Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June
kaltblütig niedergemetzelt. »Oh hallo, mein Schatzi«, begrüÃte mich Mom, die in der Küche herumwirtschaftete. »Na, du bist ja âne Schlafmütze heute.«
»Hm, kann sein«, antwortete ich und zuckte zusammen, als sie mich auf den Hinterkopf küsste. Meine Schuldgefühle waren fast so grausam wie mein Kater. Ich hatte irgendwie damit gerechnet, dass eine meiner Schwestern mich verpfeifen würde, aber dadurch hätten sie sich ja selbst mit reingerissen. Ein Lügner ist ein Lügner ist ein Lügner, nehme ich mal an.
»Na, dann komm mal in die Gänge«, ermunterte mich Mom, die offenbar nicht mitkriegte, dass ich mich mit beiden Händen an der Küchentheke festhielt. Dort hätte ich wahrscheinlich noch länger gestanden, wenn nicht plötzlich mein linker Fuà wieder angefangen hätte, sich in Luft aufzulösen. (Weshalb eigentlich immer der linke FuÃ? Wieso nicht das rechte Ohrläppchen oder beide Kniescheiben? So was wie âne Bedienungsanleitung oder allgemeine Hinweise wären manchmal echt nützlich.)
»Ich verzieh mich mal wieder nach oben und, äh, mach mal ein bisschen klar Schiff in meinem Zimmer«, teilte ich Mom mit. »Da siehtâs ziemlich wüst aus.«
Verblüfft starrte sie mich an. »Du willst allen Ernstes am Samstag dein Zimmer aufräumen?«
»Ãh, wieso nicht?«
Mom grinste mich an. »Na wunderbar. Dann versuch doch mal, deine Schwestern gleich mit anzustecken, wenn du so schön dabei bist.«
»Hm, mal sehen«, murmelte ich auf dem Weg nach oben.
Als ich wieder in mein Zimmer kam, stand April mit verschränkten Armen neben meinem Bett und wippte ungehalten mit dem FuÃ. »Ich wünsche dir auch einen wunderbaren Tag«, murmelte ich und kroch wieder unter meine Decke. »Und jetzt raus hier.«
»Mit dir rede ich nicht«, zischte April mich an, »nur dass duâs weiÃt.«
»Sicher? Ich frag ja nur, weil die Situation eher für das Gegenteil spricht.«
»Ich unterhalte mich nur gezwungenermaÃen mit dir, weil ich wissen will, was gestern Abend passiert ist und June mir nichts sagt.«
»Wir hätten ihr schon viel öfter nachschleichen sollen«, antwortete ich, woraufhin Junes Zimmertür krachend zuschlug.
»Unsere Gedanken sind für sie gerade ein offenes Buch«, erinnerte mich April.
»Und woher willst du das wissen?«
»Meinst du wirklich, sie kann sich das verkneifen?«
Da hatte April allerdings recht. »Wie wunderbar«, murmelte ich und zog mir die Decke über den Kopf. »Wann fängst du eigentlich an, nicht mit mir zu reden? Jetzt gleich, ja?«
»Sag mir erst, was gestern Abend passiert ist.«
Ich lüftete die Decke, um ihr einen sehr langen, sehr finsteren Blick zuzuwerfen. »Wieso jetzt? Die mit dem Draht in die Zukunft bist ja wohl du, oder? Gabâs Verbindungsprobleme, oder was?«
»Los, jetzt red schon.«
»Hau ab.« Meinen peinlichen Auftritt vor meiner unfehlbaren Superschwester wiederzukäuen, war nun so ziemlich das Letzte auf meiner aktuellen Wunschliste.
»May â¦Â«
»Was denn?«, schrie ich sie an, zuckte jedoch vor Schmerz zusammen. »Echt jetzt, April. Verzieh dich einfach. Ich will eigentlich bloà unsichtbar sein.«
»Was Schlaueres fällt dir wohl gerade nicht ein?«, schimpfte sie. »Wenn du dich mal gestern an diesen Plan gehalten hättest, wären wir jetzt nicht in dieser Lage!«
»In welcher Lage denn? Dass wir nicht miteinander reden? Klingt für mich eigentlich ziemlich ideal.« Damit vergrub ich mich wieder in meinen Kissen.
»Du solltest auf June aufpassen, und stattdessen hätte dir sonst was passieren können!«
»Ist es ja auch!«, fauchte ich sie an. »Mein Hirn ist gerade ungefähr drei Nummern zu groà für meinen Schädel. Und mit June gab es null Problem. Zumindest so lange nicht, bis du mich gezwungen hast, ihr zu folgen, und alles vor die Hunde gegangen ist. Und das ist ja wohl nicht meine Schuld, sondern deine!«
Was natürlich nicht stimmte, aber ich hatte jetzt einfach keinen Bock auf Fairness.
»Also hab ich dich gezwungen, dich abzufüllen und anderen Leuten auf den Rasen zu kotzen, oder was?«
Ich zeigte auf meine Zimmertür. »Würdest du dich jetzt BITTE ENDLICH VERPISSEN ?« Meine Stimme dröhnte wieder viel zu laut in meinem Kopf.
»Aber
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