Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)
ängstlich, wenigstens ein wenig, war sie auch, doch parallel dazu stieg Wut in ihr hoch. Verdammt,wie kam sie hier heil heraus? Unter höchster Anspannung warf sie ihren Kopf zurück und sagte mit fester Stimme:
„ Dann muss ich den Schaden wohl auf meine Kappe nehmen, gute Nacht.“
Sie wollte gerade die Haustür öffnen, als sie von außen Schlüsselgeräusche vernahm und die Haustür aufgesperrt wurde. Ein weiterer Mann stand ihr gegenüber und sah sie überrascht an. Er war einen Kopf größer als sie, trug blonde lange Haare und schien in ihrem Alter, hatte die Vierzig wohl noch nicht erreicht. Er warf einen fragenden Blick zu den beiden Männern in ihrem Rücken.
„Komm rein, Fred, die Dame hat sich verirrt“, hörte sie hinter sich die sonore Sing-Sang-Stimme des Schwarzhaarigen, die sie nie mehr in ihrem Leben vergessen würde.
Nachdem die Haustür hinter ihr ins Schloss gefallen war, spürte sie ihre Knie zittern. Erst jetzt fühlte sie den vertrauten Adrenalinstoß durch ihren Körper strömen. Ihr Gehirn arbeitete und versuchte, herauszufinden, was sie so überraschend stark beeindruckt hatte. War es die Persönlichkeit des schwarzhaarigen Mannes? Seine Persönlichkeit, überlegte sie oder seine Hochmütigkeit, Selbstherrlichkeit? Er hatte eine überwältigende Sicherheit ausgestrahlt, als verfüge er über die Gewissheit, nicht nur der Beste unter der Weltbevölkerung zu sein, sondern auch unüberwindbar und unberührbar. Als könne er die Menschen wie Marionetten nach seinem Willen agieren lassen. Unter seinem Blick hatte sie sich klein und unbedeutend gefühlt. Und das war wirklich etwas Besonderes.
Sie blickte hinüber zum Spielplatz. Holger war nicht zu sehen. Ein leichter Pfeifton von rechts ließ sie den Kopf wenden. Er stand einige Meter abseits des Gebäudes. Sich entfernt zu haben, war klug von ihm gewesen, dachte Anke und schielte aus den Augenwinkeln zum Haus. Sie würden sie bestimmt durch irgendein Fenster beobachten. Anke deutete ihrem Begleiter durch eine diskrete Handbewegung an, stehen zu bleiben, wo er war.
„ Und?“, fragte Holger sofort, als sie ihn erreicht hatte.
„ Komm, lass uns erst mal hier verschwinden.“ Sie fasste seinen Arm und zog ihn regelrecht die paar Schritte zum Auto. „Ich hab einen Fehler gemacht, ich spüre es. Au Backe, mir zittern immer noch die Knie.“
„ Jetzt mal nicht gleich Panik.“
Holger öffnete ihr die Wagentür. Anke ließ sich stöhnend auf den Sitz fallen. Kaum saß Holger neben ihr am Steuer, platzte es aus ihr heraus.
„Dieser Schwarzhaarige hat mich angesehen, als hätte er mich schon Satan versprochen.“
Anke schüttelte sich vor Unbehagen. Holger hielt an einer roten Ampel und wandte ihr sein Gesicht zu. Er grinste.
„Das wäre sicher ein Festmahl für den Fürsten der Finsternis.“
„ Verdammt, hör auf, ich meine das wirklich ernst.“ Ein Satz nach dem anderen sprudelte aus ihr heraus. „Ob das dieser Simeon Vronhoff war? Zurück aus Indien, wieder mit behaartem Kopf. Könnte es sein, dass der mich kennt? Über mich Bescheid weiß? Aber eigentlich, wie sollte das möglich sein? Aber mein Bauch ...“
„ O je, Frauen“, meinte Holger und sah sie unmissverständlich an.
„ Holger, wir hatten Anfang des Jahres einen Sektenmord in Bonn. Diese Sekten scheinen doch alle irgendwie miteinander verknüpft. Vielleicht wissen die hier in Berlin schon mehr, als wir ahnen. Ich meine, als ich ahne.“
Sie dachte an Leon und Cara, und dass satanistische Gruppierungen nicht tatenlos zusehen, wenn ihre Mitglieder den Abgang suchten. Abtrünnige waren für die satanische Gruppe immer ein gefährliches alarmierendes Signal und dagegen musste etwas Stärkeres gesetzt werden. Der junge Mann im Keller einer Berliner Pension fiel ihr wieder ein. Sie schauderte.
„Grün, fahr schon.“
Holger gab Gas.
„Wohin?“
„ Ich würde am liebsten das Grundbuch der Stadt Berlin einsehen.“
Holger seufzte theatralisch.
„Erstens, Behörden haben um diese Zeit geschlossen und zweitens, weißt du überhaupt, wie viele Grundbuchämter es in Berlin gibt? Mindestens fünf oder sechs.“
„ Aber es muss doch hier so was wie ein zentrales Grundbuchamt geben.“
„ Das hat jetzt auch zu, und außerdem brauchst du für eine Einsicht eine Berechtigung.“
„ Die hab ich doch wohl.“
„ Ich meine eine Berechtigung vom Eigentümer, dahin gehend, dass du das Grundstück vielleicht erwerben möchtest. Nicht die, die du zu haben glaubst,
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