Die Backlash-Mission
ihn
Galway.
»Nicht auf Anhieb. Dort gibt es unheimlich viel.«
»Genau das habe ich mir auch gedacht. Vielleicht sollten Sie hinuntergehen und dafür sorgen, dass
Caine und Co. beim Verlassen der Nabe keine Schwierigkeiten machen. Ich gehe in mein Büro zurück
und rufe die Ryqril an. Sie müssen erfahren, dass demnächst ein weiteres Team auf der Erde landen
wird.«
Es war keine angenehme Aufgabe; und noch lange, nachdem Galway aufgelegt hatte, stand er an dem
großen Fenster neben seinem Schreibtisch, blickte auf die Nabe hinaus und wartete, bis die
Spannung in seinen zitternden Muskeln nachließ. Natürlich hasste er die Eroberer der Menschheit
nicht; die Loyalitätskonditionierung, der er im Alter von achtzehn Jahren unterzogen worden war,
hatte eine emotionale Reaktion auf die Ryqril für immer ausgemerzt. Aber die Konditionierung
unterdrückte nicht die Angst, und Galway fürchtete die gummihäutigen Aliens mehr als alles andere
im Universum. Nicht nur wegen der Dinge, die sie ihm persönlich antun konnten, sondern weil sie
gezeigt hatten, was sie ganzen Welten antun konnten.
Auch seiner Welt.
Galway blickte über die Gebäude von Capstone hinweg zu den Greenheart-Mountains, wo nicht einmal
sechsunddreißig Jahre nach dem Bodenfeuerangriff der Ryqril die Vegetation auch nur annähernd die
gleiche Üppigkeit wie vor dem Krieg erreicht hatte.
Plinry war durch ihren Angriff beinahe ausgelöscht worden, und es würde mindestens noch eine
Generation dauern, bis der Planet ähnliche Verheerungen verkraften konnte.
Und wenn die Ryqril das Ausbildungslager der Blackcollars als zu große Bedrohung
empfanden...
Galway schauderte. Nein, er konnte nicht einfach Informationen über Caine weitergeben und dann
alles vergessen. Es lag in seinem persönlichen Interesse, dafür zu sorgen, dass jedes Team, das
Lathe und Lepkowski auf die Erde schickten, neutralisiert wurde, und zwar schnell. Unwillkürlich
wanderte sein Blick wieder zu Capstone, der Nabe und der hohen schwarzen Mauer, die sich wie ein
Berg ohne Spitze in der Mitte des Regierungsviertels erhob. Die Ryqril-Enklave. Die uneinnehmbare
Festung innerhalb einer Stadt, in einer Stadt, von der aus die wahren Beherrscher von Plinry
Marionetten wie Galway Befehle erteilten. Der Ort, an dem der Beschluss, die Blackcollars - und
unter Umständen mit ihnen den ganzen Planeten - zu vernichten, vielleicht eines Tages gefasst
wurde.
Und zwischen Plinry und diesem Beschluss stand nur ein sachkundiger Präfekt, der seine Pflicht
erfüllte.
Galway wandte sich vom Fenster ab, kehrte an seinen Schreibtisch zurück und machte sich
entschlossen an die Arbeit.
»Backlash.«
Lathe sprach das Wort leise, beinahe ehrfürchtig aus, während seine Finger über den rotäugigen
Drachenkopfring an seiner Hand glitten. Noch vor zwei Stunden waren seine Ziele klein und leicht
erreichbar gewesen; er war froh, dass er das Ausbildungszentrum und Männer von Caines und
Pittmans Kaliber besaß, mit denen er arbeiten konnte. Aber wenn Backlash wieder zur Verfügung
stand, dann gab es plötzlich keine Grenzen mehr für die Taten, die er vollbringen konnte.
Er riss sich zusammen und zwang seine Aufmerksamkeit von den Zukunftsvisionen zu dem Mann zurück,
der ihm gegenübersaß. »Wie stehen seine Chancen tatsächlich?«
Lepkowski schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Ich könnte wetten, dass sich die Formel
während des Krieges in den Geheimakten von Aegis befunden hat. Aber danach kann ich nicht einmal
mehr auf gut Glück raten. Sie könnte noch immer dort drin liegen und langsam verstauben - die
Ryqril wären bestimmt nicht daran interessiert, sie verschwinden zu lassen.«
»Ein durchschnittliches Widerstandsteam würde sich auch nicht besonders darum kümmern«, überlegte
Lathe. »Vielleicht wäre nicht einmal hohen Militärs klar, wie sehr das Blackcollarprojekt von der
Droge abhing.«
Lepkowski zog die Augenbrauen hoch. »Vielleicht finden sie auch nur, dass es nicht die Mühe
lohnt, die Blackcollars auferstehen zu lassen.«
Lathe lächelte grimmig. »So leicht kann man meine Gefühle nicht verletzen, mein Freund - ich habe
es ja gern, wenn man mich unterschätzt.«
Lepkowski erwiderte das Lächeln, das gemeinsame Erinnerungen weckte. Dann wurde er ernst.
»Caine wird es nicht gern sehen, wenn man sich in seine Angelegenheiten mischt.«
»Das habe ich irgendwie erwartet.« Lathe überlegte kurz. »Wir haben ja noch fünf Tage, um uns
etwas Kluges
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