Die Aussortierten (German Edition)
Tageszeitung.“
„Was will der widerliche Kerl denn schon wieder?“
„Seine Sekretärin sagte, es gehe um den Abend des Innovativen Kreises in der Muskatnuss.“
„Na gut, dann stellen Sie ihn durch.“
„Im Moment ist nur seine Sekretärin dran.“
„Dann sagen Sie ihr, Sie soll Meyerdierks an die Strippe holen und stellen Sie ihn mir dann durch.“
„Ok.“
„Einen wunderschönen guten Tag, Herr Meyerdierks. Womit kann ich Ihnen dienen?“
„Guten Tag Herr Dr. Bretendorp. Ich ruf noch mal an wegen der leidigen Geschichte in der Muskatnuss. Bei uns ist heute eine Pressemitteilung von dieser Gruppe eingegangen, von diesen, äh, na die Aussortierten oder wie die sich nennen. Mit Foto. Tja, ich wollte das natürlich unter den Tisch fallen lassen. Aber die haben drauf geschrieben, an was für einen Verteiler das gegangen ist. Das ging an alle Medien hier in der Region, von der Anzeigenzeitung bis hin zum Fernsehen. Na ja, Sie wissen ja, wie das im Mediengeschäft ist. Das werden sich die anderen Medien nicht entgehen lassen. Würd mich nicht wundern, wenn das sogar über die Nachrichtenagenturen geht. Ich wollt Sie deshalb erstens vorwarnen, und zweitens um Verständnis bitten, dass wir da nicht drum rum können und auch was bringen müssen“.
„Danke für Ihre Vorwarnung. Ich gehe davon aus, dass Sie diesem Hartz-4-Gesockse nicht noch ein großes Forum geben werden, sondern das unauffällig durchlaufen lassen.“
„Selbstverständlich nicht. Aber wir werden wohl auf der Regionalseite einen Bericht bringen müssen.“
„Auf der Regionalseite in der gesamten Auflage?“
„Na ja, wenn die anderen Medien....“
„Was kratzen Sie die anderen Medien? Sie haben hier als Tageszeitung das Monopol. Das können Sie doch auch ruhig mal zugunsten guter Kunden einsetzen. Und außerdem: Wir sind in unserem Innovativen Kreis doch schließlich alles Pastorentöchter und sitzen im selben Boot, nicht wahr lieber Meyerdierks? Ich bin bei uns im Hause immer ein engagierter Fürsprecher für die Interessen der Oldenburger Tageszeitung. Was nicht bei allen Abteilungsleitern fröhliche Gesichter auslöst. Kann ich auf Sie zählen, Meyerbrink?“
„Meyerdierks.“
„Wie?“
„Meyerdierks! Sie sagten gerade Meyerbrink statt Meyerdierks.“
„Ach so, ja. Tschuldigung. Also, Kann ich auf Sie zählen?“
„Natürlich. Ich werde mit meinen Leuten sprechen und anweisen, dass nur `ne kleine Meldung im Lokalen läuft, nur Text ohne Foto.“
„Danke für Ihr freundliches Entgegenkommen, Herr Mühlenbrink. Ich weiß dies zu schätzen. Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich das Gespräch jetzt beenden muss. Mir sitzt mein nächster Termin im Nacken. Wir sehen uns dann ja spätestens in vier Wochen beim nächsten Abend des Innovativen Kreises. Ich wünsch Ihnen alles Gute. “
„Ebenso. Wiederhören, Herr Dr. Bretenkorb.“
6. Kapitel
Meldung im Lokalteil der Oldenburger Tageszeitung
Überfall auf Restaurant
Oldenburg. Eine Gruppe von acht Personen hat am Freitag letzter Woche die Gäste im Restaurant „Muskatnuss“ in Angst und Schrecken versetzt. Die Gruppe betrat gegen 21.00 Uhr das Restaurant. Alle trugen weiße Masken, weiße Handschuhe und blaue Kapuzenpullis mit der Aufschrift „Die Aussortierten“ auf dem Rücken. Der Anführer der Gruppe erklärte, es handle sich bei Ihnen um Hartz-4-Empfänger und man werde jetzt „Bedarfsgemeinschaften“ mit den Gästen bilden. Sofort darauf fingen die maskierten Eindringlinge an, sich von den Tellern der Gäste zu bedienen. Einer der Gäste versuchte sich dagegen zur Wehr zu setzen und wurde dabei verletzt. Die Täter verließen nach diesem Zwischenfall fluchtartig das Restaurant. Die Polizei hat noch am selben Abend eine Fahndung eingeleitet, die aber ergebnislos blieb, wie die Pressestelle der Polizei mitteilte. Das 1. Fachkommissariat wurde mit der Ermittlung der Täter beauftragt. Die Täter selbst erklärten in einer Pressemitteilung, dass sie mit ihrer Aktion gegen „die asozialen Schmarotzer, die sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichern“ protestieren wollen.
7. Kapitel
Ein neuer Anschlag
Sonntagmorgen, 9.00 Uhr. Ein schöner Apriltag. De Wall hatte gerade sein Teewasser aufgesetzt und war dabei seinen Frühstückstisch zu decken, als das Telefon klingelte. „Das kann ja wohl nicht wahr sein! Leute, es ist Sonntagmorgen! Ich geh nicht
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