Die Aussortierten (German Edition)
den nicht gibt. War erfunden. Ich wollte sichergehen, dass Sie mir die Wahrheit sagen. Manche Menschen reagieren etwas allergisch auf Polizisten.“
„Kann man doch nachvollziehen, wenn man bedenkt, wie Sie mich beschissen haben, oder? Und wieso soll ich Ihnen jetzt glauben?“
„Mir würde es schon reichen, wenn Sie ehrlich antworten. Also, kann ich jetzt bitte die Adresse des Kunden haben?“
„Nein.“
„Und warum nicht?“
„Ich habe die Adresse nicht mehr.“
„Und wieso soll ich das jetzt glauben? Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie bei größeren Bestellungen nicht Name und Adresse aufschreiben?“
„Doch, das tun wir. Aber wenn die Ware abgeholt wurde, schmeißen wir die Zettel weg. Und damit auch die Adressen. Die landen hier im Papierkorb. Und den habe ich letzte Woche Donnerstagabend ausgeleert, weil freitags immer die Müllabfuhr kommt. Und da war mit Sicherheit auch der Zettel des Kunden, den Sie suchen, mit drin. Hier bitte, überzeugen Sie sich selbst. Der Papierkorb ist noch fast leer. Sie können sich ja gerne den Inhalt mitnehmen“
Er hielt de Wall den Papierkorb hin, in dem sich tatsächlich nur wenige zerknüllte Zettel befanden.
„Und Sie wissen noch ganz genau, dass der Kunde seine Ware vor Donnerstagabend abgeholt hat?“
„Ja, am Mittwochvormittag.“
„Und wieso wissen Sie das noch so genau?“
„Weil die Ware von jemand anders abgeholt worden ist. Und dieser jemand ist mir sehr gut im Gedächtnis geblieben. Und der Wochentag, weil an diesem Tag meine Mutter Geburtstag hatte. Deshalb kann ich mich so gut erinnern.“
„Dann beschreiben Sie mir bitte den Kunden. Vielleicht können wir ihn über einen Zeitungsaufruf finden.“
„Der Kunde war eine Kundin. Circa 25 Jahre alt, nicht sehr groß, vielleicht 1,60 m oder 1,65 m. Sie hatte ein unheimlich hübsches Gesicht. Stupsnase, volle Lippen, und eine wunderschöne Augenpartie, schön geschwungene Augenbrauen, schlankes Gesicht. Dunkle, schulterlange, gewellte Haare, die sie nach hinten zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Und eine sehr weibliche Figur. Vollbusig, kräftige, fast stämmige Beine, aber keinesfalls unansehnlich. Sie hatte was Südeuropäisches. Mit anderen Worten: Meine Traumfrau. Ich versuchte mit ihr zu flirten. Das ging aber voll daneben. Als ich versuchte, sie in ein Gespräch zu verwickeln, sagte sie demonstrativ, sie habe leider keine Zeit, ihr Freund warte im Auto. Da habe ich dann den Zettel mit der Adresse des Kunden gleich weggeworfen.“
„Aber Sie werden doch einen Blick auf den Zettel geworfen haben?“
„Kann schon sein, weiß ich nicht mehr.“
„Und sie können sich nicht an den Namen erinnern?“
„Nein.“
„Und das bei Ihrem Gedächtnis? Ich habe noch nie eine so exakte Personenbeschreibung gehört!“
„Ich vermute mal, diese Frau wäre auch Ihnen im Gedächtnis geblieben. Bei dieser Frau war das wirklich keine besondere Leistung. Aber Zahlen, Daten und Namen konnte ich mir noch nie gut merken. Erst Recht nicht, wenn ich den der Dazugehörigen geistig abgehakt habe.“
„Ok, ich glaub Ihnen. Danke für die Auskunft.“ De Wall schrieb sich für alle Fälle den Namen und die Adresse des Verkäufers auf und ließ sich noch mal die Frau beschreiben, um die Einzelheiten aufzuschreiben und machte sich dann wieder auf den Weg. Um Stoff für die Akten zu haben, klapperte er auch noch die anderen Läden ab.
5. Kapitel
Pastorentöchter
„Oldenburger Vereinsbank, Vorstandssekretariat. Schmitt am Apparat. Was kann ich für Sie tun?“
„Oldenburger Tageszeitung, Sekretariat der Geschäftsführung, Fischer am Apparat. Guten Tag Frau Schmitt. Herr Meyerdierks, lässt fragen, ob er Herrn Dr. Bretendorp kurz sprechen könnte.“
„Einen Moment bitte, Frau Fischer, ich muss mal eben schauen, ob Dr. Bretendorp gerade frei ist. Es könnte nämlich sein, dass er noch Besuch hat. Worum geht es denn?“
„Ähm, ich glaube es geht um den Abend des Innovativen Kreises am letzten Freitag in der Muskatnuss.“
„Ok, ich schau mal eben.“
Frau Schmitt drückte aus leidlicher Erfahrung heraus die Stummtaste ihres Apparates und rief durch die offenstehende Tür zum Zimmer ihres Chefs „Herr Bretendorp, Herr Meyerdierks möchte Sie sprechen. Soll ich durchstellen?“
„Wer?“
„Meyerdierks, der Verleger der Oldenburger
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