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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Benway
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sicher doch«, antwortete sie und machte auf dem Absatz kehrt. »Mit dem allergrößten Vergnügen.«
    Nachdem sie gegangen war (und bösartigerweise die Tür offen gelassen hatte), blieb ich noch ein Weilchen liegen, starrte den Riss in der Decke an und dämmerte vor mich hin. Ich überlegte, ob ich aufstehen und meinen Schwestern ein bisschen hinterherschleichen sollte, selbstverständlich ohne deren Wissen, aber nach gestern Abend war das überhaupt keine spaßige Vorstellung mehr.
    Da meldete sich auf dem Nachttisch mein Handy, und ich streckte den Arm unter der Decke hervor, um nachzusehen, wer es war.
    Verdammt.
    Ich ließ es noch dreimal klingeln, ehe ich ranging. »Was gibt’s?«, krächzte ich.
    Â»Ã„hm, hallo«, sagte Henry.
    Â»Himmel, sind denn hier alle Frühaufsteher?«, stöhnte ich.
    Henry lachte sein typisch nervöses Lachen. »Wollte nur mal hören, wie’s dir so geht.«
    Â»Dreimal darfst du raten.«
    Â»Nicht so toll?«
    Ich hob meinen Kopf aus den Kissen, äugte in Richtung Tür und versuchte zu erspähen, ob Mom im Anmarsch war. Ich war so daran gewöhnt, dass April oder June mich vorwarnten, dass ich mich jetzt fühlte, als ob mir ein wichtiges Teil meiner Rüstung abhanden gekommen war.
    Â»May?«, sagte Henry. »Bist du noch dran?«
    Â»Yep.«
    Â»Also, wie geht’s dir denn nun?«
    Â»Wie von ’nem Schwerlaster voller tobsüchtiger Hühner überfahren.«
    Â»Wirklich?«
    Â»Zweimal.«
    Â»Uiuiui, das klingt aber gar nicht gut.«
    Â»Du hast’s voll erfasst, Henry.« Ich drehte mich wieder auf die Seite und zog mir die Decke über den Kopf. Am liebsten hätte ich Henry selbst mit einem Hühnerlaster überfahren, nachdem er gestern bei der Party sein »Wie kommst’n darauf, die doch nicht« abgelassen hatte. Die Worte waren mir die ganze Nacht im Kopf rumgeschwirrt, verquirlt mit Alkoholdunst und Schwindelattacken. Wie kommst’n darauf? Die doch nicht.
    Allein von der Erinnerung hätte ich wieder kotzen können.
    Â»Dann soll die Nachhilfe wohl heute ausfallen?«
    Â»Henry, ich will dich mal was fragen. Bist du zu allen Mädchen so fies oder nur zu mir? Begünstige ich irgendwie diese Eigenschaft in dir?«
    Es hörte sich an, als ob Henry gerade irgendein Getränk komplett wieder ausspuckte.
    Â»Denn wenn das so ist«, regte ich mich weiter auf, »kannst du ausgesprochen gerne wieder in das Loch kriechen, aus dem du gekommen bist.«
    Er legte eine kurze Pause ein, ehe er sagte: »Anstatt in Gossen zu kotzen?«
    Â»Genau«, antwortete ich. »Ciao ciao, mon ami.« Ich wollte gerade auflegen, doch Henrys Stimme redete im Hörer weiter.
    Â»Warte May, leg nicht auf! Es tut mir leid, leg bitte nicht auf!«
    Mein Daumen schwebte über der Taste Auflegen. »Dir tut was leid?«
    Â»Ich … ich mach mir echt Vorwürfe. Ich hätte gestern Abend auf dich aufpassen müssen. Mariahs Partys und die Leute da sind meistens ziemlich daneben.«
    Â»Schon klar, hab ich auch mitgekriegt. Mit einem davon rede ich ja gerade«, konterte ich. Ich fand es irgendwie beruhigend, festzustellen, dass mein Hirn trotzdem funktionierte, obwohl es sich so anfühlte, als würde es mir gleich aus dem Kopf springen.
    Ich konnte förmlich sehen, wie Henry am anderen Ende der Hals schwoll. Vermutlich hatte er sein Stanford-Sweatshirt an und spielte gerade mit den Kordeln, so wie er es immer in den Nachhilfestunden machte. »Ist das alles, was dir leid tut?«, erkundigte ich mich in ruhigem Ton.
    Â»Lieber Himmel, ja doch, May!«, sagte er schließlich. »Ich hab dich angerufen, um mich bei dir zu entschuldigen. Was willst du denn noch? Soll ich zu dir nach Hause kommen und alles noch mal persönlich wiederholen?«
    Â»Nee, ganz bestimmt nicht!«, zischte ich. »Weißt du, vielleicht solltest du ja mal von deiner aufgeblasenen Stanford-Wolke runterkommen. Dann würdest du vielleicht auch mitschneiden, dass allein die Tatsache, dass du jemanden nicht siehst, nicht zwangsläufig bedeutet, dass er nicht da ist. «
    Pause.
    Â»Wovon redest du eigentlich?«
    Â»Von gar nichts. Pass auf, du bist wahrscheinlich heute eh voll abgestresst und musst noch Angebote in College-Katalogen unterstreichen und spanische Vokabelkärtchen basteln. Wir können die Nachhilfe gerne absagen. Am besten gleich

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