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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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Auf der Terrasse des Strandcafes breiteten sie die Straßenkarte neben ihren Tassen aus und studierten die Route. Lightning Ridge war fast achthundert Kilometer von Sydney entfernt, und dieses Mal wollten sie die Fahrt genießen und sich etwas mehr Zeit gönnen als beim letzten Mal. Bis Newcastle ging es die Küste hoch, danach wollten sie auf den New England Highway abbiegen und durch das Hunter Valley ins Landesinnere fahren. Sie beschlossen in dem berühmten Tal auf einem der idyllischen Weingüter ihre erste große Pause einzulegen, das Gut zu besichtigen, und danach ein paar Flaschen günstigen Weins zu kaufen. Johanna und Kurt erwarteten sie erst im Laufe des nächsten Tages. Eva hatte den beiden bereits vor Wochen, gleich nach ihrem Gespräch mit Isabella, ihren Reiseplan geschickt und Johanna hatte sofort geantwortet und ihnen mitgeteilt, dass Kurt zwei Zimmer im Motel für sie reservieren würde.
    Isabella war während der ganzen Fahrt aus einem unerfindlichen Grund schlechter Laune, aber Uwe und Dieter lachten und alberten herum wie zwei Schulabgänger, die ihre ersten Ferienstunden genossen.
    Trotzdem waren sie durch das bildschöne Hunter Valley gefahren, ohne anzuhalten. Keines der Dörfer, die mit bunten Wegweisern zu versteckten Weingütern führten, reizte sie zur Besichtigung, also fuhren sie weiter, bis das Tal schließlich in sanfte grüne Hügel überging und die Landschaft immer flacher wurde.
    Dieter hatte nach einer Sandwichpause das Steuer übernommen. Isabella, die während der ganzen Fahrt so gut wie kein Wort gesagt hatte, saß neben ihm. „Wir sollten uns so langsam überlegen, wo wir übernachten wollen“, ließ sie sich nun vernehmen.
    „Wir fahren einfach solange es geht“, meinte Eva. „Es ist ja noch hell.“
    „Ich habe aber keine Lust in irgendeiner dieser baufälligen Hütten zu übernachten. Das widerliche Sandwich hat mir schon gereicht.“ Isabella schüttelte sich. „Eklig! Wie kann man nur so einen Dreck verkaufen!“
    „Wir hätten uns ein paar belegte Brote mitnehmen sollen“, sagte Eva, die diesen Vorschlag schon im Vorfeld gemacht hatte. Aber Dieter hatte darauf bestanden, die Kosten für die Fahrt zu übernehmen und sie alle einzuladen. Er wollte auch die Übernachtungen bezahlen, denn Uwe und Eva wären ansonsten durchgefahren, um Geld zu sparen.
    „Soweit kommt’s noch, dass ich mir jetzt auch noch wie zu Studentenzeiten Stullen schmieren muss! Die sind doch nach ein paar Stunden alt und völlig ungenießbar. Man sollte doch wohl erwarten können, dass man unterwegs irgendetwas Vernünftiges zu essen bekommt.“ Isabella sprach das „irgendetwas“ betont gedehnt aus und verdrehte dabei die Augen. „Das ist ja fürchterlich hier. Sieh dir das an! Keine Menschseele ist auf der Straße, niemand, nichts! Was für eine gottverdammte einsame Gegend. Da will man doch nicht tot über dem Zaun hängen, wie wir in Bayern so schön sagen!“
    Eva sah sich um. Der australische Bush hatte sich endgültig durchgesetzt. Die herben Sträucher mit ihren braunen Stämmen sahen aus wie halbwüchsige Bäume. Noch war ihr Blattwerk durch den vielen Frühjahrsregen üppig, aber sie wuchsen nicht dicht aneinander, sondern mit großen kahlen Zwischenräumen, und manche waren von der Hitze des Vorjahres verdorrt und streckten nur ihre knorrigen Finger in den hellblauen Himmel. Das Gras unter den Bäumen bestand aus langen dünnen Halmen, mit viel klobigen Erdbrocken dazwischen. Eigentlich war es wunderschön! Die Harmonie der Farben war einzigartig, das Blau des Himmels hatte helltürkise Töne, die wunderbar zu den braun-weißen Hölzern und den hellgrünen Grasbüscheln passten. In den weiten Wasserlachen aus noch nicht ganz versickertem Regenwasser spiegelten sich die Farben klar und kühl. Das war der Busch! Karg, klar und flach, mit viel, viel Himmel darüber.
    „Sie hat doch auch ihren Reiz, diese Landschaft“, meinte Eva, die mit Uwe auf dem Rücksitz saß, und klopfte ihrer Freundin von hinten sanft auf die Schulter. Eine Geste, die besagte: „Bitte, sei friedlich.“
    Isabella wandte sich an Dieter. „Also, was ist? Wo halten wir an?“
    Als sie keine Antwort bekam, nahm sie die Landkarte aus dem Handschuhfach und studierte sie. „Wenn du willst, können wir noch bis Gunnedah fahren, das ist ein größerer Ort, dort gibt es bestimmt ein Motel.“
    „Wie weit ist es noch bis dahin?“
    „Zirka fünfzig Kilometer.“
    „Und dann bis Lightning Ridge?“
    „Noch

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