Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Aussortierten (German Edition)

Die Aussortierten (German Edition)

Titel: Die Aussortierten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Brandes
Vom Netzwerk:
Brass auf die Welt.“
     
    „Ja, kann man vielleicht so sagen. Aber weißt du: Ich glaube, so wie die Welt heute ist, ist das auch normal oder besser gesagt: Angemessen. Mir sind die Leute, die kein bisschen wütend oder melancholisch sind wegen der Verhältnisse und bräsig im Sessel sitzen, nach dem Motto ‚Ach was geht’s mir doch gut’, schon immer suspekt gewesen.“
     
    „Kann ich verstehen, geht mir ganz ähnlich. Aber es muss doch auch pure Lebenslust und Lebensfreude geben. Jedenfalls ab und zu, oder?“
     
    „Ja, natürlich, sehe ich auch so. Deshalb ist mir das Schöne ja so wichtig.“
     
    „Und was hältst du davon, wenn wir beide uns heute Abend mal ganz spontan dem Schönen hingeben?“ Tessa sah ihn erwartungsvoll an.
     
    „Das ist keine schlechte Idee. Ich würde nur sagen, wir sollten für den heutigen Abend ‚das Schöne’ ein wenig genauer definieren.“
     
    „Na, ich würde sagen, wir gehen schön essen. Oder noch besser: Ich koche für uns beide.“
     
    „Gute Idee. Aber ich muss vorher noch einmal nach Hause und mich duschen und umziehen. Ich fühl mich in diesen Klamotten nicht mehr wohl.“
     
    „Ok, sagen wir dann um acht bei mir?“
     
    „Gut. Was gibt’s denn?“
     
    „Lass dich überraschen!“
     
    Als de Wall etwas später zu Hause aus der Dusche trat, sah ihm im Spiegel ein gut gelaunter, fröhlicher de Wall entgegen und er wurde sich bewusst, dass er sich auf den unerwarteten gemeinsamen Abend mit Tessa freute. Bevor er aus dem Haus ging, schaute er noch in den Briefkasten. Neben einigen Werbebriefen fand er einen Brief mit einer ihm unbekannten, offenbar weiblichen Handschrift. Er riss den Brief auf und sah, dass der Brief nur einen Satz beinhaltete: „Wir sind einverstanden.“
     
    Gott sei Dank, dachte de Wall und ging in sein Arbeitszimmer. Dort vernichtete er den Brief im Reißwolf. Einen Moment musste er wieder an die junge Frau denken. Würde er sie noch einmal wiedersehen können? Und wenn ja, hätte er eine Chance bei ihr, obwohl er Bulle war? Und obwohl du um einiges älter bist, das darfst du auch nicht vergessen, mein Lieber. Eine leichte Melancholie überfiel ihn. Er setzte sich einen Moment und gab sich einige Minuten dieser Stimmung hin. Dann gab er sich einen Ruck und machte sich auf den Weg zu Tessa.
     
    Tessa wohnte in der Lerchenstraße in einem Mehrparteienmiethaus. Als er klingelte, öffnete ihm eine strahlende Tessa in einer knapp sitzenden Jeans und einer weißen Bluse, die so weit geöffnet war, dass de Walls Blick unwillkürlich auf ihr Dekollete´ fiel, das eine Augenweide war und auch ein wenig von einem nicht weniger attraktiven Dessous zeigte. Tessa trug im Büro meistens Jeans oder legere militärähnliche Hosen mit vielen Taschen und Pullovern oder Sweat-Shorts. Jedenfalls immer einen Stil, der ihre Weiblichkeit nicht betonte. Wahrscheinlich, weil sie in der immer noch sehr männlich und oft chauvinistischen Polizei und der nicht selten auch schwierigen Klientel sich nicht angreifbar machen wollte und deshalb ihre Weiblichkeit maskieren wollte. Heute abend sah er eine ganz andere Tessa, und das erste Mal fiel ihm geradezu ins Auge, was für eine attraktive Frau sie war.
     
    „Komm rein“, sagte sie und lächelte ihn an. Als er an ihr vorbeiging, nahm er ihren Körperduft wahr, der sich mit einem sehr gut ausgewählten Duft eines Parfüm oder Deos vermischte. Beides zusammen war ein aufregender Duft. Ihm wurde bewusst, dass er Tessa erotisch äußerst aufregend empfand, und bekam fast weiche Knie, weil die Situation in seinem Körper einige Reaktionen zur Folge hatte.
     
    „Was gibt’s denn Schönes?“, fragte er.
     
    „Ich habe uns etwas Einfaches aber Gutes gemacht. Setz dich schon mal.“ Der Tisch im Wohnzimmer war bereits gedeckt. Als er sich gerade gesetzt hatte, kam sie auch schon mit einem großen Teller und brachte kleine Baguettescheiben mit Kräuterbutter.
     
    „Möchtest du Bier oder Wein dazu?“.
     
    „Hast du vielleicht ein alkoholfreies Weizenbier?“
     
    „Hab ich, kriegste.“
     
    Als Hauptspeise gab es Kartoffelspalten, die sie in einem mit Paprika, Pfeffer und Salz gewürzten Öl im Backofen gebacken hatte. Dazu eine Remoulade, Ketschup, eine Knoblauchsauce und einen Salat mit Schafskäse. Als Nachspeise hatte Tessa eine wunderbar aussehende Quarkspeise mit Mandarinen zubereitet. De Wall war begeistert, und nicht nur in Bezug auf das Essen. Erwartungsvoll und gleichzeitig völlig verwirrt

Weitere Kostenlose Bücher