Die Babysammlerin (Contoli-Heinzgen-Krimi)
zusammen.
31
Gott hat uns gegeben den Geist nicht der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe.
(2. Timotheus 1,7)
Anke begrüßte Holger am Flughafen mit einer herzlichen Umarmung.
„ Und das ist Wolf, mein Mann“, stellte sie ihn anschließend voll sichtbarem Stolz vor. Die beiden Männer schüttelten sich die Hände.
„ Ich gratuliere Ihnen zu dieser Chaosfrau, wirklich, von ganzem Herzen“, bekundete Holger.
„ Danke, aber etwas weniger wäre mehr.“
„ Ich habe erst mal für drei Nächte ein Zimmer bestellt, in der Innenstadt, Kuhdammnähe“, erzählte Holger während des Einsteigens. „Was wollt ihr als Erstes tun“?
„ Zum Polizeipräsidium. Walter Albrecht wird sich sicherlich freuen, mich wiederzusehen“, schmunzelte Anke.
„ Vor allem“, erwiderte Holger, „mit dem, was du jetzt zu bieten hast.“
Er übergab ihr den Lageplan des Gartengrundstücks.
Walter Albrecht begrüßte sie stehend, wobei Anke trotz der im Bund locker sitzenden Hose den Eindruck bekam, sein Bauchumfang hätte sich seit der einen Woche erweitert. Der Bundknopf stand offen, und ohne seine Ameisenhosenträger wäre sie ihm sicherlich abgerutscht. Sie reichte ihm ihre Hand, stellte sich diesmal mit ihrem typisch zur Seite geneigten Kopf und dem angedeuteten Lächeln vor, obwohl sie wusste, dass er sich genau an sie erinnerte. Während er lasch ihre Hand drückte, bedachte Anke, dass er von ihren Steuergeldern bezahlt würde und somit eigentlich ihr Angestellter sei.
„Sie erinnern sich sicherlich an meinen letzten Besuch“, fragte sie auch schon ungewollt in dem entsprechenden Ton.
Albrecht blickte sie, wie es ihr schien, wissend an. Sie bemerkte ein verhaltenes Grinsen.
„Sekte Apostel Diabolus, aber keine Leichen.“
„ Fast richtig. Fehlt nur noch das Gartengrundstück.“
Albrecht hob die Brauen.
„Aaah“, meinte er, als würde es ihm gerade wieder einfallen. „Ich will Ihnen was sagen, Frau Journalistin, „die Bonner Kollegen haben sich schon mit uns Verbindung gesetzt.“
„ Wegen des Gartengrundstücks“, fragte Anke baff.
Bender hatte ihr doch einen Tag Zeit gegeben.
„Nee, wegen einer Cara Vronhoff, die bei Diabolus gelebt haben soll.“
Anke atmete auf.
„Wir waren bereits am und im Haus, im Garten dahinter und bis in den letzten Winkel des Gartenhäuschens.“
Er legte eine rhetorische Pause ein und betrachtete Anke. Sie sah ihn unverwandt an, zwang sich, Ruhe zu bewahren.
„Und?“ fragte sie schließlich, als ihr Albrechts Pause zu lang erschien.
„ Es ist alles leer, sogar die Garage. Das Haus wird observiert. Bisher jedoch hat sich nichts getan.“
Anke hatte heute Caras Bild in den Zeitungen gesehen. War Simeon mit ihr auf und davon? Möglicherweise zurück nach Indien?
„Sie müssen die Flughäfen überwachen“, platzte sie los. „Vielleicht ist er mit ihr zurück auf dem Weg nach Indien. Simeon Vronhoff hat sicher auch die Phantomzeichnung von Cara in den Zeitungen oder in den Medien gesehen. Der ist doch nicht blöd.“
„ Indien?“, wiederholte Albrecht ungläubig.
Anke stöhnte innerlich. Hatte Hauff die Unterlagen nicht richtig gelesen? Er hätte hier und an allen anderen Flughäfen doch sofort Alarm geben müssen. Dummer Gedanke, korrigierte sie sich. Wie hätte er es in der kurzen Zeit auch schaffen sollen, wo sie selbst Monate gebraucht hatte. Trotzdem sprach sie Albrecht auf die Flughäfen an. Auf ihre Frage schüttelte der den Kopf. Sie umriss in wenigen Worten, was sie wusste, und was auch mittlerweile der Bonner Polizei bekannt sein musste. Albrecht erhob sich umständlich hinter seinem Schreibtisch.
„Entschuldigen Sie mich. Eine Aktion Flughafen muss ich mit meinem Vorgesetzten absprechen. Darauf hin ließ er sie allein in dem Büro zurück. Anke verfiel ins Grübeln. Ob Simeon Vronhoff von den Kladden wusste? Ob es wirklich seine Stimme in der Nacht gewesen war, als Cara angerufen hatte, bezweifelte sie plötzlich. Was war mit ihr los? Sie war sich doch sicher gewesen. Einige verzweifelte Momente schlug sie die Hände vors Gesicht und lauschte nach innen. Er war es gewesen, sagte ihr Bauch. Aber das Nahe liegendste für ihn wäre gewesen, sich mit Cara in seinem Haus im Messeraum zu verbergen, um dort sein teuflisches Vorhaben so schnell wie möglich durchzuführen. Aber genauso gut konnte er gerade dabei sein, sie zurück nach Indien zu schleppen. Das Haus war angeblich leer. Glauben konnte Anke es so recht nicht. Albrecht
Weitere Kostenlose Bücher