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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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Hotelaufenthalte. Manchmal war es ihm vorgekommen, als sei sie vor irgendetwas auf der Flucht. Abgöttisch hatte Simeon seine Mutter geliebt, nie gewagt, sie zu fragen, aus Angst, er könnte sie verletzen oder sie würde ihn als neugierig schelten. Die Erinnerung an Mutter schmerzte ihn noch heute, und das nicht darin begründet, weil sie nicht mehr existierte, sondern weil sie ihn im Stich gelassen hatte. Eines Tages war sie einfach verschwunden, nicht mehr zurückgekommen in die winzige Wohnung, die sie beide zu der Zeit gerade bewohnten. Er hatte tagelang nach ihr gesucht, war allein und heulend durch die Straßen Berlins geirrt, bis ihn eines Nachts die Polizei aufgegriffen hatte. Seine Großeltern waren psychisch nicht in der Lage gewesen, ihn aufzunehmen. Simeon erduldete jahrelang neben seinen seelischen Schmerzen über das für ihn schändliche Verlassen werden weitere seelische und körperliche Schmerzen durch Erzieher und ältere Heimkinder.
    Mit elf Jahren änderte sich sein Leben schlagartig. Ein Mann war ins Heim gekommen und behauptete, sein Vater zu sein, legte Dokumente vor und nahm ihn mit. So gelangte Simeon in die Kommune der satanischen Brüder und Schwestern, deren Anführer dieser Mann war. Von ihm erfuhr er, dass seine Großeltern mittlerweile aus Kummer über das Verschwinden ihrer Tochter gestorben waren.
    Wenn die Erinnerung an seine Mutter und der Schmerz zu groß wurden, redete Simeon sich ein, sie würde, wie gemunkelt wurde, einfach nur auf Trebe sein und eines Tages wieder vor ihm stehen. Ein einziges Mal hatte er, noch als Junge, seinen Vater nach ihr gefragt. Viktors Gesicht hatte sich darauf hin verfinstert und Simeon Angst bekommen. „Dafür“, hatte ihm sein Vater mit sonorer Stimme erklärt, „dass sie uns verlassen hat, hat sie ihre gerechte Strafe bekommen.“ Oft musste Simeon in den folgenden Jahren darüber grübeln, was das bedeuteten konnte und sich gefragt, wer sie dafür bestraft haben sollte. Noch heute fragte er sich, ob es Satan gewesen sein könnte.
    Simeon integrierte sich sehr schnell in den satanischen Kult. Er war glücklich, dem Waisenhaus entronnen zu sein und außerdem stolz, nun so unvermittelt als Sohn eines mächtigen Mannes, eines Herrschers über zahlreiche Untertanen und Anhänger auftreten zu können. Bewundernd verinnerlichte Simeon bereits früh, dass sich sein Vater und Führer nahm, was er brauchte. Wenn nötig mit Gewalt. Während der rituellen Messen lauschte Simeon wie all die anderen ergeben und fasziniert den wortgewaltigen Predigten der Teufelsverherrlichung seines Vaters, die er mit heftigen, dramatischen Gebärden unterstrich. Seiner diabolischen Ausstrahlung konnte sich niemand der Anwesenden entziehen. Erregt und schaudernd dachte Simeon an seine erste Teilnahme dieser Satanshuldigungen. Verstört hatte er dicht gedrängt im Kreis der anderen Kinder und Jugendlichen die Zeremonie verfolgt. Um den blanken Steintisch herum standen sieben Priester in schwarzen Kutten und starrten auf das lebende Tier darauf. Es erwehrte sich verzweifelt seiner Fesseln. Bei der Opferung der Tiere hatte Simeon jedes Mal ein erregendes Kribbeln empfunden. Vor allem, wenn sie bei lebendigem Leibe enthäutet wurden, ausbluteten und anschließend das Blut unter den Priestern in einem Kelch reihum gereicht wurde. Sein Vater trank stets als Erster. Irgendwann, so glaubte Simeon, würde er diesen Geschmack auch testen und die Kraft aufnehmen, die dadurch in seinen Körper floss.
    Lag aber statt eines Tieres eine nackte Frau auf dem Tisch der Opferung, begann Simeon zu zittern. Sein Körper vibrierte vor schauerlich prickelndem Entsetzen und vor der Faszination der Gewaltdarstellung. Die Frau war mit Händen und Füßen an den Tisch gekettet. Mit einem Messer wurde ihr längs der Leib angeritzt, bis genügend Blut ihren Körper herunter rann. Über ihr hing ein großes Kreuz mit tief sitzendem Querbalken, das Satanskreuz, und die neue Orgel spielte schaurige Musik, die Simeon durch Mark und Bein fuhr. Beim ersten Mal hatte er sich einen Moment lang gefragt, ob sie wohl auch bei lebendigem Leibe enthäutet würde. Am Ende der Messe aber nahmen sie ihr die Fesseln ab und bepinselten die am Körper aufgeritzte Stelle mit etwas Bräunlichem. Sie stand auf, wurde in eine schwarze Kutte gehüllt und wie eine Gefangene abgeführt. Später sah er sie dann bei den üblicherweise folgenden sexuellen Schwelgereien wieder.
    Derartige Szenen hatten Simeon anfänglich irritiert

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