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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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Macht Satans herbeimurmelten und Viktor seinem Sohn Simeon die langen wallenden Haare abschnitt, wusste Cara, was das andere Teil in Großvaters Händen war. Ein Rasierapparat, mit dem unter lautem Beten der Kopf ihres Vaters kahl geschoren wurde. Als es vollbracht war, reckte Simeon stolz die Brust und blickte mit glanzvollen Augen triumphierend auf die schwarze Schar vor ihm. Viktor erklärte mit durchdringender Stimme bei leisem Orgelgegrummel:
    „Simeon, mein Sohn, ist der neue Herrscher unserer Glaubensgemeinschaft im Sinnbild unseres großen Vorbildes LaVey. Wie er trägt auch Simeon den Kopf kahl rasiert.“
     
    In dieser Nacht der großen feierlichen Orgie übergab Simeon seine Tochter Cara ihrem Großvater. Sie war zwölf Jahre, als der alte Mann sie zu seiner Geliebten machte, sie unter den anderen kleinen Gespielinnen als Königin hervorhob. In Cara tobten zwiespältige Gefühle. Sie war trotz aller Zweifel über das, was mit ihr geschah, auf für sie unerklärbare Weise stolz. Andererseits hatte sie unglaubliche Angst, sich zu wehren oder nur in irgendeiner Weise zu zeigen, nicht begeistert zu sein. Denn verweigerte sich eine weibliche Person in der Gruppe, bekam sie Schläge mit dem Gürtel, wurde ans Kreuz gefesselt und von allen geschlagen. Anschließend musste sie trotz der ertragenen körperlichen Schmerzen einen vier Seiten langen Bericht über sich, ihre Gedanken und Zweifel schreiben. Und wenn die Ausführungen nicht im Sinne des Herrschers klangen, folgten stundenlange Sitzungen mit schwarzer Magie und Voodoo-Drohungen, die sich erfüllen würden, sollte keine Besserung eintreten.
    Cara wusste tief in ihrem Inneren, das alles, was mit ihr geschah und um sie herum passierte, nicht einem normalen bürgerlichen Leben entsprach, obwohl sie ein solches nie kennengelernt hatte. Die schon seit ihrem Denken in ihrer Brust vorhandene dumpfe bohrende Spannung verstärkte sich. Nach dieser Walpurgisnacht 1995 erschien das erste Mal die Polizei bei den Aposteln Diabolus.
     
    Anke sog tief Luft ein. Sie sah Wolf mit den fertigen Häppchen an ihr vorbei eilen und das Tablett auf dem Wohnzimmertisch abstellen. Er hatte gerade die Hand an der Fernbedienung, um die Nachrichten einzuschalten, als sie hochfuhr.
    „Mensch Wolf, Apostel Diabolus, Mensch, Heimatland. Ich wollt ja schon längst nachgeforscht haben. Seit kurzer Zeit hab ich es geahnt. Ich war mir aber nicht ganz sicher. Aber jetzt. Hier ist von der Sekte die Rede, die damals in Berlin ausgehoben wurde. Die Apostel Diabolus. Wieso bin ich nicht eher darauf gekommen, ich Hirnliesel.“
    „ Ganz simpel, weil der Name bisher noch nicht gefallen war“, antwortete Wolf.
    „ Trotzdem, ich stand völlig auf der Leitung. Einige von denen sind damals einfach verschwunden. Man vermutet, dass sie sich irgendwo im fernen Osten niedergelassen haben. Der Anführer ist bald nach seiner Festnahme im Knast gestorben.“
    „ Der alte oder junge?“ fragte Wolf.
    Anke sah ihn irritiert an.
    „Anke, was ist los? Hast du nicht zugehört beim Lesen, es gab doch einen Wechsel.“
    Sie schüttelte ihre Locken.
    „Ja, richtig, ich bin völlig durcheinander. Weißt du, da steckt was ganz Großes dahinter. Ich spür es, ich fühl es, ich riech es.“
    „ Na, hoffentlich bringt uns das nicht um“, sorgte sich Wolf.
    „ Was den Anführer betrifft“, fuhr Anke aufgeregt fort, „ich gehe jetzt mal vom Naturgesetz aus, also wohl der Alte. Das Ganze passierte, lass mich überlegen, ich glaub, drei Jahre, nachdem dieser Eschner verknackt wurde.“
    Anke lief vor Aufregung, die Kladde wie ein Heiligtum in der Hand, um den Tisch.
    „Ich muss morgen sofort recherchieren. Wenn das alles stimmt, dann könnte ich eventuell, vielleicht, möglicherweise, ach, ich weiß nicht was, soll ich? Ach Mist, ich könnte eine Verbindung schlagen, oh Mensch.“
    Sie griff auf ihrem Rundgang zwei Häppchen und schob sich beide auf einmal in den Mund.
    „Hmm, die sind wieder unschlagbar.“

12
    Dummheit, die Hauptsünde des Satanismus.
    Es ist zu schade, dass Dummheit keine Schmerzen verursacht. Satanisten müssen lernen, hinter die Tricks zu sehen, sie können es sich nicht leisten, dumm zu sein.
    (Erste der neun satanischen Sünden)
     
    Cara stand in der Tür und winkte Leon nach. Er fuhr mit seinem BMW in die Stadt, um sich um seine Universitätsangelegenheiten zu kümmern, Besorgungen zu tätigen und den Festnetzanschluss wieder anzumelden. Cara genoss es, allein zu sein. Sie fühlte

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