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Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Titel: Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bernhard
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oben bis unten, alle waren vollgestopft mit den schönsten josefinischen Möbeln,
das ist Empire
, sagte er und betrachtete lange und eingehend eine Kommode,
die Kommode meiner Mutter
, sagte er, ihre Lieblingskommode. Oder: in diesem Bett soll Napoleon geschlafen haben. Dazu: es gibt kaum ein Bett, in welchem Napoleon nicht geschlafen hat. Alles das könnte jetzt mir gehören, aber es ist ganz und gar richtig, daß ich nichts besitze, überhaupt nichts, nur mich und deine Großmutter und dich. Und deine Mutter, fügte er dazu. Nach Deutschland! Es war ein Alptraum. In diesen Monaten war er öfter bei dem berühmten Schriftsteller eingeladen, der ihm zu seinem ersten und einzigen Erfolg verholfen hatte und bei dem mindestens ebenso berühmte Leute wie er beinahe täglich aus und ein gingen. Der berühmte Schriftsteller hatte zwei Töchter, mit welchen ich spielen durfte, sie waren etwas älter als ich, sie hatten ein kleines Blockhaus für sich, das im Garten des Hauses des berühmten Schriftstellers, das einmal eine Mühle gewesen war, stand und ursprünglich einem berühmten Kammersänger aus Wien gehört hatte, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere den Ochs von Lerchenau gesungen hat und kurz darauf starb. In diesem Blockhaus durfte ich mit den beiden Schriftstellertöchtern übernachten. Die Welt der Berühmtheit war für mich eine Sensation. Wenn die berühmten Leute ankamen, aus ihren Wagen stiegen und durch den Garten hereinkamen, schauten wir Kinder durch die Dachbodenluke des Blockhauses und bewunderten sie. Berühmte Schauspieler, Schriftsteller, Bildhauer, überhaupt jede Art von Künstlern und Wissenschaftlern gingen in der sogenannten Wiesmühle ein und aus. Der berühmte Schriftsteller war ein vollkommen anderer als mein Großvater, der auch Schriftsteller, aber überhaupt nicht berühmt war. Manchmal durfte ich sogar mit einer solchen Berühmtheit an einer Tafel sitzen. Ein weißhaariger Herr mit einer blinden Frau war der Mittelpunkt des interessantesten Abendessens, das ich jemals als Kind erlebt habe. Der berühmteste Schriftsteller seiner Zeit war gerade in das Vorhaus eingetreten und hatte gefragt:
Wo kann man denn hier Toilette machen?
Das hatte mich ungemein beeindruckt. An der Tafel waren alle neben dem ungeheuer berühmten Gast zum Schweigen verurteilt. Diese Schriftsteller sahen alle vollkommen anders aus als mein Großvater, und von ihnen hieß es immer, sie seien die berühmtesten, während es von meinem Großvater immer nur geheißen hatte, er sei völlig unbekannt. Noch heute ist mein Großvater völlig unbekannt. In aller Frühe durfte ich mich in meinen sogenannten Salonwagen setzen, dem aus Wien mitgebrachten Zweirad mit der langen Stange, an welcher er zu ziehen war, und ich wurde von meinem Großvater oder von meiner Großmutter, abwechselnd von beiden, nach Henndorf zu dem berühmten Schriftsteller und seinen beiden Töchtern gezogen. Dort erwartete mich alles, was ein Kinderherz erträumt. Der Höhepunkt ist für mich, neben allem anderen, eine Schale Kakao in der Küche des berühmten Schriftstellers gewesen. Wir kamen am Vormittag als arme Leute von Seekirchen nach Henndorf, atmeten den Duft der Großen Welt ein und waren am Abend wieder in Seekirchen zurück. Wir waren arm, aber man sah es uns nicht an. Wir hatten alle eine herrschaftliche Haltung. Meine Großmutter sah, ihrem Taufschein entsprechend, aus wie eine friaulische Prinzessin und mein Großvater wie der Denker, der er war. Sie hatten nur wenige Kleidungsstücke, aber die waren erster Klasse. Auch wenn sie von der Gegenwart zum Narren gehalten wurden, ihre Vergangenheit war unverkennbar. Eine neuerliche Katastrophe war in dieser Zwischenzeit eingetreten: mein Onkel, meines Großvaters Sohn, Farald, wie er genannt wurde, obwohl er Rudolf hieß, hatte sich in eine Seekirchner Maurerstochter verliebt und sie kurzerhand geheiratet. Das gesunde Mädel stammte aus einem der verrufensten Häuser des ganzen Ortes, in welchem nur gelallt und gesoffen wurde. Der Kommunist hatte sich inzwischen zum
freien Künstler
entwickelt und lebte, da er auch einmal an der Graphischen Lehrund Versuchsanstalt in Wien studiert hatte, vom Schildermalen für Gewerbetreibende. Er entwarf bunte Deckel für Schmelzkäse und malte den Leuten riesige ausgestreckte Zeigefinger neben die Geschäftstüren, die auf günstige Einkaufsgelegenheiten, Sonderangebote oder auch nur auf einen hinter dem Hause gelegenen Abort hinweisen sollten. Er zimmerte sich

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