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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Benway
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März oder was?«, wollte Jessica wissen. Voll lahm, der Joke, da sie ja meinen Namen schon kannte. Aber sie sprach immer so komisch durch die Nase, dass alles, was sie sagte, irgendwie abfällig klang. Selbst in Gedanken hatte sie diesen Tonfall, was mir unbeschreiblich auf den Nerv ging.
    Â»Nö«, antwortete ich und hob den Kopf noch ein Stück höher. »June heiß ich.« Ich fixierte sie ganz cool, so wie May immer guckt, wenn sie jemanden einschüchtern will. »Und wer warst du doch gleich?«
    Daphne prustete los, und Jessica wurde ein bisschen rot, hatte sich aber schnell wieder unter Kontrolle. Sie zupfte am Flügelärmel ihres T-Shirts, das Alexander McQueen für die Target-Kette entworfen hatte. Das wusste ich deshalb, weil ich auch so eins hatte. »Eine Freundin von Mariah«, ließ sie mich wissen und fügte dann in Gedanken hinzu: Obwohl die eine totale Zicke ist.
    Ich musste lachen. »Klar seid ihr Freundinnen. Wenn du das sagst.« Dann – ehe Jessica weiterreden (oder -denken) konnte – drehte ich mich wieder zu Mariah um. »Und, was macht ihr so?«
    Mariah deutete über ihre Schulter den Hügel hinunter, wo Straßenverkehr und Freiheit herrschten. »Wir haben grad überlegt, ob wir vielleicht früher abhauen. Da hat man mal ein bisschen Zeit für sich.«
    Es war mir gelungen, die wutschäumenden Gedanken von Daphne und Jessica so weit runterzuregeln, dass sie in meinen Ohren nur noch wie aufgeregte kleine Bienen klangen. Keine einzelnen Wörter mehr, nur noch Gefühlsstürme. (Diese Fähigkeit hatte ich in den letzten drei Nächten perfektioniert, und das lag an diesem Obdachlosen in unserer Straße. Mir blieb gar nichts anderes übrig, wenn ich jemals wieder Schlaf finden wollte.) Doch dann platzte Daphne als Erste heraus. » Darüber hatten wir gerade geredet«, fuhr Daphne dazwischen. »Wir drei.«
    Â»Na ja, als viertes Rad am Wagen …«, warf Jessica ein.
    Â»Das fünfte heißt es eigentlich«, korrigierte ich sie. »Außerdem … Jessica, oder? Ich dachte, du kannst Mariah nicht ausstehen.«
    Jessica riss die Augen auf, und Mariah starrte sie entsetzt an. »Was?«
    Ich zuckte die Schultern. »Hab ich nur mal so gehört. Was soll’s, vielleicht stimmt’s ja auch gar nicht. Gerüchte können schon manchmal ätzend sein.« Ich setzte einen mitleidigen Blick auf. »Lügen sind echt was Gemeines.«
    Oh mein Gott, noch nie in meinem Leben hatte ich solche Kräfte gehabt! Jetzt begriff ich, warum Superhelden manchmal ganz fies werden und einen irren Blick bekommen. Die Gedanken von Jessica und Daphne liefen inzwischen Amok und ließen sich gar nicht schnell genug sortieren, um rauszukriegen, wer von beiden mich mehr hasste.
    Aber wie gesagt, ein bisschen Spannung ist mir tausendmal lieber als Kinderkram …
    Â»Ah, ihr wollt also schwänzen?«, fragte ich Mariah, während die beiden anderen unsicher ihre Schultertaschen zurechtrückten. »Cool.«
    Â»Ja, wahrscheinlich.« Sie schaute auf meine Stiefel, und ich wäre liebend gern noch mal 50 Meilen darin gelaufen, wenn sie nur dadurch Mariahs Beachtung fänden. »Kommst du mit?«
    Â»Na, aber definitiv«, antwortete ich. Schön locker bleiben, June, sagte ich mir. Bist ja schließlich kein Welpe im Zooladen. Also nicht bedürftig wirken. »Ich denk mal schon.«
    Mariah grinste. »Cool.«
    Als sie das sagte, bekam ich vor lauter Stolz Herzklopfen. Genau das war’s – der Anfang meines neuen Lebens, in dem weder meine Eltern noch meine durchgeknallten Schwestern mir ständig vorschrieben, was ich zu tun oder zu lassen hatte. Das war eine ganz neue, nie gekannte Freiheit, von der ich gar nicht genug kriegen konnte.
    Â»Moment mal, die will mitkommen?«, fragte Daphne fassungslos. »Für wen hält die sich? So ’ne Langweilertusse aus der Neunten, eh!«
    Dazu muss ich euch sagen, dass das noch ziemlich freundlich ausgedrückt war, verglichen mit dem, was ich in den letzten drei Minuten so alles in ihren Gedanken gelesen hatte. Außerdem waren sie und Jessica – genau wie Mariah – auch gerade mal in der Zehnten und damit nur knapp ein Jahr älter als ich. Na hallo.
    Â»Und?«, antwortete ich schulterzuckend und wandte mich wieder zu meiner frisch gewonnenen Freundin. »Ach so, Mariah. Vielleicht interessiert’s dich

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