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Die Auswahl. Cassia und Ky

Titel: Die Auswahl. Cassia und Ky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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Arbeiter, von denen die meisten blaue Zivilkleidung tragen, saugen riesige Stapel von Papier mit den Saugbrennern auf. Mein Vater hat uns erzählt, dass sie schon glaubten, sie hätten alles vernichtet, als sie noch Stahlkisten voller Bücher fanden, die unten im Keller vergraben waren. Fast hatte es den Anschein, als habe jemand versucht, sie zu verstecken und vor ihrem Schicksal zu bewahren. Mein Vater und die anderen Restaurationsspezialisten sind die Kisten durchgegangen und haben nichts Außergewöhnliches gefunden. Daher werden sie den ganzen Inhalt dem Feuer übergeben.
    Ein Mann trägt Weiß. Ein Funktionär. Mein Vater. Wie alle anderen trägt er einen Schutzhelm, so dass ich sein Gesicht nicht sehen kann, aber sein Gang wirkt wieder selbstsicher. Er bewegt sich zielstrebig, ganz in seinem Element, gibt Anweisungen und zeigt an, wo die Brenner als Nächstes eingesetzt werden sollen.
    Manchmal vergesse ich, dass mein Vater ein Funktionär ist. Aber ich sehe ihn auch selten bei der Arbeit, in seiner Uniform, die er erst an seinem Arbeitsplatz anzieht. Sein Anblick in der Uniform beruhigt mich einerseits – sie haben ihn also gestern Abend nicht degradiert, jedenfalls noch nicht – und macht mich andererseits nervös. Es ist merkwürdig, jemanden, den man gut kennt, plötzlich in einer anderen Umgebung zu sehen.
    Mir fällt noch etwas ein: Bevor Großvater siebzig wurde und man ihn aufforderte, seine Arbeit niederzulegen, war er ebenfalls Funktionär.
Aber bei Vater und Großvater ist es etwas anderes
, sage ich mir. Keiner von ihnen ist oder war ein hoher Funktionär in wichtigen Institutionen wie der Paarungsbehörde oder der Sicherheitsbehörde. Die Angestellten dort sind für die typischen Funktionärsaufgaben zuständig, wie zum Beispiel den Erlass von Vorschriften. Wir dagegen sind Denker, keine Vollstrecker: Lerner, keine Macher.
    Meistens jedenfalls. Meine Urgroßmutter, die selbst Funktionärin war, hat das Gedicht gestohlen.
    Mein Vater blickt einmal hinauf zum Himmel, er ist sich des drohenden Gewitters bewusst. Sie müssen schnell sein, aber auch methodisch vorgehen. »Wir können nicht einfach alles in Brand stecken«, hat er mir erklärt. »Die Sauger funktionieren genau wie unsere Verbrenner zu Hause. Sie registrieren die Menge und die Art der Materialien, die zerstört wurden.« Einige Stapel Bücher sind noch übrig, und ich beobachte, wie die Arbeiter sich von einem zum anderen bewegen und die Befehle meines Vaters befolgen. Es geht schneller, einzelne Seiten zu verbrennen anstatt ganze Bücher. Daher schneiden sie die Bücher auf, trennen den Rücken ab und bereiten sie für die Saugbrenner vor.
    Mein Vater blickt erneut zum Himmel und bedeutet den anderen Arbeitern, sich zu beeilen. Ich muss zurück zur Schule, aber ich bleibe noch ein wenig stehen und beobachte sie.
    Ich bin nicht die Einzige. Ich blicke auf, über den Abgrund hinweg, und sehe eine weitere Gestalt in Weiß. Ein Funktionär beobachtet ebenfalls das Geschehen. Er überprüft meinen Vater. Die Arbeiter schleppen den Saugbrenner zu einem frisch vorbereiteten Stapel. Die Rücken der Bücher sind gebrochen; ihre Knochen, dünn und zart, fallen heraus. Die Arbeiter schieben sie zum Brenner, treten auf sie. Die Knochen knistern unter ihren Stiefeln wie trockenes Laub. Es erinnert mich an den Herbst, wenn die Stadt die mobilen Verbrenner hinaus in die Siedlungen bringt und wir die heruntergefallenen Ahornblätter in die Röhren schaufeln. Meine Mutter bedauert jedes Mal diese Verschwendung, weil kompostierte Blätter guten Dünger ergeben, genau wie mein Vater jedes Mal, wenn er die Bücher einer Bibliothek verbrennen muss, die Verschwendung des Papiers bedauert, das recycelt werden könnte. Doch die Spitzenfunktionäre behaupten, einige Dinge seien es nicht wert, bewahrt zu werden. Manchmal sei es schneller und effizienter, etwas zu zerstören.
    Ein Blatt flattert davon. Es wird von einem der Windstöße, die das Gewitter ankündigen, erfasst, steigt auf und berührt fast meine Füße, während ich dicht an der Kante der kleinen Schlucht stehe, die einmal eine Bibliothek war. Es schwebt in der Luft, so nahe, dass ich fast die Wörter darauf erkennen kann. Dann flaut der Wind für einen Moment ab, und es sinkt wieder zu Boden.
    Ich blicke auf. Kein Funktionär beachtet mich. Weder mein Vater noch der andere. Mein Vater konzentriert sich auf die Bücher, die er zerstört, der andere konzentriert sich auf meinen Vater. Es wird

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