Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Benway
Vom Netzwerk:
angerufen hatte, um mir abzusagen (vielleicht hatten sie sich deshalb sogar gestritten), und jetzt kapierte ich auch Aprils komischen Blick, als ich ins Haus gegangen war. Die Prophetin hatte zwar das Erdbeben übersehen, aber das hier wusste sie natürlich. Und June war wahrscheinlich auch voll im Bilde, da sie ja Aprils Gedanken genauso problemlos lesen konnte wie die von ihren doofen Tratschtanten.
    Nur die Unsichtbare bekam mal wieder alles erst zum Schluss mit.
    Als ich mich endlich wieder eingekriegt hatte, ging ich in mein Zimmer und schmiss mich aufs Bett. Ich war plötzlich hundemüde und hatte alles so satt – die Veränderung und das Neue und das Alte und überhaupt. Ich guckte aus dem Fenster und sah der Sonne beim Untergehen zu, wie sie von Gelb über Rosa bis Lila verschwand, wie ein blauer Fleck, nur andersrum.
    Es war schon fast stockdunkel, da klopfte April an meine Tür. »Hallo«, sagte sie leise. »Ich bin’s.« Als ich nicht antwortete, kam sie einfach rein, was die Existenz einer Zimmertür gewissermaßen entbehrlich machte. »Hallo? Bist du hier?«
    Ich sah nach meiner Hand und stellte fest, dass ich verschwunden war. Wer weiß, wie lange ich schon weg war. »Hier bin ich«, meldete ich mich und ließ meinen Körper wieder in seine Gestalt einrasten. Das fühlt sich immer ein bisschen so an, wie wenn man sich in enge Jeans quält – als ob mein Körper sich wieder an sich selbst anpassen müsse.
    Â»Die Tür war übrigens mit Absicht zu«, sagte ich, aber eigentlich war es mir schnurz. April wusste das vermutlich, denn sie ging weiter, legte sich neben mich aufs Bett und streckte sich aus, sodass wir Fuß an Fuß lagen. Sie ist zwar älter, aber ich bin größer.
    Â»Tut mir leid, dass Dad so ein Weichei ist«, sagte sie nach einer Weile. »Das ist echt zum Kotzen.«
    Â»Texas eben«, erwiderte ich. »Was erwartest du. Hast du die Autoaufkleber gesehen? ›Don’t mess with Texas‹? Das meinen die auch so.«
    Â»May.« April streckte den Arm aus und legte ihre Hand auf meine. »Es ist okay, enttäuscht zu sein.«
    Manchmal klingt sie so sehr wie unsere Mom, dass ich ausrasten könnte. »Wenn du meinst«, sagte ich, fand es aber dann zu anstrengend zu reden und ließ es deshalb lieber. Ich versuchte sogar, wieder unsichtbar zu werden, aber April blieb einfach neben mir liegen, was irgendwie nett war, denn ich musste feststellen, dass vom Verschwinden der Schmerz auch nicht weggeht.

Kapitel 9
    Â» Ein bisschen Spannung ist mir
    tausendmal lieber als Kinderkram «
    June
    Am nächsten Morgen versuchte April mit mir zu reden. »Versuchte« sage ich deshalb, weil ich sie sofort unterbrach, noch ehe sie in unserer Küche richtig zu Wort kam.
    Ich hatte diese Rede zehn Minuten lang vor dem Spiegel geprobt. Es konnte also losgehen.
    Â»Jetzt hör mir mal zu«, begann ich. »Ich finde es echt daneben, wenn du mir vorschreibst, was ich zu tun habe, oder wenn du mir unterstellst, dass ich irgendwelchen Mist verzapfe, wo es doch auf dieser Welt ganz anderen Mist gibt, mit dem ich nicht die Bohne zu tun habe.«
    (Auf diesen Teil war ich zugegebenermaßen besonders stolz.)
    Â»Und außerdem«, fuhr ich fort, »möchte ich dich darauf hinweisen, dass ich Gedanken lesen kann und daher genau im Bilde bin über das, was du so denkst. Also hör auf …«
    Â»Willst du’n Bagel?«, unterbrach mich April. »Mom hat welche geholt, bevor sie zu ihrer Besprechung gefahren ist.« Sie zeigte auf eine braune Papiertüte auf der Küchentheke. »Hau rein.«
    Â»Hast du eigentlich eine Vorstellung, wie viel leere Kalorien in so ’nem Bagel stecken?«, belehrte ich sie entrüstet. Weil mir mein blöder Pony schon wieder in die Augen hing, klemmte ich die Haare hinter die Ohren. Ich versuche ihn gerade herauswachsen zu lassen, was echt Nerven kostet.
    Â»Nee, aber ich weiß genau, wie viel leckere Kalorien drin sind.« April biss ein gigantisches Stück von ihrem Bagel ab (der in der Tat echt verlockend aussah) und zog eine Augenbraue hoch. »Hmmm, verbagelt lecker.«
    Â»Hör auf, mich abzulenken!«, schimpfte ich. »Wie schon gesagt, ich kann Gedanken lesen, falls du irgendwas mit dem Kopf …«
    Drei Chinesen mit dem Kontrabass …
    Â»Lass es!«, fuhr ich sie an. »Ich hasse dieses Lied, und das weißt

Weitere Kostenlose Bücher