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Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Titel: Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bernhard
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selbst eine Hütte auf Pfählen in den See, wie es die Germanen getan hatten, und begann, an seinen ihn dann lebenslänglich verfolgenden Erfindungen zu bosseln. Das Mädel aus dem Maurerhaus war jene Tante Fanny, die ich am Anfang dieses Berichts mit dem SteyrWaffenrad meines Vormunds besuchen wollte, deren Adresse ich aber gar nicht wußte. Sie gebar ihm drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn, die älteste Tochter fiel an einem Ostermontag nach einem nur zwei Wochen nach ihrer Hochzeit mit ihrem Mann unternommenen Aufstieg auf den Schlenken in die Tiefe und war sofort tot, die zweite hat auch geheiratet und ist aus meinen Augen völlig verschwunden, und der Sohn ist mit siebzehn auf fünf Jahre in der Strafanstalt Garsten gelandet, weil er, zusammen mit zwei anderen gleichgesinnten Burschen, in einem Zustand der absoluten Unzurechnungsfähigkeit, wie ich denke, einen Geldboten der Mayr-Melnhofschen Marmorwerke in einem Wäldchen in Aigen niedergeschlagen hatte. Meinem Großvater waren diese kurz aufeinander folgenden Katastrophen erspart geblieben, denn sie ereigneten sich erst nach seinem Tode und stehen also hier nicht zur Debatte. Während mein Großvater und ich weite Spaziergänge machten, schon ganz unter dem Eindruck des endgültigen Abschieds von Seekirchen und der Wallerseegegend, während ich an der Seite des Philosophen schon einen gewissen Reifegrad erreicht hatte und tatsächlich für mein Alter überdurchschnittlich gebildet war, ohne darüber kopfüber in einen lebensbedrohenden Größenwahn zu verfallen, während mich mein Großvater immer noch intensiver in die Natur und ihre Eigenheiten und Kühnheiten und Verderblichkeiten und Ungeheuerlichkeiten einführte, fortwährend war er ja mein Lehrer gewesen, hatte sich im Marktflecken unten mein Onkel Farald, wie mein Großvater sagte,
auf die ordinärste Weise
ganz auf die Seite des Proletariats geschlagen. Das verbitterte meinen Großvater. Und es verfinsterte diese Abschiedswochen und -monate in Seekirchen. Der gerade noch leidenschaftliche Kommunist Farald, der Weltveränderer, Weltverbesserer, der in Wien Tag und Nacht mit dem politischen Teufel gespielt hatte, lag jetzt die meiste Zeit im Bett der Maurerstochter und genoß den ländlichen Frieden, der hier tatsächlich noch total gewesen war. Sah mein Großvater im Ort ein
Gemälde
meines Onkels, einen großen Brotwecken vor einem Bäckereigeschäft oder einen in die Länge gezogenen Damenschuh vor einem Schuhmacher, bekam er einen Wutanfall.
Das habe ich notwendig gehabt!
Er stieß den Stock in den Erdboden, in welchen er natürlich nicht auf der Stelle versinken konnte, was wohl sein Wunsch gewesen war bei solchen Gelegenheiten, und verließ augenblicklich den Schauplatz. Der Ruf meines Großvaters, des Denkers, des großen Mannes sozusagen, war, sobald sein Sohn Farald in Seekirchen auftauchte, sofort angeschlagen, vollends als die Hochzeit mit der Maurerstochter ruchbar geworden war, grüßten ihn die Leute nicht mehr mit der gleichen Devotion wie vorher, als sie von einem Sohn noch keine Ahnung hatten. Sie kannten bis dahin nur die schöne Frau aus Wien, seine Tochter, meine Mutter. Irgendwann einmal hatte sich die Kunst meines Großvaters mit der Kunst seines Sohnes verschmolzen, und die beiden inspirierten sich gegenseitig sozusagen zu einem Gesamtkunstwerk in Form eines Hausschildes für den Hippinghof, dem wir alle verpflichtet waren. Der Großvater dichtete einen gereimten Hausspruch, und der Sohn malte den Hausspruch auf ein Pergamentpapier. Das sorgfältig von dem Kunstmaler Freumbichler bemalte Papier kam hinter Glas und war bald in der großen Stube des Hippinghofes aufgehängt. Ich kenne den Wortlaut des Textes nicht mehr, er sollte Hipping für immer und also für alle Ewigkeit vor Feuer und Sturm und allen anderen katastrophalen Naturgewalten bewahren. Der Spruch hängt heute noch an der gleichen Stelle. Mit der Ritzinger Hilda saß ich jetzt täglich vor dem Schrankenwärterhaus und wartete auf den Expreßzug aus Wien, Richtung Paris. Mit einem solchen Wunderwerk der Technologie und der allgemeinen Geschwindigkeitsgeschichte auf Rädern sollte ich in Kürze mein geliebtes Seekirchen verlassen. Von Deutschland hatte ich keinerlei Vorstellung, und daß mein Vormund in Österreich keine Arbeit gefunden hatte, nur in Deutschland, wenn auch nur sechsunddreißig Kilometer über der Grenze, wie es hieß, beeindruckte mich nicht. Ich dachte gar nicht darüber nach. Die Erwachsenen

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