Die Auswanderinnen (German Edition)
ist. Kurt hat uns nur ausgelacht, als wir unseren Anteil forderten, und ich war genauso wütend wie Dieter, aber ich hatte auch meinen Stolz. Wenn er uns unseren Anteil nicht freiwillig geben wollte, dann eben nicht, versteht ihr? Ich wusste ja nicht, wie wertvoll der Opal war, den wir gefunden hatten. Ehrlich gesagt, hatte ich keine Ahnung. Dieter muss es aber vermutet haben. Nachdem er Isabella losgeworden war ..., entschuldige, Isabella, aber es ist dir inzwischen doch sicherlich klar, dass Dieter den Streit im Auto absichtlich provoziert hat, um dich loszuwerden ..., also, da hat er gesagt, dass wir Kurt nicht so billig davonkommen und uns nicht mit einem Bruchteil abspeisen lassen dürften. Also haben wir ein paar Stunden gewartet, sind bis Angledool gefahren und haben dort ein paar Bier getrunken, um Kurt genug Zeit zu geben, dich zu Johanna zurückzubringen oder sonst wohin mit dir zu verschwinden. Dieter hatte mir erzählt, dass du es mit der ehelichen Treue nicht so genau nimmst und dass er sehr wohl wisse, was sich zwischen dir und Kurt abspielt. Dann sind wir zur Mine zurückgefahren. Dieter meinte, dies sei die perfekte Gelegenheit. Kurt würde bestimmt nicht wieder zur Mine zurückkommen, die Mine wäre unbewacht, und so könnte er den Opal einfach mitnehmen. Er wusste, wo Kurt ihn versteckt hatte. Gleichzeitig war er felsenfest davon überzeugt, dass Kurt nie vermuten würde, dass wir ihm den Stein weggenommen hätten. Er würde annehmen, dass wir wie geplant nach Sydney zurückgefahren wären, weil Isabella ja auch sonst nicht den ganzen Weg allein zurückgelaufen wäre. Deshalb hat dich Dieter so weit von der Mine entfernt aussteigen lassen. Er hatte alles schon im Voraus geplant!“
Jo Ann konnte sich nicht länger beherrschen. „Dieter wollte einen Opal stehlen?“
„Nein, nicht stehlen!“ Uwe war so sehr in seine Rechtfertigung verstrickt, dass er Jo Anns Überraschung gar nicht registrierte. „Dieter wollte ihn lediglich mitnehmen und schätzen lassen. Sobald der Schätzwert feststünde, wollte er Kurt dann vor vollendete Tatsachen stellen und ihn zwingen, uns unser Drittel zu geben, so wie es ausgemacht war. Wirklich, so hat es sich abgespielt! Ich hätte nicht mitgemacht, wenn er ihn hätte stehlen wollen.“
Isabella hatte ihre Hände unter ihre Oberschenkel geschoben; niemand sollte sehen, wie sie vor Wut zitterten. Gegen das Beben in ihrer Stimme konnte sie jedoch nichts tun. „Aber es kam nicht so, wie ihr es euch ausgemalt hattet, nicht wahr, Uwe? Kurt war nicht mit mir weggefahren. Er war noch in der Mine.“
„Na ja, wir fuhren nicht zu nah ran. Dieter meinte, ich solle besser hinter einem Hügel parken, um Kurt nicht gleich zu warnen, falls er wider Erwarten doch wieder zur Mine zurückgekehrt sein sollte. In diesem Fall wollte sich Dieter erst Mal leise ranpirschen und dann spontan die beste Vorgehensweise wählen. Ich sollte währenddessen im Auto sitzen bleiben, startklar, und auf ihn warten. Das war mir nur recht. Ich wäre auf keinen Fall mitgegangen. Aber Dieter hatte im Gegensatz zu mir ja auch keine Angst vor einer direkten Konfrontation. Er hat gesagt, wenn Kurt doch noch in der Mine wäre, würde er ihn schon so weit bringen, ihm den Stein auszuhändigen, damit er geschätzt werden kann. Von unabhängigen Experten, am besten in Sydney, hat er hinzugefügt, denn Kurt könne man nicht trauen, diesem hinterlistigen Betrüger. Dieter war wirklich unglaublich geladen. Eigentlich habe ich ihn bewundert – er war so selbstsicher, so stark, das hatte ich ihm gar nicht zugetraut. Und er ging tatsächlich in die Mine. Ich war kurz ausgestiegen, um mir die Beine zu vertreten, das viele Bier, ihr wisst schon. Und da habe ich gesehen, wie Dieter sicherheitshalber in den Schacht gerufen hat und danach, als wohl keine Reaktion von unten kam, hinuntergestiegen ist. Er hat noch einmal zu mir hinübergeschaut und den Daumen siegessicher nach oben gestreckt, und mir dann noch signalisiert, dass die Luft rein sein und ich zum Auto zurückgehen und auf ihn warten soll.“
„Also doch“, stöhnte Isabella. „Es war Dieters Stimme!“
„Und dann?“, fragte Jo Ann atemlos.
„Ich ging zurück und habe gewartet.“
„Konntest du von dort aus denn das Einstiegsloch sehen?“
Uwe winkte ab. „Genug jetzt, das reicht! Hört mal, ich habe zugegeben, dass wir den Opal genommen haben, okay? Ich gebe offen zu, ohne den Stein hätte der Aufbau der Firma viel länger gedauert, aber so
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