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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Benway
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sind.«
    Â»Ach, nach dreien verliert man sowieso den Überblick. Ihr könntet genauso gut acht sein.« Dad lachte und war mir auf einmal so nahe, dass ich beinahe sein Aftershave riechen konnte.
    Â»Hi, Dad«, sagte ich und wickelte mir die Telefonschnur um die Finger. »Bist du jetzt fertig mit Rumkaspern?«
    Â»Vielleicht. Mal sehen. Wie geht’s dir, mein Töchterlein? Was macht die Schule?«
    Â»Was erwartest du denn vom Highschool-Dasein?«
    Â»So schlimm?«
    Â»Wieso denken Eltern eigentlich immer, dass Schule toll ist?«, wunderte ich mich. »Oder dass da jeden Tag irgendwas Aufregendes passieren muss?«
    Â»Weil wir gern in Erinnerungen an unsere vergeudete Jugend schwelgen.«
    Â»Ah.«
    Â»Okay, ertappt. Das ist nur so eine dämliche Frage, die Eltern eben so stellen.« Dann räusperte sich mein Vater, was nie ein gutes Zeichen ist. »Hör mal, Töchterlein, ich muss mal ein Sekündchen mit dir reden.«
    Â»â€™ne Sekunde?«, stichelte ich, obwohl mein Herzschlag schon ein bisschen zulegte. »Wie wär’s denn mit ’ner Minute? Ich hätte beides im Angebot.«
    Â»Jetzt mal im Ernst, Töchterlein.«
    Â»Schieß schon los, Väterchen.«
    Â»Weißt du, mein Maikäfer, es ist wirklich mein größter Wunsch, dass du mich hier besuchen kommst.«
    Ich erstarrte, und die Telefonschnur schnürte mir auf einmal den Finger ab. »Aber?«, fragte ich und konnte es überhaupt nicht leiden, dass meine Stimme sich so gepresst anhörte, als hätte ich mir die Telefonschnur um den Hals gewickelt. »Da kommt doch jetzt ein ›Aber‹, stimmt’s?«
    Mein Vater holte tief Luft. »Aber, leider, mit meiner neuen Stelle muss ich …«
    Â»Ich kann auch am Wochenende kommen«, bot ich hastig an. »Kein Problem. Ich kann Freitag gleich nach der Schule los und am Sonntag wieder zurück.«
    Â»Nein, mein Schatz, es geht gerade um die Wochenenden. Ich bin fast den ganzen nächsten Monat auf Dienstreise. Und meine Wohnung ist auch noch nicht eingerichtet. Es ist …«
    Â»Ist mir völlig egal«, versicherte ich. Ich hasste es, wie meine Stimme klang, so schwächlich und bemüht, wie bei einer ganz Schlauen, die auf Dummchen macht. »Ich kann auf dem Sofa schlafen. Völlig okay, kein Problem.«
    Â»Ach, meine Süße.« Mein Vater seufzte. »Es tut mir wirklich leid, aber ich bin neu auf der Stelle, und da hab ich keine andere Wahl. Die wollen, dass ich von den nächsten 30 Tagen 26 unterwegs bin. Es gibt nichts, was ich lieber täte, als dich hier bei mir zu haben, das weißt du …«
    Â»Ich bin nicht diejenige, die solche Sachen weiß«, sagte ich, obwohl er nie verstehen würde, wovon ich da redete.
    Â»Was?«
    Â»Was was?«
    Mein Vater seufzte wieder. »Im November, okay? Im November klappt es bestimmt. Du kannst sogar zu Thanksgiving herkommen, dann geht’s ab nach Austin.«
    Ich knirschte so sehr mit den Zähnen, dass mir der Kiefer wehtat. »Klar«, sagte ich, »so wie im August, als du gesagt hast, dass es bestimmt im Oktober klappt.«
    Â»Schätzchen, es ist nicht …«
    Â»Schon okay«, sagte ich. »Von mir aus. Kein Problem. Ich meine, ich kann total gut verstehen, dass du dir unbedingt unseren Fernseher schicken lassen musst, wenn du den lieben langen Tag unterwegs bist, aber dass es dir überhaupt nicht in den Kram passt, wenn deine Tochter dich mal für drei Tage besuchen kommen will. Alles total logisch.«
    Danach herrschte Schweigen, und in meinen Augen brannte das Salzwasser. Ich zwinkerte heftig, so wie ich das neulich erst bei June gesehen hatte. »Also«, sagte ich, »sonst noch was?«
    Â»May, mein Schatz, versteh doch bitte …«
    Â»Okay, kein Ding«, schnitt ich ihm das Wort ab. »Ich melde mich mal wieder.«
    Er wollte noch was sagen, aber ich legte auf, damit ich seine Stimme nicht noch mal hören musste. Aber eigentlich war es gar nicht wegen seiner Stimme, sondern nur, weil ich nicht heulen wollte. Ich heule nie, denn das ist so ungefähr das Blödeste, was Mädchen so machen können, aber manchmal kostet es mehr Kraft, als ich habe, die Tränen zurückzuhalten.
    Von unten hörte ich, wie April und June und Mom über irgendwas kicherten und den Fernseher auspackten. Dämlicher Fernseher. Mom wusste wahrscheinlich ganz genau, dass Dad

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