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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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Gesellschaft der anderen Kapitänsfamilie sehr. Sie führten lange Gespräche und der Mond ging schon wieder unter, als sie auf die »Lessing« zurückkehrten.
    Am nächsten Morgen ließ Frau Schneider anfragen, ob Emilia mit ihr in die Stadt gehen wollte. Diesmal hatte Carl nichts dagegen.
    Aufgeregt stieg Emilia in das Boot. Sie hatte noch so viele Fragen und hoffte, Antworten darauf zu bekommen.
    Herzlich begrüßten sich die beiden Frauen.
    »Wo habt Ihr Jakob gelassen?«, fragte Emilia verblüfft.
    »Der Steward passt auf ihn auf. Wir hatten einen jungen Indonesier eingestellt, aber der ist uns hier von Bord gegangen. Mein Mann sucht noch nach einer Betreuung. Schwierig wird es aber erst, wenn er anfängt zu laufen. Ich kann ihn ja nicht immer in der Kammer oder der Kajüte halten. Aber auf dem Deck darf er auch nicht stören, also brauchen wir einen Boy.«
    »Laufen – so weit habe ich noch gar nicht gedacht.«
    Sie sprachen über die Ausstattung und Auguste Schneider führte Emilia zu einigen Geschäften, in denen sie die Dinge bekam, die sie noch benötigte. Auguste führte sie zu einer der bunten Standseilbahnen.
    »Was ist das?«, fragte Emilia verblüfft.
    »Diese Gondeln laufen auf Schienen, ähnlich wie eine Eisenbahn, nur, dass sie diesen Hügel hochfahren. Seht Ihr dieses Teil vorn? Es sorgt dafür, dass die Kabine immer in der Horizontalen bleibt. Es macht Spaß, damit zu fahren, man hat einen unglaublichen Ausblick auf den Hafen und erspart sich das mühselige Treppensteigen.«
    Nachmittags kam Auguste zusammen mit Jakob auf die »Lessing« zum Tee. Sie setzte sich auf die Schaukel, hielt sich mit der einen, das Kind mit der anderen Hand fest und ließ sich nach oben ziehen.
    »Wir haben für solche Gelegenheiten einen großen Korb, in den ich mich setzen kann. Aber so geht es auch.« Neugierig sah sie sich um, bewunderte die Bücher, die Emilia besaß.
    »Was haltet Ihr davon, wenn wir Bücher tauschen? Ich lese so viel, gerade wenn wir schlechtes Wetter haben. Da kann ich neue Lektüre immer gebrauchen.«
    Begeistert stimmte Emilia zu. Nach dem Tee gab es ein Glas Sherry und endlich traute Emilia sich, einige intime Fragen zu stellen. Erst hatte sie sich geniert, aber dann überwand sie sich. Zu ihrer Freude antwortete Auguste ausführlich und ohne jede Scham.
    »Meine Liebe, was ist denn daran peinlich? Ich hatte das Glück, bei den ersten beiden Geburten meiner älteren Schwester dabei sein zu können, und wusste, was mich erwartet.«
    »Wie haben es Eure Eltern aufgenommen, dass Ihr einen Kapitän geheiratet habt?«, fragte Emilia leise.
    »Sie haben sich gefreut«, sagte Auguste und schaute Emilia verwundert an. »Eure nicht?«
    »Nein, sie haben mich verstoßen. Meine Familie meint, ich hätte nicht die richtige Wahl getroffen.«
    »Mein Vater ist selbst lange Kapitän gewesen und meine Mutter hat ihn auch einige Jahre begleitet. Natürlich werde ich mich irgendwann mit den Kindern niederlassen müssen, aber ein paar Fahrten möchte ich noch mitmachen. Ihr werdet sehen, es gibt einige Kapitänsfrauen, die ihre Männer begleiten. Ich freue mich immer, Bekannte in den Häfen zu treffen. Leider geht es für uns morgen schon weiter, aber die ›Susanna‹ ist heute angekommen und der Kapitän hatte das letzte Mal auch seine Frau an Bord.«
    Sie sprachen noch eine Weile miteinander und verabschiedeten sich dann herzlich. Emilia winkte Auguste lange hinterher, sie hatte das Gefühl, sich von einer guten Freundin trennen zu müssen.
    »Wir werden uns bestimmt wiedertreffen!«, rief Auguste ihr zu.
    »Kennst du den Kapitän der ›Susanna‹?«, fragte Emilia Carl, als sie abends zusammensaßen.
    »Ja, ich mag ihn nicht besonders.«
    »Warum?« Emilia spürte die Enttäuschung in sich hochsteigen. »Frau Schneider meinte, dass er auch seine Frau dabeihätte. Ich hatte mich schon auf weiteren Austausch gefreut.«
    »Wir werden es herausfinden. Wenn er seine Frau dabeihat, werden wir sie selbstverständlich einladen.« Carl lächelte sie an. »Ich habe das Gefühl, dass dir das Gespräch mit Auguste Schneider sehr gutgetan hat.« Dann wurde er wieder ernst. »Du bist halt doch sehr einsam.«
    »Carl, hör auf damit!« Emilia stand auf und ging ein paar Schritte durch die Kajüte. »Wenn ich an Bord unglücklich bin, werde ich es dir sagen. Natürlich fehlt mir ab und an der Austausch mit einer Frau. Gerade in meiner jetzigen Situation. Auguste hat mir jedoch viele gute Ratschläge geben können.« Sie

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