Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
Vom Netzwerk:
ließ er auch sexuell von ihr ab. Er hungerte nach neuen und jüngeren Liebesdienerinnen. Diese Abweisung hinterließ in Cara das Gefühl einer Ausgestoßenen. Sie folgerte, sich Satan gegenüber nicht demütig genug verhalten zu haben, und fühlte sich schuldig. Denn es stimmte. Im tiefsten Innern hasste sie Satan für das, was er von ihr und seinen Gläubigen verlangte und durch den Guru samt seiner Priester forderte und ausüben ließ. Schlimmer jedoch war das Gefühl, beim Guru in Ungnade gefallen zu sein. Selbst Simeon ließ es sie spüren. Er sah seine Machtansprüche wegschwimmen. Sie hatte ihm nicht viel an Informationen liefern können, jedoch kannte Cara ihren Vater. Er würde niemals aufgeben und eines Tages sein Ziel erreichen. Aber ob es dann besser würde, bezweifelte sie.
    Mit der stetig wachsenden Verzweiflung über ihr Leben wuchs auch der Konsum der Haschischkekse, bis sie ihre Wirkung nach Vergessen nicht mehr erfüllten. Von Nora hatte sie sich abgeschaut, wie man Kokain spritzt. Eines Tages nahm Cara allen Mut zusammen, vermischte, wie sie es bei Nora gesehen hatte, Kokain mit Wasser, zog es auf und spritzte es sich in die Vene. Dabei schwor sie sich beim Anblick ihrer Mutter, es bei diesem einen Mal zu belassen. Es tat ihr weh, Noras Verfall mit zu erleben und die Kälte Simeons ihnen beiden gegenüber zu ertragen. Die lichten Momente ihrer Mutter waren bis auf ein Minimum am Tag geschrumpft.
    Gegen alle Vorsätze blieb es nicht bei diesem ersten Mal. Häufig wurde Cara von Wehmut gepackt, die sie zu zerstreuen suchte. Die Zeiten in Nähe des Gurus waren für sie von magischer, immer wieder aufladbarer düsterer Stimmung gewesen, die sie merkwürdig erregt hatte und die sie im Überschwang des Kokainrausches noch intensiver nacherlebte. Auf der einen Seite hatte Cara Angst vor dem Guru, der mit so einer gewaltigen Macht über sie verfügte. Auf der anderen fühlte sie sich auf sonderbare Weise zu ihm hingezogen, hatte es einfach geschehen lassen, wie damals als Kind. Doch jetzt war sie älter, erkannte die Dinge und ihre Unterschiede, trotzdem fühlte sie sich hilflos ausgeliefert. Denn nun vermisste sie ihn. Er war der Einzige, der ihr Zuwendung geschenkt hatte, wenn auch die Art und Weise nicht der entsprach, von der sie ahnte, dass es sie geben musste. Seine Art Zuwendung war quälend und schmerzlich gewesen. Unvermittelt dachte sie an die Aufgabe, für die er sie auserkoren hatte, und fragte sich, was das für eine Aufgabe sein würde und wann sie diese zum ersten Mal ausführen sollte? Aber monatelang geschah nichts. Ihren vierzehnten Geburtstag vergaß sie. Auch sonst dachte keiner daran. Cara existierte für niemanden.
     
    An irgendeinem Tag, Cara wusste nicht einmal, welcher Wochentag es war, holte Swami sie am frühen Abend von der Meditierstunde ab. Im Wagen wartete Lenia. Schweigend deutete sie Cara, auf dem Rücksitz Platz zu nehmen. Es war derselbe Wagen mit den verhangenen Fenstern, der sie damals vom Flughafen abgeholt hatte. Lenia verband Cara die Augen.
    Nach einer Weile schwoll der Straßenlärm an, wie Cara es damals auch auf der Fahrt vom Flughafen zum Gelände erlebt hatte. Nach ihrem Zeitgefühl waren sie ungefähr eine Stunde unterwegs, als der Wagen hielt und sofort die Scheinwerfer ausgeschaltet wurden. Lenia entfernte ihr die Augenbinde und zog sie aus dem Wagen in die Dunkelheit. Die einzige Lichtquelle war Swamis Taschenlampe. Unter der spärlichen Beleuchtung spürte Cara plötzlich Lenias Finger etwas in ihr Gesicht streichen. Cara zuckte mit dem Kopf zur Seite, aber Lenia griff ihn mit beiden Händen, hielt ihn fest und sah sie intensiv an. Mit den Worten. „Halt still, du musst schmutzig aussehen“, vollführte sie ihr Werk. Dann riss sie Cara die dünne Bluse ein und streifte ihre beschmierten Finger an ihrem Rock ab.
    „ Ich werde dir heute noch folgen, später dann machst du es alleine“, erklärte Lenia. Sie fasste Cara bei der Hand und ging mit ihr bis zur nächsten Straßenecke. Caras Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, die nun hier und da durch spärliche Lichtquellen unterbrochen wurde. Die Straße war dreckig. Zu beiden Seiten stapelte sich der Müll. Schließlich erkannte Cara vor ihr die Umrisse vieler kleiner Hütten. Sie näherte sich. Und dann nahm sie auch Menschen wahr, herumspringende Kinder und schreiende Babys, die auf dem Boden lagen.
    „ Geh, und hole eines von den Babys! Möglichst ganz frisch. Sieh genau hin! Ich folge

Weitere Kostenlose Bücher