Die Backlash-Mission
die
Widerstandskämpfer der Radix, die er auf Argent kennengelernt hatte. »Haben Sie auch Geschichten
über eine Gruppe namens Fackel gehört?«, fragte er.
Sie reagierte nicht darauf. »Nie davon gehört. Womit beschäftigen die sich? Oder sollte ich nicht
fragen?«
»Es ist kein Geheimnis. Angeblich kämpfen sie gegen die Ryqril.«
»Das klingt nicht nach einer Gruppe, für die sich die Blackcollars interessieren würden.«
»Dann wissen Sie nicht sehr viel über Blackcollars. Lernt man in der Schule denn nichts über
Zeitgeschichte?«
»Ich lerne genügend Zeitgeschichte, wenn ich mir die Latest News anschaue«, erwiderte sie.
Caine seufzte und warf das Handtuch. Die Regierung manipulierte eindeutig die Nachrichten - das
war zu erwarten gewesen. Wenn in einem Radius von tausend Kilometern um Denver Blackcollars
operierten, dann unternahm das örtliche Büro des Sicherheitsdienstes bestimmt alles in seiner
Macht Stehende, um die öffentliche Meinung gegen sie aufzubringen.
Was bedeutete, dass sie zumindest für die nächste Zukunft vollkommen auf sich selbst gestellt
waren.
»Zeigen Sie mir Ihren Ausweis«, verlangte er.
Lindsay fischte ihn aus ihrer Tasche und warf ihn Caine in den Schoß. Eine Karte, die in das auf
der Vorderseite durchsichtige Plastik eingeschweißt war, und Caine begutachtete sie im Schein
einer Stabtaschenlampe. Name, Foto, Adresse, Beschreibung, Firma. »Firma? Wird auch das hier in
die Ausweise aufgenommen?«
Sie sah ihn seltsam an. »Natürlich - die Firmen stellen ja die Ausweise aus. Woher kommen Sie
überhaupt?«
Caine wählte die einfachste Antwort. »Aus Europa. Was soll das heißen, dass die Firmen die
Ausweise ausstellen? Erledigt das nicht der örtliche Sicherheitsdienst?«
»Hier bei uns nicht. Deshalb können sie jemanden, den sie ohne Ausweis antreffen, mitnehmen, weil
er ein Landstreicher ist.«
»Und sie müssen sich erst nachher den Kopf darüber zerbrechen, wer der Betreffende tatsächlich
ist?«
Sie zuckte die Achseln. »Sie besitzen die Fingerabdrücke und Netzhautmuster von jedem von uns -
das behaupten sie jedenfalls.« Sie blickte wieder kurz von der Straße weg und zu ihm hinüber.
»Sie scheinen nicht sehr gut informiert zu sein, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«
»Wir sind hier neu.« Er ließ den Lichtkegel der Taschenlampe über ihre Kleidung wandern. Der
Stoff sah zumindest von der Struktur her so aus wie das auf Plinry verwendete Material. Aber
zwischen dem Schnitt, den Farbmustern und den Verzierungen existierten augenfällige Unterschiede.
»Wie weit ist es von der Stelle, bei der Sie den Lastwagen abliefern müssen, bis zu Ihrer
Wohnung?«, fragte er.
»Zwei Kilometer.«
»In welcher Richtung?«
»Wenn wir zur Firma fahren, kommen wir beinahe an meiner Wohnung vorbei.«
»Gut.« Rechts von ihnen tauchte wieder eine Stadt auf, die etwas weitläufiger war als die
vorherige.
»Ich möchte, dass Sie bei Ihrem Haus vorbeifahren und meine Männer aussteigen lassen. Sie werden
bei Ihrer Partnerin bleiben, während Sie und ich den Lastwagen abliefern.«
»Und Sie werden sich für Raina ausgeben? Man wird nämlich erwarten, dass wir gemeinsam
kommen.«
»Ich verlasse mich darauf, dass Ihnen dazu etwas einfällt«, sagte er bewusst reserviert.
»Vergessen Sie nicht: Wenn es Schwierigkeiten gibt, stecken Sie mittendrin.«
»Das müssen Sie mir nicht weiter erklären.« Ihre Stimme klang genauso reserviert.
»Gut.«
Die Stadt blieb hinter ihnen zurück, und im Führerhaus trat wieder Stille ein. Caine lehnte sich
zurück, entfaltete eine von Lepkowskis Karten und rechnete sich aus, wo und wann sie aus den
Bergen herauskommen würden.
Die Szene im Lagerhaus verlief enttäuschend undramatisch.
Am Tor versah ein einziger Mann Dienst, und er schluckte widerspruchslos Karens Behauptung, dass
Raina im letzten Augenblick erkrankt und Caine der einzige Ersatz gewesen war, den sie auftreiben
konnte. Der Manager ließ sie warten, bis er die versiegelten Zylinder im Wagen gezählt hatte,
aber Caine hatte den Eindruck, dass er alles nur routinemäßig tat.
Offenbar gab es niemanden, der an nicht verarbeitetem Ölschiefer interessiert war.
Einige Minuten später trafen sie mit einem Automat-Taxi in Lindsays Twoplex ein und stellten
fest, dass Braune und Colvin die unmittelbare Umgebung erforscht hatten, während Pittman und
Alamzad das Haus durchgecheckt hatten. »Ich glaube kaum, dass wir in der Eile etwas Sichereres
entdecken können«,
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