Die Auswanderinnen (German Edition)
Ann.
„Wo?“
„Er lag am Boden. In der Nähe der Mine.“
„Dieter!“
Jo Ann schwieg und wartete. Plötzlich ging ein Ruck durch Isabellas Körper und sie schlug sich mit der Hand gegen die Stirn: „Es war Dieter! Es war seine Stimme, die ich gehört habe! Er war derjenige, der in den Schacht hinuntergerufen hat.“
Jo Ann richtete sich nun ebenfalls kerzengerade auf. „Was soll das heißen? Wieso Dieter?“
„Ich sage dir, er war da. Er war bei der Mine. Ich weiß nicht wieso oder was dann passiert ist, aber er war da! Ich habe seine Stimme gehört. Seit gestern überlege ich ununterbrochen, was mich so erschreckt hat. Es war seine Stimme, und der Schreck und die Scham, als ich sie hörte, haben mich gestern im Fahrstuhl genauso überwältigt wie damals im Schacht. Ich wollte nicht, dass mich Dieter so sieht, so findet, aber gleichzeitig wusste ich, dass er meine einzige Rettung sein würde.“
„Hat er dich denn gerettet?“
Isabella stöhnte. Nahm das alles denn nie ein Ende? „Ich weiß es nicht!“
„Aber du bist dir sicher, dass er dort war?“
„Ja!“
Sie überlegten noch immer, was das alles zu bedeuten hatte, als sie hörten, wie Eva die Haustür aufsperrte.
„Ah, ihr seid schon beim Kaffee! Ich könnte auch eine Tasse gebrauchen.“ Eva warf ihren Schlüsselbund in die Schale auf der Kommode und fiel neben Jo Ann in die Kissen des Sofas. „Dieses frühe Aufstehen ist einfach nichts für mich.“
Und als die beiden anderen nichts darauf erwiderten und Jo Ann aufstand, um eine dritte Tasse zu holen, fragte sie: „Was ist denn los? Ist euch eine Laus über die Leber gelaufen?“
Isabella begann von neuem mit ihrem Bericht. Als Jo Ann den Kaffee eingeschenkt und frischen aufgesetzt hatte, nahm sie wieder Platz und ergänzte die Informationen, die Isabella vorbrachte. Sie legte auch endlich die Kopie des Autopsieberichts vor.
Als die Frauen die darin aufgeführten Ergebnisse lasen, schüttelten sie ungläubig den Kopf. Drei der multiplen Knochenverletzungen wiesen eindeutig auf ein viereckiges, spitz zulaufendes Tatwerkzeug hin. Eine Spitzhacke, wie sie auf jeder Mine verwendet wurde!
„Ich werde noch verrückt“, erklärte Eva, „aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du mit einer Spitzhacke zugeschlagen hast, Jo Ann.“ Sie stand auf, ging in die Küche, und wartete bis der Kaffee durchgelaufen war.
Nach einer kleinen Pause, in der alle drei gedankenverloren den frischen heißen Kaffee schlürften und an den Donuts herumzupften, die Eva mitgebracht hatte, begann diese von Neuem: „Wie ist der Anhänger an die Stelle gelangt, wo du ihn gefunden hast?“
„Keine Ahnung“, antwortete Jo Ann, „aber es ist typisch für dich, dass du danach fragst. Dich interessieren immer völlig nebensächliche Dinge!“
„Aber das könnte doch wichtig sein“, verteidigte sich Eva.
„Wieso denn? Dieter ist bei seinen zwei Besuchen in Lightning Ridge doch öfter im Busch gewesen. Er wird den Anhänger dabei irgendwann verloren haben. Das ist aber auch gar nicht wichtig. Weißt du, was wichtig ist? Dass Isabella sicher ist, Dieter am Nachmittag in der Mine gehört zu haben. Jetzt frage ich dich, was hat er dort gewollt? Und wie kam er dorthin?“
„Na, mit dem Auto!“
„Himmel, Eva!“
„Aber ja doch“, erklärte Eva. „Uwe und er müssen zurückgefahren sein. Sie hatten ein schlechtes Gewissen und fuhren deshalb zurück. Wie soll Dieter sonst zur Mine gekommen sein? Es ist eindeutig, er wollte sich mit Isabella versöhnen und sie von der Mine abholen.“
Isabella winkte ab. Irgendetwas störte sie an dieser Theorie. „Es war Stunden später, als ich Dieter hörte! Ich kann die Uhrzeit nicht genau bestimmen, und möglicherweise hat sich mein Zeitgefühl in der Mine auch verschoben, aber Kurt hat sich viel Zeit gelassen, damals. Ich war eine furchtbar lange Zeit dort unten, bevor ich Dieter hörte.“
„Außerdem“, gab Jo Ann zu bedenken, „hätte Uwe dir das später doch erzählt, Eva. Wenn sie Isabella abholen wollten, und dies aus irgendeinem Grund nicht geklappt hat, warum hat er dir das nach deiner Rückkehr dann nicht erzählt?“
Eva versuchte eine logische Erklärung dafür zu finden. „Weil sie Isabella nicht gefunden haben und unverrichteter Dinge wieder abgefahren sind?“
Jo Ann blieb stur. „Und warum hat dir Uwe dann diese Version nicht erzählt?“
Eva sprang auf. „Keine Ahnung, aber er kann es sofort nachholen! Noch heute!“ Die anderen
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