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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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Bedenken wegen der Schlangen und Insekten hatte, bewegte sich fast immer vorsichtig und langsam am Rand der befestigten Straße entlang und jammerte dabei unentwegt über die Gluthitze und den fehlenden Schatten. Bis Isabella einfach stehen blieb und sich dieser Art von Beschäftigungstherapie endgültig verweigerte. Wieder im Wagen trank sie heimlich einen großen Schluck aus der Wodkaflasche, die sie im Liquor-Store erstanden und in ihrer Handtasche versteckt hatte.
    Den Rest des Nachmittags verbrachten sie gelangweilt bei Johanna. Es war schwierig, eine Unterhaltung in Gang zu bringen und noch viel schwieriger, sie am Laufen zu halten. Johanna war, wie immer, wortkarg und Isabella wurde mit jedem Griff zur Wodkaflasche kritischer und missgelaunter. Sie machte bald keinen Hehl mehr aus ihrer Abscheu vor dem Dorf und seinen Bewohnern, dem Staub und der Hitze und der ganzen ländlichen Umgebung. Sowie den verdreckten, verlausten Kötern, die vor dem Pub auf ihre ungepflegten Besitzer warteten. Alles Leute mit hässlichen Gesichtern und grobschlächtigen Figuren – einfach widerlich!
    Wenn sie dann abends mit den Männern im Pub saßen, trank Isabella weitaus mehr als die zwei oder drei Bier, die sie sich bestellte. Niemand bemerkte, dass sie des Öfteren mit ihrer Handtasche unter dem Arm auf der Toilette verschwand. Eva und Johanna hatten auch keinen Blick dafür, dass Isabellas Augen im Laufe der gemeinsam verbrachten Stunden immer glasiger wurden und ihre Aussprache einen deutlichen Zungenschlag bekam. Sie bemerkten lediglich, dass Isabella unruhig, fahrig und schlechter Laune war, doch sie führten dies darauf zurück, dass sie überhaupt nicht hier sein wollte. Und die Männer waren von der Arbeit in der Mine so hundemüde und gleichzeitig so aufgeputscht, dass sie, wenn sie endlich bei ihrem wohlverdienten Bier saßen, nur noch ein Thema kannten. Opale, Opale, Opale … und ihre bislang erfolglose Suche.
    Aber sie waren weiterhin guten Mutes und Kurt schürte den Enthusiasmus seiner Freunde mit begeisterten Erzählungen über die Erfolge anderer Schürfer. Erst letzte Woche hätte wieder einer der Nachbarn einen ganz großen Fund gemacht. Ganz in ihrer Nähe!
     
    Am vierten Tag änderte sich alles. Isabella weigerte sich am Morgen aufzustehen. „Wozu sollte ich?“, fragte sie Eva, die an ihrer Zimmertür geklopft hatte, nachdem Isabella auch nicht zum Frühstück erschienen war. „Ich bleibe einfach bis Samstag hier liegen. Das sind noch genau zweiundsiebzig Stunden, falls wir pünktlich abfahren! Und wenn du so gut bist und mir noch eine Flasche Whisky oder Wodka bringst, werde ich die Zeit bis dahin auch noch aushalten!“
    Eva saß an ihrem Bettrand. „Sei nicht albern. Du kannst nicht einfach hier liegen bleiben.“
    „Warum denn nicht, zum Teufel nochmal?“
    „Weil es noch drei ganze Tage sind.“
    „Oh Gott!“ Isabella zog sich die Bettdecke über den Kopf. „Bring mir Alkohol, ich muss mich betäuben. Ich ertrag das nicht länger.“
    Eva überlegte, ob der Kommentar ernst gemeint war. Natürlich nicht. „Na komm schon, ich kann doch nicht alleine zu Johanna gehen. Was würde sie denn denken?“
    „Gar nichts! Sie ist so langweilig. Ich sterbe, wenn ich noch einen Nachmittag vor dieser grässlichen Hütte sitzen und krampfhaft nach einem Thema suchen muss, das euch möglicherweise interessiert und über das wir uns unterhalten können.“
    „Tust du ja gar nicht“, beschwerte sich Eva. „Ich bin die Einzige, die sich bemüht, und jedes Mal, wenn ich etwas erzählen will, fällst du mir ins Wort und krittelst an mir, an Uwe, Johanna oder Kurt herum. Du könntest dich ruhig etwas mehr zusammenreißen und ein bisschen netter sein.“
    „Zu wem?“
    „Zu mir und Johanna.“
    Isabella zog sich die Bettdecke wieder vom Gesicht und blinzelte ins helle Tageslicht. „Na gut, das mit dir und Johanna sehe ich ein, aber über die Männer darf ich doch wohl herziehen?“
    „Eigentlich nicht!“
    „Kurt und Uwe sind nun mal ...“
    „Ach hör schon auf“, stöhnte Eva.
    „Aber ...“
    „Uwe ist bei Weitem nicht so schlimm, wie du mir weismachen willst. Du kennst ihn nur nicht richtig. Außerdem ist er mein Mann ...“
    „Also gut, ich bin ja schon still. Es steht mir nicht zu, über den Vater deines Kindes zu urteilen, dafür kenne ich Uwe tatsächlich zu wenig. Aber Kurt kenne ich gut genug. Der ist eine üble Nummer, und du kannst mir wirklich nicht verbieten über dieses Schwein zu

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