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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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Verhalten wurde, umso mehr inspirierte es seinen Sohn Simeon, dieses zu übernehmen. Er war es dann auch, der immer rigoroser predigte, sich von den anerzogenen Wertvorstellung und Prägungen zu befreien, den sexuellen Lustgewinn zu steigern und die Macht über andere Menschen anzustreben.
    Simeon, in die Fußstapfen seines Vaters gezwungen, leitete die Fabrik übellaunig und leidlich. Die Erlösung nahte, als Viktor den lang gehegten Gedanken endlich verwirklichte, seine Verpackungsfabrik zu verkaufen. Die gewinnbringenden Verhandlungen dauerten Monate. Viktor wechselte kompromisslos drei Mal die Anwälte, bis diese nach seinen Vorstellungen den Verkauf durchboxten. Somit konnte sich Simeon nun völlig auf sein Amt als diabolischer Nachfolger seines Vaters Viktors auf die dunkle Magie einlassen.
     
    Den satanischen Kult, wie noch vor Jahren denkbar, ohne wesentliche Blessuren zu verlassen, schien nun unmöglich. Simeon ließ mit Einverständnis seines Vaters keinen gehen, ohne ihn nicht einem enormen psychischen Druck auszusetzen. Das Schwert Diabolus war der Schrecken aller Abtrünnigen, denn so wurden die Ausgesandten genannt, die nicht scheuten, auch körperliche Gewalt anzuwenden. Wo immer die wortbrüchigen Treulosen auch Unterschlupf suchten, sie wurden von den Häschern aufgespürt, aufgelauert und zusammengeschlagen. War der Wohnaufenthalt bekannt und lag gar noch in den ersten zwei Stockwerken, durchschlugen verweste Ratten oder Hühner die Fensterscheiben und versetzten auch Unbeteiligte in Angst und Grauen. Nirgendwo fand ein Flüchtiger Ruhe. In den meisten Fällen gab er auf und kehrte zerknirscht zurück. Satan jedoch begrüßte seine verlorenen Kinder nicht mit Freude oder gar Liebe. Besaß kein Einsehen mit seinen reuigen Sündern, denen eine lange Leidenszeit bevorstand. Er umarmte sie tödlich, wenn sie nicht schon vorher den rituellen Schwüren, Drohungen und Peitschenhieben durch einen Freitod entflohen. Nur einmal widersetzte sich eine junge Frau ihren Verfolgern und warf sich vor deren Augen vor einen fahrenden Bus. Sie verstarb wenig später an der Unfallstelle.
    Simeon war hochzufrieden über den von Satan herbeigeführten gerechten Tod. Eine Sondermesse wurde abgehalten und anschließend gab es Wodka und eine Auswahl an Rauschmitteln wie Kokain, Heroin und für die Anfänger Marihuana. Bis in den frühen Morgenstunden wurden alle christlichen Sünden, die im Sinne Satans zur körperlichen, geistigen und emotionalen Erfüllung führen, weidlich ausgelebt.
    Nora hütete sich, ihre wahren Gefühle zu zeigen. Entsetzen über den Tod der jungen Frau breitete sich in ihr aus. Lange Monate hatte eine stille Freundschaft zwischen ihnen bestanden. Sie war schwanger gewesen und hatte wohl deswegen die Flucht gewagt, denn sie hatte zu den auserwählten Schwangeren gehört, die das Haus nicht mehr verlassen durften. So hatte sie gewusst, dass auch ihr Neugeborenen für Satan bestimmt war, heimlich zur Welt kommen sollte, damit es nicht gemeldet werden musste. Somit vermisste es auch niemand.
    Die Feierlichkeiten überstand Nora nur durch einen erhöhten Heroinkonsum.
     
    Anke hielt mit ihrer Vorlesung inne und sah Wolf an, der verhalten gegähnt hatte. Er lag längs auf dem Sofa, seine Beine auf ihrem Schoß platziert und hielt seine Augen geschlossen. Sie seufzte. Wolfs Augen blieben geschlossen.
    „Kann ich davon ausgehen, dass wir beide einer Meinung sind?“, fragte sie mit gehobener Stimme und blickte in seine blinzelnden Augen.
    „ Welcher Meinung?“
    „ Dass, obgleich der Grausamkeit, die Berichterstattung im Moment eine Flaute hat.“
    Wolf wiegte seinen Kopf zu einem Ja.
    „Es ist beklemmend, und ich vermag mir das alles kaum vorzustellen, aber wenn ich das Ganze jetzt als Leser eines Romans nach dem reinen Unterhaltungswert betrachte, hängt er im Moment etwas durch. Aber hier geht es ja um Realität und nicht um Fiktion und Unterhaltungswert.“
    Einen Augenblick schwiegen beide. Anke wartete noch einige Sekunden, die sie rein rhetorisch für nötig hielt, um ihren Ausführungen die entsprechende Bedeutung zu geben.
    „Ich tippe hier auf Nora als Schreiberin. Wahrscheinlich befindet sie sich gerade in der inneren Abnabelungsphase. Das würde auch die momentan spürbare Distanz der Schreibe erklären.“
    Anke blätterte durch die Kladde. Mittlerweile lasen sie in der zweiten.
    „Schau“, sie hielt Wolf die aufgeschlagene Seite hin, „hier tauchen jetzt die beiden unterschiedlichen

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