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Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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abgeschwächtes Schreien, Babyschreien. Auch Wolf schien nun etwas zu hören. Wie hypnotisiert starrte Anke ihn an, sah, wie sein Gesichtsausdruck in fassungsloses Erstaunen umschlug.
    „ Die Babys“, sagte er kaum hörbar, „sie sind hier irgendwo.“
    „ Nicht irgendwo“, hauchte Anke angespannt zurück. „Unter uns.“
    Sie unterhielten sich im Flüsterton weiter.
    „Aber die haben doch alles abgesucht. Wo soll es denn hier nach unten gehen?“
    „ Denk an die Kladden. In Berlin haben die Bullen auch alles abgesucht, und den geheimen Eingang zur Messe- und Opferstätte nicht gefunden.“
    Anke öffnete die Türen der Schrankwand.
    „Irgendwo muss ein geheimer Abgang sein.“
    Sie begann, die Innenwände abzutasten. Das Schreien war jetzt deutlicher zu hören.
    „Ich werd verrückt“, stieß sie hervor und noch einmal. „Ich werd verrückt.“
    „ Ja, das gibt eine Story“, maulte Wolf, „Journalistin findet auf eigene Faust die verschwundenen Babys, weil sie auf ihren Bauch hörte. Die Polizei hat versagt.“
    „ Jeder bekommt, was er verdient, und jetzt halt den Mund und such mit.“
    „ Oh Gott, ich glaub ich hab’s. Hier“, sie zeigte auf den Boden. Kurz darauf fingerte sie aus dem seitlichen Spalt die dünne Eisenstange. Steckte sie in die Ritze zwischen Rahmen und Boden. Wolf kam ihr zur Hilfe.
    „ Ich verstehe nicht, wie sie das übersehen konnten“, knurrte er.
    „ Wieso?“, ächzte Anke, während sie versuchte, den Boden zu heben, „weil nicht sein kann, was man sich nicht vorstellen kann. Weil sie so was nie vermuten würden und darauf gar nicht sensibilisiert waren. Außerdem waren sie alle todmüde.“
    Mit einer Hebelbewegung hoben sie den Schrankboden an und entfernten ihn. Jetzt drang das Schreien unmittelbar an ihre Ohren. Anke setzte als erste ihren Fuß auf die schmalen Stufen nach unten und Wolf folgte ihr. Unten tasteten ihre Finger an der Wand nach einem Lichtschalter. Was sie dann sahen, nahm ihnen den Atem.
    „Ungeheuerlich. Entsetzlich, das gibt es doch gar nicht“, hörte sie Wolf neben sich murmeln. Zehn Minuten später waren sowohl mehrere Notarztwagen als auch Hauff mit seinen Leuten wieder zur Stelle.
     

29
    Heizet nicht den Ofen eurem Feind so glühend,
    dass er euch selbst versengt
    (Shakespeare)
     
    Durch das geöffnete Schlafzimmerfenster drang warme Nachtluft. Anke lauschte einen Moment den Vögeln im Garten, die mit lautem Gezwitscher den aufkommenden Tag ankündigten. Sie lächelte kurz, weil es so lieblich es klang. Als wäre die Welt mit Frieden und Harmonie übersät. Sie ließ sich aufs Himmelbett fallen und beobachtete Wolf, der vor ihr auf und ab lief. Immer wieder fuhr er sich mit beiden Händen gleichzeitig durch seine Haare und rieb sich die Augen.
    „Ich kann einfach nicht glauben, was ich gesehen habe“, empörte er sich. „Ich kriege das Bild mit den Babys in den beiden Aquarien nicht aus dem Kopf. Was hat sie sich bloß dabei gedacht?“
    „ Was hätte sie anderes tun sollen? Es war die cleverste Lösung und die ästhetischste. Die Eltern können ihr Babys begraben, ohne auch nur einen Kratzer an ihren Körpern auszumachen.“
    „ Du bist wirklich makaber.“
    Anke erhob sich. „Ich bin genauso fassungslos wie du. Denk ja nicht, dass das alles einfach so leicht an mir vorbeigeht. Aber ich denke pragmatisch und hoffe, die beiden anderen kommen durch. Zudem bin ich hundemüde. Das nur nebenbei bemerkt. Aber ich muss runter an deinen PC. Das alles gehört morgen in die Zeitung.“
    Sie zog ihre Jacke aus. Während sie diese über die Stuhllehne warf, fiel ihr Blick durch das geöffnete Fenster in den Garten hinter dem Haus. Wie benommen schüttelte sie ihren Kopf. Schloss für einen Moment die Augen und blickte dann wieder nach draußen. Schlagartig vernahm sie das liebliche Vogelgezwitscher nicht mehr. Der Schock kroch ihr in alle Glieder und versetzte sie in regungslose Starre. Ein Schrei wollte ihrer Kehle entweichen und erstarb auf ihren Lippen. Langsam streckte sie ihren Arm nach Wolf aus.
    „ Wolf, bitte ...“
    „ Was hast du denn?“, fragte er abgespannt aber dennoch alarmierend.
    Anke breitete ihren anderen Arm aus und zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger durch das Fenster. Wolfs schlurfende Schritte zu ihr durch den großen Schlafraum drangen entfernt an ihr Ohr. Sie hielt noch immer den Arm ausgestreckt und starrte hinunter in den Garten.
    „Oh, mein Gottvater“, brach es aus Wolf heraus. „Das, das, ist

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