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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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kräftig und gesund. Sie glaubt, dass es vor September kommt.«
    »Also im August. Da werden wir in Callao sein, wenn alles gut verläuft. Dort oder in Lima wird es sicher auch Hebammen geben«, murmelte Carl müde.
    Emilia kuschelte sich schmunzelnd an ihn. »Das denke ich auch«, sagte sie leise, doch er schlief bereits.
    Schon bald stellten sie fest, dass sich viele der Kapitäne zur Mittagszeit oder zum Tee in einem Hotel trafen. Tatsächlich waren zwei weitere Kapitänsfrauen im Hafen. Carl nahm Emilia fast jeden Tag mit und sie freundete sich mit Frau Kruger an, deren Mann der Kapitän der »Henrike« war.
    Emilia genoss die Zeit in Valparaiso, doch Carl wurde mit jedem Tag ungeduldiger. Ihn drängte es nach Callao. Und so musste Emilia bald schon wieder Abschied von ihrer neuen Freundin nehmen.
    Die ersten Tage unter Segeln waren schwer für Emilia. Sie musste sich wieder an das Stampfen und Rollen des Schiffes gewöhnen, an das Läuten der Schiffsglocke und den strikten Tagesablauf. Sie konnte kein frisches Obst mehr an den Straßenständen kaufen, sich nicht zum Tee verabreden oder durch die Geschäfte flanieren. Doch schon bald gefiel ihr das Leben an Bord wieder. Emilia war unbeweglicher geworden, kam schnell außer Atem. Ihre Füße schwollen an und oft saß sie an Deck, die Füße in einer Schüssel mit kaltem Wasser.
    Die Mannschaft war rührend besorgt um sie. Der Smutje hatte ihre Leidenschaft für Avocados entdeckt und bereitete ihr jeden Tag eine Leckerei mit der Frucht zu. Sie wusste, dass sich diese Früchte nicht lange hielten, und genoss sie deshalb noch mehr.
    Carl war schweigsam und nachdenklich.
    »Was bedrückt dich?«, wollte Emilia wissen.
    »Ich mache mir Gedanken um unsere Zukunft, Liebes. Ich habe viele Gespräche in Valparaiso geführt. Die lange Guano- und Salpeterfahrt ist nichts für eine Familie. Die Risiken sind zu hoch, das Kap Hoorn zu gefährlich.«
    »Gibt es denn eine andere Möglichkeit?«
    »Manch einer hat Australien und Neuseeland angepriesen. Dort werden gute Preise für Frachten gezahlt.«
    »Warst du schon mal in den Gewässern? Australien – das klingt so fremd.«
    »Ja, ich war als Leichtmatrose zwei Mal und als Vollmatrose noch ein weiteres Mal dort. Das Land ist wunderschön, die Farben kann ich dir gar nicht beschreiben. In Küstennähe gibt es fruchtbare Gebiete, doch das Landesinnere soll eine einzige rote Wüste sein.«
    »Ist es nicht sehr wild dort?«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Eingeborenen, kleine, sehr dunkle Menschen, sind friedlich. Sie wandern durch das Land, haben keine Siedlungen. Deshalb stören sie die Einwanderer nicht, sagt man.«
    »Und du meinst, unser Leben wäre in diesen Gewässern einfacher?«
    »Ich werde mich weiter umhören, Liebes. Fahrten von Europa nach Australien laufen auch um das Kap Hoorn herum. Es gibt noch eine andere Route um das Kap der Guten Hoffnung, aber die ist auch deutlich länger.« Er legte den Arm zärtlich um ihre Schultern. »Wir werden uns genau erkundigen, welche Möglichkeiten es dort gibt, aber ich glaube, wir hätten dort tatsächlich eine bessere Zukunft.«
    Der Gedanke an Australien begleitete sie die nächsten Tage. Sie hatte zwei Bücher über dieses fremde Land von Auguste bekommen und las sie nun voller Neugier. Die »Lessing« segelte die Küste nordwärts empor, die Temperaturen waren angenehm, auch wenn es nachts sehr kühl war. Nach zwei Wochen hatten sie fast die Hälfte der Strecke zurückgelegt, doch dann flaute der Wind ab.
    Carl fluchte. Immer wieder ging er an Deck, ließ die Segel umsetzen. Er suchte auf den Seekarten nach günstigen Strömungen.
    »Hätte ich doch nur diese Order nicht angenommen. Warum habe ich mich auf Guano eingelassen, statt wieder Salpeter zu nehmen?«
    »Was wäre denn der Unterschied?«, fragte Emilia. Sie wollte möglichst genau verstehen, was ihn beschäftigte.
    »Salpeter gibt es in Iquique, das haben wir schon passiert. Von Iquique bis Callao sind es etwas mehr als sechshundert Seemeilen. Und die müssten wir nicht zurücklegen, wenn …«
    »Liebling, macht dir doch nicht solche Gedanken«, versuchte Emilia ihn zu beruhigen.
    »Ich mache mir Sorgen um dich. Was, wenn es losgeht und wir immer noch in dieser Flaute stecken? Ich wäre dann lieber im Hafen.«
    Ich auch, dachte Emilia, aber sie sagte es nicht. Hätte sie doch das Angebot der Mestizin annehmen und in Valparaiso bleiben sollen? Manchmal dachte sie, dass es besser gewesen wäre. Dann aber schalt sie

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