Die Auswahl. Cassia und Ky
Antwort – ich sage die Wahrheit: »Es ist Xander«, sage ich. »Es ist wunderbar!«
Em nickt verständnisvoll. »Bis jetzt hat keiner von uns gedacht, dass er mit einem aus unserer Gruppe zusammenkommen könnte«, sagt sie. »Und dann passiert es.«
»Ich weiß«, sage ich.
»Und dann
Xander
!«, sagt sie. »Er ist der Beste von uns allen.« Jemand ruft ihren Namen, und sie schlendert zu einem anderen Tisch.
Ich sehe zu, wie Xander nach den grauen Spielsteinen greift und sie auf den grauen und schwarzen Feldern des Spieltischs platziert. Die meisten der Farben im Center sind dunkel: graue Wände, die braune Zivilkleidung der Schüler und die dunkelblaue Kleidung derjenigen, die bereits dauerhafte Arbeitsplätze erhalten haben. Jegliche Fröhlichkeit geht von uns aus: von unseren unterschiedlichen Haarfarben, von unserem Lachen. Xander setzt seinen letzten Spielstein, blickt über das Spielfeld hinweg zu mir herüber und sagt vor seinen Gegenspielern: »Dieses Spiel gewinne ich für meine
Partnerin
.« Alle drehen sich zu mir um und starren mich an. Xander grinst schelmisch.
Ich rolle mit den Augen, aber ich bin immer noch rot im Gesicht, als mir kurz darauf jemand auf die Schulter tippt. Ich drehe
mich um.
Hinter mir wartet eine Funktionärin. »Cassia Reyes?«, fragt sie.
»Ja«, antworte ich und sehe hinüber zu Xander. Er ist ganz konzentriert auf seinen nächsten Zug und merkt nicht, was passiert.
»Könnten Sie für einen Moment mit hinauskommen? Es wird nicht lange dauern. Nichts, weshalb Sie sich Sorgen machen müssten. Lediglich eine Formsache.«
Weiß die Funktionärin, was passiert ist, als ich meinen Mikrochip anschauen wollte?
»Natürlich«, antworte ich, weil sowieso keine andere Antwort möglich ist, wenn ein Funktionär einen um etwas bittet. Ich schaue zurück zu meinen Freunden. Ihre Augen sind auf das Spiel vor ihnen gerichtet und auf die Spieler, die die Steine bewegen. Keiner bemerkt, dass ich weggehe. Nicht einmal Xander. Die Menge verschluckt mich, und ich folge der weißen Uniform der Funktionärin hinaus aus dem Saal.
»Ich möchte Ihnen noch einmal versichern, dass Sie sich keine Sorgen machen müssen«, erklärt die Funktionärin lächelnd. Ihre Stimme klingt freundlich. Sie führt mich zu einer kleinen Grünfläche vor dem Spielcenter. Obwohl das Zusammensein mit der Funktionärin meine Nervosität noch steigert, fühlt sich die frische Luft nach der stickigen Enge im Saal gut an.
Wir laufen über das ordentlich geschnittene Gras hinüber zu einer Bank aus Metall, die direkt unter einer Straßenlaterne steht. Weit und breit ist niemand zu sehen. »Sie brauchen mir nicht einmal zu erzählen, was passiert ist«, sagt sie »Ich weiß es. Das Foto auf dem Mikrochip war das falsche, stimmt das?«
Sie ist wirklich freundlich: Ich muss es nicht einmal aussprechen. Ich nicke.
»Sie machen sich sicher große Sorgen. Haben Sie irgendjemandem erzählt, was passiert ist?«
»Nein«, antworte ich.
Mit einem Wink gibt sie mir zu verstehen, dass ich mich auf die Bank setzen soll, und ich tue es.
»Sehr gut. Dann will ich Sie mal beruhigen.« Sie schaut mir in die Augen. »Cassia, es hat sich absolut nichts verändert. Sie sind immer noch mit Xander Carrow gepaart.«
»Danke!«, sage ich, und vor lauter Dankbarkeit wiederhole ich es noch einmal: »Danke!« Die Spannung fällt von mir ab, und ich kann mich endlich, endlich, endlich beruhigen. Ich seufze, und sie lacht.
»Darf ich Ihnen zu Ihrem Partner gratulieren? Die Sache hat einigen Aufruhr verursacht. In der ganzen Provinz redet man davon. Vielleicht sogar in der ganzen Gesellschaft. So etwas ist seit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen.« Sie schweigt einen Augenblick lang und fährt dann fort. »Ich nehme nicht an, dass Sie den Mikrochip heute Abend bei sich haben?«
»Zufällig doch«, sage ich und ziehe ihn aus der Tasche. »Ich habe mir Sorgen gemacht. Ich wollte nicht, dass ein anderer sieht …«
Sie streckt ihre Hand aus, und ich lasse die Karte in ihre geöffnete Handfläche fallen »Hervorragend. Ich kümmere mich darum.« Sie verstaut sie in ihrer kleinen Funktionärstasche. Für einen kurzen Moment kann ich ihren Tablettenbehälter sehen und bemerke, dass er etwas größer ist als die Standardversion. Sie sieht meinen Blick. »Hochrangige Funktionäre tragen zusätzliche bei sich«, sagt sie. »Für den Notfall.« Ich nicke, und sie fährt fort. »Aber das ist etwas, worüber Sie sich keine Gedanken machen
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