Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Wolf hinzu. „Was immer du tun wirst, du wirst es bereuen.“
„ Dann kann ja nichts schief gehen. Lass uns nun wenigstens die Suppe essen und ein ganz klein bisschen Weihnachten feiern. Morgen bei Muttern gibt es bestimmt was Leckeres.“
„ Und auch dann erst ziehe ich meine Bügelfaltenhose an“, bestimmte Wolf.
Anke erhob sich wieder und ließ sich von ihm umarmen. Sie lachte, während ihr die Tränen der Anspannung über die Wangen liefen.
„Ich freue mich aufs Himmelbett und einen leckeren trockenen Roten.“
Über Vergangenes mache dir keine Sorge,
dem Kommenden wende dich zu
(Chinesische Weisheit)
Cara betrachtete den Weihnachtsbaum. Er trug weiße Kugeln, seine Zweige waren verziert mit großen, weißen, seidenen glänzenden Schleifen. Sie lag auf dem Sofa. Leon hatte ihr dort das Bett gerichtet.
Vor ihren Augen zündete Leon besinnlich eine weiße Kerze nach der anderen an, bis der Baum fast in Flammen zu stehen schien. Ein solches Bild jedenfalls schob sich ungewollt immer wieder vor ihre Augen. Das Flackern der Kerzen irritierte sie. Cara spürte die Unruhe in sich aufsteigen, versuchte, das allmählich anfangende Zittern zu verbergen und zog die Bettdecke hoch bis zum Kinn. Leon hatte in dem Moment die letzte Kerze angezündet und drehte sich mit frohem Gesicht zu ihr.
„ Wunderschön, findest du nicht auch?“ Ergriffen vom Zauber gestand Leon: „Ich liebe echte Kerzen am Weihnachtsbaum. Zum ersten Mal seit fast vier Jahren zünde ich wieder welche an.“
Caras sah verschämt auf die in Weihnachtspapier eingewickelten Päckchen am Boden unter dem Baum. Alle waren für sie. Sie schloss die Augen. Sie hatte nichts für Leon. Als sie es ihm sagte, setzte er sich zu ihr auf das Sofa und flüsterte:
„Du, du bist mein Geschenk.“
Cara schluckte.
„Wir hatten nie einen Weihnachtsbaum. Es ist mir alles so fremd. Bitte Leon, habe es nicht so eilig mit mir.“ Ihre Stimme hatte einen Klang, der ihn aufhorchen ließ.
„ Ist alles in Ordnung Cara?“
Cara sah ihn nur an. Leon streichelte ihre blassen Wangen.
„Du zitterst ja durch die Bettdecke hindurch.“
„ Am 24. Dezember“, hauchte sie. „Menschliche Opfer. Warst du mal dabei? Babys. Ihr Blut. Es war der große Trauerabend wegen Christi Geburt. Dämonisch ausgestattet, später, dann später, hinterher, weiß du, hinterher“, ihr Atem ging schnell, „haben wir alle durcheinander, jeder mit jedem ...“
Unerwartet schlug sie Leon gegen die Brust. Er wich überrascht zurück. Cara warf die Bettdecke zur Seite, zog blitzschnell die Beine an, drehte sich zur Seite und sprang vom Sofa. Sie zappelte mitten im Zimmer umher und flehte eine imaginäre Person an:
„Nein, nicht, bitte, nicht weh tun!“
Geschwind war Leon bei ihr, packte ihre Arme und zwang sie, stehen zu bleiben. Sie sah ihn mit glasigen Augen an, während ihr Körper sich in seinen Armen wand und zuckte.
„Liebling! Komm zu dir!“
Tu mir nichts!Ich weiß, Carola muss gehorchen! Gehorchen!“
„Oh mein Gott“, stöhnte Leon auf und schlang seine Arme um ihren Körper, drückte sie fest an seine Brust und schaukelte sie wie ein Baby sanft hin und her, bis ihr Atem ruhiger wurde.
„ Schau nicht immer zurück! Schau nach vorne. Es wird alles gut. Sie werden dir nichts tun, Cara. Ich bin bei dir und passe auf dich auf. Ich verspreche es! Wir werden heiraten. Wir haben Geld. Brauchen keine Sorgen zu haben. Ich nehme mein Studium wieder auf und ich werd ein guter Arzt und wir eine glückliche Familie.“
Er schüttelte sie. „Cara, Cara!!“
Sie wiegte ihren Kopf an seiner Brust. Er nahm ihn zwischen seine Hände und hob ihn, dass sie ihn ansehen musste. Ihre Augen waren wieder klarer.
Cara, bist du wieder da?!“ fragte er und schüttelte sie erneut.
„Heiraten“, murmelte sie“, ich hab nicht mal Papiere.“
„ Du bist es wieder, Gott sei Dank. In Berlin werden sie ja wohl noch eine Geburts- oder Taufurkunde oder was weiß ich haben,“ lachte er glücklich „und wir haben deinen Ausweis.“
„ Er wird uns finden, mich finden, ich weiß es, und ich muss vorbereitet sein, damit ich ihm das geben kann, was er haben will. Ich muss ihn besänftigen, den großen Vater.“
„ Cara, was immer du vorhast, rede vorher mit mir. Sag es mir. Ich will nicht, dass du eine Dummheit machst.“
Sie nickte, obwohl sie niemals mit Leon darüber sprechen würde. Das war ganz allein Carolas Aufgabe, dachte Cara benommen, verwirrt über ein aufkommendes
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