der Lehne fest und spürte, wie der Fahrtwind durch das offene Fenster wehte, durch das ich gesprungen war, und mir meine unsichtbaren Haare zerzauste. Meine Nerven lagen so was von blank, dass ich einfach anfing zu lachen. Glücklicherweise konnte nur ich das hören. Es klang halb irre und halb hysterisch, und ich begriff, dass auch ich Angst hatte.
    Â»Okay«, sagte June und fing an zu schwafeln. Was bei mir die Lachanfälle sind, wenn ich nervös bin, sind bei ihr Quassel-Attacken. »Es ist nämlich so. Kennst du meine Schwester May? Die dürre, die immer so angenervt guckt?«
    Mariah antwortete nicht.
    Â»Na ja, als unsere Eltern uns gesagt haben, dass sie sich scheiden lassen, hat ihr das schlimm zu schaffen gemacht. Sie hat sich mit Tequila volllaufen lassen, unsere Eltern haben voll die Panik gekriegt, und dann ist mein Vater nach Houston gezogen und hat ein Versprechen nicht gehalten, das er ihr gegeben hatte, und das hat ihr total wehgetan. Manchmal ist sie gemein, weil es für sie leichter ist, sich die anderen vom Hals zu halten, als sie an sich ranzulassen. Blickst du irgendwie durch?«
    Mariah schluckte und nickte. Ich auch.
    Â»Und jetzt …« Junes Lippen zitterten ein bisschen, und ich wusste genau, dass sie furchtbare Angst hatte und sich große Mühe gab, mutig zu sein. »Also, ich meine, obwohl sie manchmal so pampig ist und mich wahnsinnig macht und ’nen grausamen Modegeschmack hat und mich wegen jedem Mist aufzieht, hab ich sie gern. Sie ist meine Schwester. Und ich weiß, dass ihr das mit mir genauso geht.«
    Â»Manche verlassen einen«, redete June weiter. »Und das ist Mist. Aber andere verlassen einen nicht und werden das auch nie tun. Und manche Leute sind da, obwohl du sie nicht sehen kannst. Aber sie sind trotzdem da.«
    Es war nicht zu fassen, wie ernsthaft und stark June sein konnte. Nicht. Zu. Fassen. Und sie hatte auch noch recht. Sie hatte ja so was von recht. Plötzlich kam es mir schrecklich mies vor, dass ich auch nur daran gedacht hatte, abzuhauen und meine Mom und meine Schwestern im Stich zu lassen. Dieser Plan war so gemein gewesen, dass es wehtat, und ich musste heftig schlucken und beschloss, June doch nicht umzubringen.
    Im Gegenteil, ich würde sie wahrscheinlich ganz schrecklich umarmen und halb zu Mus drücken.
    Und das war der Moment, als mir auffiel, dass sich June und Mariah zu mir umgedreht hatten und mich anstarrten.
    Junes Augen waren riesengroß, sie wirkten einfach gigantisch in ihrem Gesicht. Ich sah an mir herunter und erblickte meinen Körper. »Oh«, sagte ich. »Hi.«
    Â»Hi«, sagte June. »Wie … wie bist …?«
    Â»Was zur …?«, japste Mariah.
    Â»Ist April auch hier?«, fragte June und guckte total verwirrt.
    Ich sah mich um. »Sieht es irgendwie danach aus?«
    June legte den Kopf zur Seite und runzelte die Stirn. »Aber ich höre sie.« Und dann starrte sie wie

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