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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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Kombüse gehen, so dass sie Euch nicht stören.« Dann grinste er. »Lange wird es ja nicht dauern, so, wie ich Euch kenne.«
    »Schnell wie eine Katze«, sagte Emilia lachend. »Ich weiß, es ist nicht damenhaft, aber ich bin froh darüber.«
    Die Wehen kamen schnell und waren heftig. Am 7. September 1862 gegen Mittag gebar Emilia ihr viertes Kind in der südchinesischen See. Es war ein Junge und sie nannten ihn nach ihren Vätern Frederick Martin Lessing.
    Sie hatten keine Zeit, das freudige Ereignis gebührend zu feiern, der Wind frischte wieder auf und das Schiff schlingerte. Schon bald war es stockdunkel, wieder stürzte der Regen herab, es gewitterte mächtig. Die Kinder waren sicher in ihren Betten verstaut, Emilia hielt den Säugling dicht an sich gepresst. Obwohl die Geburt schnell und leicht gewesen war, fühlte sie sich erschöpft.
    Riesige Wellen gingen über das Schiff und Emilia musste an die Erzählungen der Matrosen denken, wenn sie von Kaventsmännern berichteten. Obwohl das Oberlicht in der Kajüte abgedeckt war, drang dort Wasser ein. Auch vom Deck strömte Wasser in die Kammern und in die Kajüte. Verzweifelt bemerkte Emilia, dass das Wasser immer höher und höher stieg.
    »Francis«, rief sie. »Nimm Lily und geh mit ihr in Minnies Bett, jetzt sofort. Hol auch Tony!«
    »Aye, Ma’m«. Dem Boy war die Angst ins Gesicht geschrieben, doch er folgte ihren Anweisungen.
    Das Wasser stand nun schon bis an die Kante der Koje, immer, wenn sie in das Wellental rauschten, floss es in das Bett. Emilia nahm den Säugling und kämpfte sich bis zur Kajüte. Sie führte ein Seil unter dem Tisch hindurch, kletterte hinauf und legte sich hin. Das Seil verknotete sie über ihrem Leib, so konnte sie nicht vom Tisch rutschen. Sie schützte das Kind mit ihren Armen, so gut sie konnte.
    »Alle Mann an Deck«, hörte sie Carl brüllen. »Es geht um Kopf und Kragen!«
    Stundenlang tobte der Sturm, gegen Morgen endlich ließ er nach. Die Männer hatten sich an den Pumpen abgewechselt, sie waren bis auf die Knochen erschöpft. Als das Wasser in der Kajüte nur noch knöcheltief stand, löste Emilia das Seil. Auch ihr tat alles weh, sie war steif und verkrampft, fror. Frederick schlief selig, er schien nichts mitbekommen zu haben. Francis nahm das Kind, während Emilia vorsichtig nach oben an Deck ging.
    Die »Lessing« sah furchtbar aus, die Takelage war zerrissen, zwei Rahen gebrochen, der Besanmast abgeknickt. Die Segel schienen nur noch in Fetzen zu hängen. Auch die Verschanzung war zum Teil davongespült worden. Zum Glück gab es keine Schwerverletzten, nur einige Prellungen und Quetschungen.
    Emilia konnte den Anblick des Schiffes kaum ertragen. Dann scholl ein Ruf über das Deck. »Dschunke in Seenot backbords.«
    Alle schauten in die Richtung und tatsächlich sank dort eine chinesische Dschunke, nur noch das Oberdeck und die beiden Masten ragten aus dem Wasser. In den Wanten und auf den Rahen saßen die Seeleute und klammerten sich verzweifelt fest.
    Carl überlegte nicht lange. »Vier Mann an die Pumpen und weiter auslenzen, der Rest an die Segel. Zieht die Sturmsegel auf, sichert den Besan. Beidrehen. Wir nehmen sie an Bord.«
    »Das … ist das Euer Ernst?«, fragte Wölsch verblüfft. »Die ›Lessing‹ hat viel Wasser genommen, wir wissen noch nicht einmal, ob wir nicht leckgeschlagen sind. Es müssen an die dreißig Leute dort drüben in den Wanten sein. Das zusätzliche Gewicht könnte uns den Hals kosten.«
    Carl sah ihn durchdringend an. »Wenn die ›Lessing‹ in Seenot wäre und die Dschunke den Sturm überstanden hätte, worauf würden wir dann hoffen? Na also!« Dann schaute er wieder nach vorn. »Ihr müsst halsen! Los, los!«
    Als hätte es keinen Sturm gegeben, brannte die Sonne auf das Deck. Eilig schafften sie die nassen Matratzen und Möbel auf das hintere Oberdeck, wo sie trocknen konnten, ohne im Weg zu stehen.
    Der Smutje drängte Emilia, sich auszuruhen, aber es gab keinen trockenen Platz unter Deck, so legte sie sich, gut zugedeckt, auf eine Liege ans Oberdeck, den Säugling in den Armen.
    Sie näherten sich rasch der Dschunke, ließen das Beiboot zu Wasser und nahmen einen Mann nach dem Nächsten an Bord. Piet hatte schnell einen großen Kessel mit Eintopf gekocht – er nahm das Schwein, das eh ertrunken war. Der heiße Eintopf weckte die Lebensgeister der Männer wieder, ein guter Schluck Rum, den Carl ausgeben ließ, tat das Übrige. Die Chinesen bedankten sich wortreich, auch wenn

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